Vor einem großen Walde wohnte ein armer Holzhacker mit seiner Frau und seinen zwei Kindern; das Bübchen hieß Hänsel und das Mädchen Gretel. ::: Er hatte wenig zu beißen und zu brechen, und einmal, als große Teuerung ins Land kam, konnte er auch das täglich Brot nicht mehr schaffen. ::: Wie er sich nun Abends im Bette Gedanken machte und sich vor Sorgen herum wälzte, seufzte er und sprach zu seiner Frau „was soll aus uns werden? wie können wir unsere armen Kinder ernähren, da wir für uns selbst nichts mehr haben?“ ::: „Weißt du was, Mann,“ antwortete die Frau, „wir wollen Morgen in aller Frühe die Kinder hinaus in den Wald führen, wo er am dicksten ist: da machen wir ihnen ein Feuer an und geben jedem noch ein Stückchen Brot, dann gehen wir an unsere Arbeit und lassen sie allein. Sie finden den Weg nicht wieder nach Haus und wir sind sie los.“ ::: „Nein, Frau,“ sagte der Mann, „das tue ich nicht; wie sollt ichs übers Herz bringen meine Kinder im Walde allein zu lassen, die wilden Tiere würden bald kommen und sie zerreißen.“ ::: „O du Narr,“ sagte sie, „dann müssen wir alle viere Hungers sterben, du kannst nur die Bretter für die Särge hobelen,“ und ließ ihm keine Ruhe bis er einwilligte. ::: „Aber die armen Kinder dauern mich doch“ sagte der Mann. Die zwei Kinder hatten vor Hunger auch nicht einschlafen können und hatten gehört was die Stiefmutter zum Vater gesagt hatte. ::: Gretel weinte bittere Tränen und sprach zu Hänsel „nun ists um uns geschehen.“ „Still, Gretel,“ sprach Hänsel, „gräme dich nicht, ich will uns schon helfen.“ Und als die Alten eingeschlafen waren, stand er auf, zog sein Röcklein an, machte die Untertüre auf und schlich sich hinaus. ::: Da schien der Mond ganz helle, und die weißen Kieselsteine, die vor dem Haus lagen, glänzten wie lauter Batzen. Hänsel bückte sich und steckte so viel in sein Rocktäschlein, als nur hinein wollten.::: Dann ging er wieder zurück, sprach zu Gretel „sei getrost, liebes Schwesterchen und schlaf nur ruhig ein, Gott wird uns nicht verlassen,“ und legte sich wieder in sein Bett. ::: Als der Tag anbrach, noch ehe die Sonne aufgegangen war, kam schon die Frau und weckte die beiden Kinder, „steht auf, ihr Faullenzer, wir wollen in den Wald gehen und Holz holen.“ ::: Dann gab sie jedem ein Stückchen Brot und sprach „da habt ihr etwas für den Mittag, aber essts nicht vorher auf, weiter kriegt ihr nichts.“ Gretel nahm das Brot unter die Schürze, weil Hänsel die Steine in der Tasche hatte. ::: Danach machten sie sich alle zusammen auf den Weg nach dem Wald. Als sie ein Weilchen gegangen waren, stand Hänsel still und guckte nach dem Haus zurück und tat das wieder und immer wieder. ::: Der Vater sprach „Hänsel, was guckst du da und bleibst zurück, hab Acht und vergiß deine Beine nicht.“ „Ach, Vater,“ sagte Hänsel, „ich sehe nach meinem weißen Kätzchen, das sitzt oben auf dem Dach und will mir Ade sagen.“::: Die Frau sprach „Narr, das ist dein Kätzchen nicht, das ist die Morgensonne, die auf den Schornstein scheint.“ Hänsel aber hatte nicht nach dem Kätzchen gesehen, sondern immer einen von den blanken Kieselsteinen aus seiner Tasche auf den Weg geworfen. ::: Als sie mitten in den Wald gekommen waren, sprach der Vater „nun sammelt Holz, ihr Kinder, ich will ein Feuer anmachen, damit ihr nicht friert.“ Hänsel und Gretel trugen Reisig zusammen, einen kleinen Berg hoch. ::: Das Reisig ward angezündet, und als die Flamme recht hoch brannte, sagte die Frau „nun legt euch ans Feuer, ihr Kinder und ruht euch aus, wir gehen in den Wald und hauen Holz. Wenn wir fertig sind, kommen wir wieder und holen euch ab.