The success of knowledge-transfer process is determined by a correct choice of ratio between repetition and novelty.
Der Alltag! Das allerwunderbarste Wort unter den deutschen Wörtern! Es fängt mit dem Duft des Morgenkaffees an und mit trampelnden und weinenden und essenden und lachenden Kinder geht es weiter.
Und dann die Routine: Zähne putzen, anziehen, die Kinder in die Kita oder Schule bringen, die BVG nehmen - und über die mechanisierte Menschenmasse staunen - und den ganzen Tag lang seine Pflichten erfüllen.
Und am Abend kommt die Liebe und die Ruhe und die Nacht.
Der Alltag: immer erneut und wieder erneut.
Die Nachahmung, die Imitation, ist auch eine Art Wiederholung und zwar Wiederholung zwischen zwei Subjekten, eine Art intersubjektive Replikation.
Das Kind sagt: "der Baum".
Und dann sagt die Mutter: "der Baum". *
Abgesehen davon wer wann was gesagt hat ist eines klar: die Artikulation des Wort "Baum" wurde wiederholt. Und in beiden Gehirnen, die an der Interaktion beteiligt gewesen sind, wurden Synapsen verstärkt und Strukturen (um)gebaut.
Ein Morphismus entsteht: eine Wiederholung nicht nur in Zeit, sondern auch im Raum.
* Es ist etwa 1.4 mal wahrscheinlicher das eine intersubjektive Replikation von dem Kind initiiert wird und nicht von der Mutter (Prolegomena Paedagogica, seite 257)
Die Maschine leistet Arbeit, it does its work. "Arbeit leisten" heißt: Kraft entlang eines Weges bewirken. Und für die Maschine - "die dumme Maschine" - sagen einige, ist der Weg immer pre-definiert und pre-programmiert durch einen Menschen.
Schaut man sich mal einen robotischen Arm oder eine pick&place Maschine an: Wie genau und wie schnell sie das einzige tut, was sie tun kann. Es ist unheimlich und hypnotisch zugleich: unheimlich da es offensichtlich mit dem Organischen nichts zu tun hat, hypnotisch weil die immer gleiche Bewegung des Armes sich wiederholt, immer wieder erneut.
Und am Ende der Fließbandkette steht eine neue Maschine. Die Maschine hat sich repliziert. Und ist die Replikation auch nicht eine Art der Wiederholung ?
Berlin, AE491008
Rhetorik ist die Technik und Kunst der Überzeugung. Da die Wiederholung ein Mittel ist, mit dessen Verwendung man sehr leicht, aber hoch-effizient die Kognition der anderen Mitmenschen prägen kann, überrascht es kaum, dass das Phänomen der Wiederholung auch in der Rhetorik eine zentrale Role spielt.
In einer meinen letzten Publikationen* beschreibe ich die Mustererkennungsalgorithmen, bisher unbekannte repetitive Stilmittel in Werken von Shakespeare, Moliere oder Goethe. In Goethe findet man hier und da die Formen wie "Freud muß Leid, Leid muß Freude haben" oder "und Fels an Fels und Berg an Berg" oder "nicht dank und gruß nicht gruß und dank", aber was die Wiederholung betrifft, kommt nichts an die Meisterlichkeit Shakespeares heran.
z.B. die Sequenz gesprochen von Shakespeare's Lieblingscharakter Jack Falstaff:
Banish Peto, banish Bardolph, banish Poins ! But for sweet Jack Falstaff, kind Jack Falstaff, true Jack Falstaff, valiant Jack Falstaff and therefore more valiant being as he is old Jack Falstaff, banish not him thy harry's company, banish not him thy harry's company, banish plump jack and banish all the world !
Klingt ein bisschen wie ein Tweet von Donald Trump, oder ?
Ich habe mich jahrelang mit Spracherwerb, informatischen Modellen der Sprache und kognitiver Entwicklung von Kleinkindern beschäftigt. Jetzt beschäftige ich mich mit Didaktik und Lehre in der digitalisierenden Welt. Und auf der Brücke, die diese zwei Felder meiner wissenschaftlichen Interessen verbindet, steht das Motto:
Lassen wir aber die Metaphysik bei Seite und fokussieren uns auf das, was zu hören, sehen und berühren ist. Und da ist uns etwas klar: wo Wiederholung stattfindet, überall dort wo sich das Rad der Zeit dreht, dort entstehen Wellen, dort entstehen Rhythmen. Und dort wo Rhythmen zu beobachten sind - egal ob es um den Wechsel der Jahreszeiten oder das Ein- und Ausatmen geht - dort spricht man oft vom Leben.