“ ::: Hänsel und Gretel saßen am Feuer, und als der Mittag kam, aß jedes sein Stücklein Brot. Und weil sie die Schläge der Holzaxt hörten, so glaubten sie ihr Vater wäre in der Nähe. Es war aber nicht die Holzaxt, es war ein Ast, den er an einen dürren Baum gebunden hatte und den der Wind hin und her schlug. ::: Und als sie so lange gesessen hatten, fielen ihnen die Augen vor Müdigkeit zu, und sie schliefen fest ein. Als sie endlich erwachten, war es schon finstere Nacht. ::: Gretel fing an zu weinen und sprach „wie sollen wir nun aus dem Wald kommen!“ Hänsel aber tröstete sie, „wart nur ein Weilchen, bis der Mond aufgegangen ist, dann wollen wir den Weg schon finden.“ ::: Und als der volle Mond aufgestiegen war, so nahm Hänsel sein Schwesterchen an der Hand und ging den Kieselsteinen nach, die schimmerten wie neu geschlagene Batzen und zeigten ihnen den Weg. ::: Sie gingen die ganze Nacht hindurch und kamen bei anbrechendem Tag wieder zu ihres Vaters Haus. Sie klopften an die Tür, und als die Frau aufmachte und sah dass es Hänsel und Gretel war, sprach sie „ihr bösen Kinder, was habt ihr so lange im Walde geschlafen, wir haben geglaubt ihr wolltet gar nicht wieder kommen.“ ::: Der Vater aber freute sich, denn es war ihm zu Herzen gegangen dass er sie so allein zurück gelassen hatte. Nicht lange danach war wieder Not in allen Ecken, und die Kinder hörten wie die Mutter Nachts im Bette zu dem Vater sprach „alles ist wieder aufgezehrt, wir haben noch einen halben Laib Brot, hernach hat das Lied ein Ende. ::: Die Kinder müssen fort, wir wollen sie tiefer in den Wald hineinführen, damit sie den Weg nicht wieder heraus finden; es ist sonst keine Rettung für uns.“ Dem Mann fiels schwer aufs Herz und er dachte „es wäre besser, dass du den letzten Bissen mit deinen Kindern teiltest.“ ::: Aber die Frau hörte auf nichts, was er sagte, schalt ihn und machte ihm Vorwürfe. Wer A sagt muss auch B sagen, und weil er das erste Mal nachgegeben hatte, so musste er es auch zum zweiten Mal. Die Kinder waren aber noch wach gewesen und hatten das Gespräch mit angehört. ::: Als die Alten schliefen, stand Hänsel wieder auf, wollte hinaus und Kieselsteine auflesen, wie das vorigemal, aber die Frau hatte die Tür verschlossen, und Hänsel konnte nicht heraus. Aber er tröstete sein Schwesterchen und sprach „weine nicht, Gretel, und schlaf nur ruhig, der liebe Gott wird uns schon helfen.“ ::: Am frühen Morgen kam die Frau und holte die Kinder aus dem Bette. Sie erhielten ihr Stückchen Brot, das war aber noch kleiner als das vorigemal. ::: Auf dem Wege nach dem Wald bröckelte es Hänsel in der Tasche, stand oft still und warf ein Bröcklein auf die Erde. „Hänsel, was stehst du und guckst dich um,“ sagte der Vater, „geh deiner Wege.“ „Ich sehe nach meinem Täubchen, das sitzt auf dem Dache und will mir Ade sagen,“ antwortete Hänsel. ::: „Narr,“ sagte die Frau, „das ist dein Täubchen nicht, das ist die Morgensonne, die auf den Schornstein oben scheint.“ Hänsel aber warf nach und nach alle Bröcklein auf den Weg. Die Frau führte die Kinder noch tiefer in den Wald, wo sie ihr Lebtag noch nicht gewesen waren. ::: Da ward wieder ein großes Feuer angemacht, und die Mutter sagte „bleibt nur da sitzen, ihr Kinder, und wenn ihr müde seid, könnt ihr ein wenig schlafen: wir gehen in den Wald und hauen Holz, und Abends, wenn wir fertig sind, kommen wir und holen euch ab.“ ::: Als es Mittag war, teilte Gretel ihr Brot mit Hänsel, der sein Stück auf den Weg gestreut hatte. Dann schliefen sie ein, und der Abend verging, aber niemand kam zu den armen Kindern. Sie erwachten erst in der finstern Nacht, und Hänsel tröstete sein Schwesterchen und sagte, „wart nur, Gretel, bis der Mond aufgeht, dann werden wir die Brotbröcklein sehen, die ich ausgestreut habe, die zeigen uns den Weg nach Haus.“ ::: Als der Mond kam, machten sie sich auf, aber sie fanden kein Bröcklein mehr, denn die viel tausend Vögel, die im Walde und im Felde umher fliegen, die hatten sie weggepickt. ::: Hänsel sagte zu Gretel „wir werden den Weg schon finden,“ aber sie fanden ihn nicht. Sie gingen die ganze Nacht und noch einen Tag von Morgen bis Abend, aber sie kamen aus dem Wald nicht heraus, und waren so hungrig, denn sie hatten nichts als die paar Beeren, die auf der Erde standen. ::: Und weil sie so müde waren dass die Beine sie nicht mehr tragen wollten, so legten sie sich unter einen Baum und schliefen ein. ::: Nun wars schon der dritte Morgen, dass sie ihres Vaters Haus verlassen hatten. Sie fingen wieder an zu gehen, aber sie gerieten immer tiefer in den Wald und wenn nicht bald Hilfe kam, so mussten sie verschmachten. ::: Als es Mittag war, sahen sie ein schönes schneeweißes Vöglein auf einem Ast sitzen, das sang so schön, daß sie stehen blieben und ihm zuhörten. ::: Und als es fertig war, schwang es seine Flügel und flog vor ihnen her, und sie gingen ihm nach, bis sie zu einem Häuschen gelangten, auf dessen Dach es sich setzte, und als sie ganz nah heran kamen, so sahen sie daß das Häuslein aus Brot gebaut war, und mit Kuchen gedeckt; aber die Fenster waren von hellem Zucker. ::: „Da wollen wir uns dran machen,“ sprach Hänsel, „und eine gesegnete Mahlzeit halten. Ich will ein Stück vom Dach essen, Gretel, du kannst vom Fenster essen, das schmeckt süß.“ ::: Hänsel reichte in die Höhe und brach sich ein wenig vom Dach ab, um zu versuchen wie es schmeckte, und Gretel stellte sich an die Scheiben und knuperte daran. Da rief eine feine Stimme aus der Stube heraus „knuper, knuper, knäuschen, wer knuspert an meinem Häuschen?“ ::: die Kinder antworteten „der Wind, der Wind, das himmlische Kind,“ und aßen weiter, ohne sich irre machen zu lassen. Hänsel, dem das Dach sehr gut schmeckte, riss sich ein großes Stück davon herunter, und Gretel stieß eine ganze runde Fensterscheibe heraus, setzte sich nieder, und tat sich wohl damit. ::: Da ging auf einmal die Türe auf, und eine steinalte Frau, die sich auf eine Krücke stützte, kam heraus geschlichen. Hänsel und Gretel erschracken so gewaltig, daß sie fallen ließen was sie in den Händen hielten. ::: Die Alte aber wackelte mit dem Kopfe und sprach „ei, ihr lieben Kinder, wer hat euch hierher gebracht? kommt nur herein und bleibt bei mir, es geschieht euch kein Leid.“ Sie faßte beide an der Hand und führte sie in ihr Häuschen. ::: Da ward gutes Essen aufgetragen, Milch und Pfannekuchen mit Zucker, Äpfel und Nüsse. Hernach wurden zwei schöne Bettlein weiß gedeckt, und Hänsel und Gretel legten sich hinein und meinten sie wären im Himmel. ::: Die Alte hatte sich nur so freundlich angestellt, sie war aber eine böse Hexe, die den Kindern auflauerte, und hatte das Brothäuslein bloß gebaut, um sie herbeizulocken. Wenn eins in ihre Gewalt kam, so machte sie es tot, kochte es und aß es, und das war ihr ein Festtag. ::: Die Hexen haben rote Augen und können nicht weit sehen, aber sie haben eine feine Witterung, wie die Tiere, und merkens wenn Menschen heran kommen. Als Hänsel und Gretel in ihre Nähe kamen, da lachte sie boshaft und sprach höhnisch „die habe ich, die sollen mir nicht wieder entwischen.