Und jetzt die Künste! Über Musik wurde schon gesprochen: auf mikroskopischer Ebene ist die Essenz der Musik der Klang, und die Essenz des Klangs ist die immer wieder erneut auftretende Welle. Ähnliches kann man über das Licht sagen, also - mutatis mutandi - über das Visuelle.
Sicher, es ist möglich zu versuchen alle makroskopischen Regelmäßigkeiten zu zerbrechen und einen absoluten "random walk" in der Welt der Empfindungen hervorzubringen. Man kann sagen: "Höre und sehe nur zu, da gibt es keine Ordnung und keine Wiederholung mehr". Und doch wird der Geist des Zuhörers und das Auge des Betrachters auch in solcher Kakophonie eine Ordnung entdecken, denn so ist das Wesen des Geistes und Betrachters zugleich.
Hinweis: Was den wildesten und den methodischsten Malern gemein ist, ist genau die Tatsache, dass ihr Pinsel immer wieder und wieder die Leinwand berührt.
Weiter: Tanz ? Artikulation und Reartikulation von tausendmal ausgeübten motorischen Programmen. Theater ? Reprisen, Reinszenierungen, Repliken. Architektur ? Kombination und Rekombination der Grundbausteine. Schau dich um und betrachte mal genauer eine Ziegelwand oder einen Schachbrettboden: ein Muster, das nicht in Zeit sondern in Raum ausgedrückt ist, ist was du vielleicht sehen wirst. Und falls Wiederholung die Mutter ist, dann ist das Muster der Sohn.
Poesie ohne irgend eine Form der Repetition ist kaum vorstellbar. Und es geht nicht nur um die Tatsache, dass die Essenz eines Paarreims (AABB), Kreuzreims (BABA) oder Blockreims (ABBA), oder die Essenz einer Anapher, Wiederholung ist.
Sicher ist wiederholendes Verhalten bei den Tieren sehr häufig zu beobachten. Die Bienen leisten immer wieder ihre Arbeit im Gärten, wo Nektar im Überfluss ist, die Kühe kehren zu den gleichen Brunnen zurück und die Affen führen immer dieselbe Handbewegung aus, die ihnen ermöglicht eine harte Nuss zu knacken. Und am bisher bekannten Ende der ganzen Kette des Entstehens, die wir seit Darwin "Evolution" nennen, steht der Mensch und das Menschliche.
Wir beginnen unsere Sammlung der Aphorismen mit derselben Referenz, mit der Milan Kundera seine "Unerträgliche Leichtigkeit des Seiens" beginnt. Das heißt, mit dem Hinweis zum nietzscheanischen Begriff der "ewigen Wiederkunft des Gleichen".
»Alles wird sich irgendwann so wiederholen, wie man es schon einmal erlebt hat, und auch diese Wiederholung wird sich unendlich wiederholen«.
So lautet der erste Absatz aus Kunderas Meisterwerk.
Es ist so klar, dass wir es nicht sehen: bei zwischenmenschlicher Kommunikation spielt Wiederholung die erste Geige. Sie erlaubt dem alles wahrnehmenden Hirn das Wichtige, das Hervorstehende, das saliente zu bemerken und es von dem Hintergrund des verwirrenden Chaos der Welt hervorzuheben. Ein Geräusch, das keine Information enthält und nur einmal wahrgenommen wurde, lässt sich mit anderem Lärm annullieren. Was im Gehirn die Netzwerke baut, was im Gedächtnis bleibt, ist das was wiederholt wurde und wiederholt wird.
Wiederholung führt zu Redundanz. Und Redundanz ist nicht schlecht. Im Gegenteil: Redundanz befestigt, sie lässt Struktur, Muster und Gestalt entstehen; es ist die Redundanz, die zufällig eintretende Empfindungen in einen robusten, sich selbst stützenden Kristall verwandelt.
Reine Wiederholung wird aber schnell langweilig und trocken. Ab einem bestimmten Moment erweckt die Reartikulation des Schemas S keine neuen Kräfte mehr. Da muss die Neuheit eintreten, die neue Information bringende, die listig lustige Lady Entropie. Zarte Asymmetrie nach einer langen Reihe der Symmetrien erfrischt uns, und wie mal Jozef Knecht gedichtet hat:
Coded in vim (front-end: D3.js; back-end: kastalia.medienhaus) & content by Prof. Daniel D. Hromada (UdK / ECDF). Published under CC BY-NC-SA license.