“ ::: Früh Morgens ehe die Kinder erwacht waren, stand sie schon auf, und als sie beide so lieblich ruhen sah, mit den vollen roten Backen, so murmelte sie vor sich hin „das wird ein guter Bissen werden.“ ::: Da packte sie Hänsel mit ihrer dürren Hand und trug ihn in einen kleinen Stall und sperrte ihn mit einer Gittertüre ein; er mochte schreien wie er wollte, es half ihm nichts. Dann ging sie zur Gretel, rüttelte sie wach und rief „steh auf, Faullenzerin, trag Wasser und koch deinem Bruder etwas gutes, der sitzt draußen im Stall und soll fett werden. Wenn er fett ist, so will ich ihn essen.“ ::: Gretel fing an bitterlich zu weinen, aber es war alles vergeblich, sie musste tun was die böse Hexe verlangte. Nun ward dem armen Hänsel das beste Essen gekocht, aber Gretel bekam nichts als Krebsschalen. ::: Jeden Morgen schlich die Alte zu dem Ställchen und rief „Hänsel, streck deine Finger heraus, damit ich fühle ob du bald fett bist.“ ::: Hänsel streckte ihr aber ein Knöchlein heraus, und die Alte, die trübe Augen hatte, konnte es nicht sehen, und meinte es wären Hänsels Finger, und verwunderte sich daß er gar nicht fett werden wollte. ::: Als vier Wochen herum waren und Hänsel immer mager blieb, da übernahm sie die Ungeduld, und sie wollte nicht länger warten. ::: „Heda, Gretel,“ rief sie dem Mädchen zu, „sei flink und trag Wasser: Hänsel mag fett oder mager sein, morgen will ich ihn schlachten und kochen.“ Ach, wie jammerte das arme Schwesterchen, als es das Wasser tragen musste, und wie flossen ihm die Tränen über die Backen herunter! ::: „Lieber Gott, hilf uns doch,“ rief sie aus, „hätten uns nur die wilden Tiere im Wald gefressen, so wären wir doch zusammen gestorben.“ „Spar nur dein Geblärre,“ sagte die Alte, „es hilft dir alles nichts.“ ::: Früh Morgens musste Gretel heraus, den Kessel mit Wasser aufhängen und Feuer anzünden. „Erst wollen wir backen“ sagte die Alte, „ich habe den Backofen schon eingeheizt und den Teig geknetet.“ ::: Sie stieß das arme Gretel hinaus zu dem Backofen, aus dem die Feuerflammen schon heraus schlugen. „Kriech hinein,“ sagte die Hexe, „und sieh zu ob recht eingeheizt ist, damit wir das Brot hineinschieben können.“ ::: Und wenn Gretel darin war, wollte sie den Ofen zumachen, und Gretel sollte darin braten, und dann wollte sies auch aufessen. ::: Aber Gretel merkte was sie im Sinn hatte und sprach „ich weiß nicht wie ichs machen soll; wie komm ich da hinein?“ „Dumme Gans,“ sagte die Alte, „die Öffnung ist groß genug, siehst du wohl, ich könnte selbst hinein,“ krappelte heran und steckte den Kopf in den Backofen. ::: Da gab ihr Gretel einen Stoß dass sie weit hinein fuhr, machte die eiserne Tür zu und schob den Riegel vor. Hu! da fing sie an zu heulen, ganz grauselich; aber Gretel lief fort, und die gottlose Hexe musste elendiglich verbrennen. ::: Gretel aber lief schnurstracks zum Hänsel, öffnete sein Ställchen und rief „Hänsel, wir sind erlöst, die alte Hexe ist tot.“ Da sprang Hänsel heraus, wie ein Vogel aus dem Käfig, wenn ihm die Türe aufgemacht wird. ::: Wie haben sie sich gefreut, sind sich um den Hals gefallen, sind herumgesprungen und haben sich geküßt! Und weil sie sich nicht mehr zu fürchten brauchten, so gingen sie in das Haus der Hexe hinein, da standen in allen Ecken Kasten mit Perlen und Edelsteinen. ::: „Die sind noch besser als Kieselsteine“ sagte Hänsel und steckte in seine Taschen was hinein wollte, und Gretel sagte „ich will auch etwas mit nach Haus bringen“ und füllte sich sein Schürzchen voll. :::„Aber jetzt wollen wir fort,“ sagte Hänsel, „damit wir aus dem Hexenwald herauskommen.“ Als sie aber ein paar Stunden gegangen waren, gelangten sie an ein großes Wasser. „Wir können nicht hinüber,“ sprach Hänsel, „ich sehe keinen Steg und keine Brücke.“::: „Hier fährt auch kein Schiffchen,“ antwortete Gretel, „aber da schwimmt eine weiße Ente, wenn ich die bitte, so hilft sie uns hinüber.“ Da rief sie „Entchen, Entchen, da steht Gretel und Hänsel. Kein Steg und keine Brücke, nimm uns auf deinen weißen Rücken.“ ::: Das Entchen kam auch heran, und Hänsel setzte sich auf und bat sein Schwesterchen sich zu ihm zu setzen. „Nein,“ antwortete Gretel, „es wird dem Entchen zu schwer, es soll uns nach einander hinüber bringen.“ ::: Das tat das gute Tierchen, und als sie glücklich drüben waren und ein Weilchen fortgingen, da kam ihnen der Wald immer bekannter und immer bekannter vor, und endlich erblickten sie von weitem ihres Vaters Haus. ::: Da fingen sie an zu laufen, stürzten in die Stube hinein und fielen ihrem Vater um den Hals. Der Mann hatte keine frohe Stunde gehabt, seitdem er die Kinder im Walde gelassen hatte, die Frau aber war gestorben. ::: Gretel schüttete sein Schürzchen aus dass die Perlen und Edelsteine in der Stube herumsprangen, und Hänsel warf eine Handvoll nach der andern aus seiner Tasche dazu. ::: Da hatten alle Sorgen ein Ende, und sie lebten in lauter Freude zusammen. Mein Märchen ist aus, dort lauft eine Maus, wer sie fängt, darf sich eine große große Pelzkappe daraus machen.
Gretel fing an bitterlich zu weinen, aber es war alles vergeblich, sie musste tun was die böse Hexe verlangte. Nun ward dem armen Hänsel das beste Essen gekocht, aber Gretel bekam nichts als Krebsschalen.
Am frühen Morgen kam die Frau und holte die Kinder aus dem Bette. Sie erhielten ihr Stückchen Brot, das war aber noch kleiner als das vorige Mal.
Da hatten alle Sorgen ein Ende und sie lebten in lauter Freude zusammen. Mein Märchen ist aus, dort lauft eine Maus, wer sie fängt, darf sich eine große große Pelzkappe daraus machen.
Sie stieß das arme Gretel hinaus zu dem Backofen, aus dem die Feuerflammen schon herausschlugen. „Kriech hinein,“ sagte die Hexe, „und sieh zu ob recht eingeheizt ist, damit wir das Brot hineinschieben können.“
Das Reisig ward angezündet und als die Flamme recht hoch brannte, sagte die Frau: „Nun legt euch ans Feuer, ihr Kinder und ruht euch aus, wir gehen in den Wald und hauen Holz. Wenn wir fertig sind, kommen wir wieder und holen euch ab.“
Als es Mittag war, teilte Gretel ihr Brot mit Hänsel, der sein Stück auf den Weg gestreut hatte. Dann schliefen sie ein und der Abend verging, aber niemand kam zu den armen Kindern. Sie erwachten erst in der finstern Nacht und Hänsel tröstete sein Schwesterchen und sagte: „Wart nur, Gretel, bis der Mond aufgeht, dann werden wir die Brotbröcklein sehen, die ich ausgestreut habe, die zeigen uns den Weg nach Haus.“
Auf dem Wege nach dem Wald bröckelte es Hänsel in der Tasche, stand oft still und warf ein Bröcklein auf die Erde. „Hänsel, was stehst du und guckst dich um,“ sagte der Vater, „geh deiner Wege.“ „Ich sehe nach meinem Täubchen, das sitzt auf dem Dache und will mir Ade sagen,“ antwortete Hänsel.
Das Entchen kam auch heran und Hänsel setzte sich auf und bat sein Schwesterchen sich zu ihm zu setzen. „Nein,“ antwortete Gretel, „es wird dem Entchen zu schwer, es soll uns nacheinander hinüberbringen.“
Danach machten sie sich alle zusammen auf den Weg nach dem Wald. Als sie ein Weilchen gegangen waren, stand Hänsel still und guckte nach dem Haus zurück und tat das wieder und immer wieder.
Da gab ihr Gretel einen Stoß, dass sie weit hineinfuhr, machte die eiserne Tür zu und schob den Riegel vor. Hu! Da fing sie an zu heulen, ganz grauselich, aber Gretel lief fort und die gottlose Hexe musste elendiglich verbrennen.
Und wenn Gretel darin war, wollte sie den Ofen zumachen und Gretel sollte darin braten und dann wollte sies auch aufessen.
„Nein, Frau,“ sagte der Mann, „das tue ich nicht. Wie sollt ichs übers Herz bringen meine Kinder im Walde allein zu lassen, die wilden Tiere würden bald kommen und sie zerreißen.“
Der Vater sprach: „Hänsel, was guckst du da und bleibst zurück, hab Acht und vergiss deine Beine nicht.“ „Ach, Vater,“ sagte Hänsel, „ich sehe nach meinem weißen Kätzchen, das sitzt oben auf dem Dach und will mir Ade sagen.“
„Die sind noch besser als Kieselsteine“ sagte Hänsel und steckte in seine Taschen was hinein wollte und Gretel sagte: „Ich will auch etwas mit nach Haus bringen“ und füllte sich sein Schürzchen voll.
Wie haben sie sich gefreut, sind sich um den Hals gefallen, sind herumgesprungen und haben sich geküsst! Und weil sie sich nicht mehr zu fürchten brauchten, so gingen sie in das Haus der Hexe hinein, da standen in allen Ecken Kasten mit Perlen und Edelsteinen.
Da ward wieder ein großes Feuer angemacht und die Mutter sagte: „Bleibt nur da sitzen, ihr Kinder und wenn ihr müde seid, könnt ihr ein wenig schlafen. Wir gehen in den Wald und hauen Holz und abends, wenn wir fertig sind, kommen wir und holen euch ab.“
„Lieber Gott, hilf uns doch,“ rief sie aus, „hätten uns nur die wilden Tiere im Wald gefressen, so wären wir doch zusammen gestorben.“ „Spar nur dein Geplärre,“ sagte die Alte, „es hilft dir alles nichts.“
Sie gingen die ganze Nacht hindurch und kamen bei anbrechendem Tag wieder zu ihres Vaters Haus. Sie klopften an die Tür und als die Frau aufmachte und sah, dass es Hänsel und Gretel war, sprach sie: „Ihr bösen Kinder, was habt ihr so lange im Walde geschlafen, wir haben geglaubt ihr wolltet gar nicht wiederkommen.“
Und als sie so lange gesessen hatten, fielen ihnen die Augen vor Müdigkeit zu und sie schliefen fest ein. Als sie endlich erwachten, war es schon finstere Nacht.
„Hier fährt auch kein Schiffchen,“ antwortete Gretel, „aber da schwimmt eine weiße Ente, wenn ich die bitte, so hilft sie uns hinüber.“ Da rief sie: „Entchen, Entchen, da steht Gretel und Hänsel. Kein Steg und keine Brücke, nimm uns auf deinen weißen Rücken.“
Hänsel sagte zu Gretel: „Wir werden den Weg schon finden,“ aber sie fanden ihn nicht. Sie gingen die ganze Nacht und noch einen Tag von Morgen bis Abend, aber sie kamen aus dem Wald nicht heraus und waren so hungrig, denn sie hatten nichts als die paar Beeren, die auf der Erde standen.
Da fingen sie an zu laufen, stürzten in die Stube hinein und fielen ihrem Vater um den Hals. Der Mann hatte keine frohe Stunde gehabt, seitdem er die Kinder im Walde gelassen hatte, die Frau aber war gestorben.
Und als es fertig war, schwang es seine Flügel und flog vor ihnen her und sie gingen ihm nach, bis sie zu einem Häuschen gelangten, auf dessen Dach es sich setzte und als sie ganz nah herankamen, so sahen sie, dass das Häuslein aus Brot gebaut war und mit Kuchen gedeckt, aber die Fenster waren von hellem Zucker.
Gretel aber lief schnurstracks zum Hänsel, öffnete sein Ställchen und rief: „Hänsel, wir sind erlöst, die alte Hexe ist tot.“ Da sprang Hänsel heraus, wie ein Vogel aus dem Käfig, wenn ihm die Türe aufgemacht wird.
Die zwei Kinder hatten vor
Als es Mittag war, sahen sie ein schönes schneeweißes Vöglein auf einem Ast sitzen, das sang so schön, dass sie stehen blieben und ihm zuhörten.
Frühmorgens, ehe die Kinder erwacht waren, stand sie schon auf und als sie beide so lieblich ruhen sah, mit den vollen roten Backen, so murmelte sie vor sich hin: „Das wird ein guter Bissen werden.“
„Weißt du was, Mann,“ antwortete die Frau, „wir wollen morgen in aller Frühe die Kinder hinaus in den Wald führen, wo er am dicksten ist; da machen wir ihnen ein Feuer an und geben jedem noch ein Stückchen Brot, dann gehen wir an unsere Arbeit und lassen sie allein. Sie finden den Weg nicht wieder nach Haus und wir sind sie los.“
Da schien der Mond ganz helle und die weißen Kieselsteine, die vor dem Haus lagen, glänzten wie lauter Batzen. Hänsel bückte sich und steckte so viel in sein Rocktäschlein, als nur hinein wollten.
Wie er sich nun abends im Bette Gedanken machte und sich vor Sorgen herumwälzte, seufzte er und sprach zu seiner Frau: „Was soll aus uns werden? Wie können wir unsere armen Kinder ernähren, da wir für uns selbst nichts mehr haben?“
Die Alte hatte sich nur so freundlich angestellt, sie war aber eine böse Hexe, die den Kindern auflauerte und hatte das Brothäuslein bloß gebaut, um sie herbeizulocken. Wenn eins in ihre Gewalt kam, so machte sie es tot, kochte es und aß es und das war ihr ein Festtag.
Der Vater aber freute sich, denn es war ihm zu Herzen gegangen, dass er sie so allein zurückgelassen hatte. Nicht lange danach war wieder Not in allen Ecken und die Kinder hörten wie die Mutter nachts im Bette zu dem Vater sprach: „Alles ist wieder aufgezehrt, wir haben noch einen halben Laib Brot, hernach hat das Lied ein Ende.
Die Alte aber wackelte mit dem Kopfe und sprach: „Ei, ihr lieben Kinder, wer hat euch hierhergebracht? Kommt nur herein und bleibt bei mir, es geschieht euch kein Leid.“ Sie fasste beide an der Hand und führte sie in ihr Häuschen.
Gretel fing an zu weinen und sprach: „Wie sollen wir nun aus dem Wald kommen!“. Hänsel aber tröstete sie: „Wart nur ein Weilchen, bis der Mond aufgegangen ist, dann wollen wir den Weg schon finden.“
Als der Tag anbrach, noch ehe die Sonne aufgegangen war, kam schon die Frau und weckte die beiden Kinder: „Steht auf, ihr Faulenzer, wir wollen in den Wald gehen und Holz holen.“
Da packte sie Hänsel mit ihrer dürren Hand und trug ihn in einen kleinen Stall und sperrte ihn mit einer Gittertüre ein. Er mochte schreien wie er wollte, es half ihm nichts. Dann ging sie zur Gretel, rüttelte sie wach und rief: „Steh auf, Faulenzerin, trag Wasser und koch deinem Bruder etwas Gutes, der sitzt draußen im Stall und soll fett werden. Wenn er fett ist, so will ich ihn essen.“
Gretel schüttete sein Schürzchen aus, dass die Perlen und Edelsteine in der Stube herumsprangen und Hänsel warf eine handvoll nach der andern aus seiner Tasche dazu.
Die Hexen haben rote Augen und können nicht weit sehen, aber sie haben eine feine Witterung, wie die Tiere und merkens, wenn Menschen herankommen. Als Hänsel und Gretel in ihre Nähe kamen, da lachte sie boshaft und sprach höhnisch: „Die habe ich, die sollen mir nicht wieder entwischen.“
„Da wollen wir uns dranmachen,“ sprach Hänsel, „und eine gesegnete Mahlzeit halten. Ich will ein Stück vom Dach essen, Gretel, du kannst vom Fenster essen, das schmeckt süß.“
Nun wars schon der dritte Morgen, dass sie ihres Vaters Haus verlassen hatten. Sie fingen wieder an zu gehen, aber sie gerieten immer tiefer in den Wald und wenn nicht bald Hilfe kam, so mussten sie verschmachten.
Als sie mitten in den Wald gekommen waren, sprach der Vater: „Nun sammelt Holz, ihr Kinder, ich will ein Feuer anmachen, damit ihr nicht friert.“ Hänsel und Gretel trugen Reisig zusammen, einen kleinen Berg hoch.
Und weil sie so müde waren, dass die Beine sie nicht mehr tragen wollten, so legten sie sich unter einen Baum und schliefen ein.
Er hatte wenig zu beißen und zu brechen und einmal, als große Teuerung ins Land kam, konnte er auch das täglich Brot nicht mehr schaffen.
„Aber die armen Kinder dauern mich doch“ sagte der Mann. Die zwei Kinder hatten vor Hunger auch nicht einschlafen können und hatten gehört was die Stiefmutter zum Vater gesagt hatte.
Hänsel reichte in die Höhe und brach sich ein wenig vom Dach ab, um zu versuchen wie es schmeckte und Gretel stellte sich an die Scheiben und knusperte daran. Da rief eine feine Stimme aus der Stube heraus: „Knusper, knusper, knäuschen, wer knuspert an meinem Häuschen?“
Da ging auf einmal die Türe auf und eine steinalte Frau, die sich auf eine Krücke stützte, kam herausgeschlichen. Hänsel und Gretel erschraken so gewaltig, dass sie fallen ließen was sie in den Händen hielten.
„Heda, Gretel,“ rief sie dem Mädchen zu, „sei flink und trag Wasser. Hänsel mag fett oder mager sein, morgen will ich ihn schlachten und kochen.“ Ach, wie jammerte das arme Schwesterchen, als es das Wasser tragen musste und wie flossen ihm die Tränen über die Backen herunter!
Aber die Frau hörte auf nichts, was er sagte, schalt ihn und machte ihm Vorwürfe. Wer A sagt muss auch B sagen und weil er das erste Mal nachgegeben hatte, so musste er es auch zum zweiten Mal. Die Kinder waren aber noch wach gewesen und hatten das Gespräch mit angehört.
Da ward gutes Essen aufgetragen, Milch und Pfannekuchen mit Zucker, Äpfel und Nüsse. Hernach wurden zwei schöne Bettlein weiß gedeckt und Hänsel und Gretel legten sich hinein und meinten sie wären im Himmel.
Als vier Wochen herum waren und Hänsel immer mager blieb, da übernahm sie die Ungeduld und sie wollte nicht länger warten.
„Narr,“ sagte die Frau, „das ist dein Täubchen nicht, das ist die Morgensonne, die auf den Schornstein oben scheint.“ Hänsel aber warf nach und nach alle Bröcklein auf den Weg. Die Frau führte die Kinder noch tiefer in den Wald, wo sie ihr Lebtag noch nicht gewesen waren.
Frühmorgens musste Gretel heraus, den Kessel mit Wasser aufhängen und Feuer anzünden. „Erst wollen wir backen“ sagte die Alte, „ich habe den Backofen schon eingeheizt und den Teig geknetet.“
Als die Alten schliefen, stand Hänsel wieder auf, wollte hinaus und Kieselsteine auflesen, wie das vorige Mal, aber die Frau hatte die Tür verschlossen und Hänsel konnte nicht heraus. Aber er tröstete sein Schwesterchen und sprach: „Weine nicht, Gretel und schlaf nur ruhig, der liebe Gott wird uns schon helfen.“
Als der Mond kam, machten sie sich auf, aber sie fanden kein Bröcklein mehr, denn die viel tausend Vögel, die im Walde und im Felde umherfliegen, die hatten sie weggepickt.
Dann gab sie jedem ein Stückchen Brot und sprach: „Da habt ihr etwas für den Mittag, aber essts nicht vorher auf, weiter kriegt ihr nichts.“ Gretel nahm das Brot unter die Schürze, weil Hänsel die Steine in der Tasche hatte.
Vor einem großen Walde wohnte ein armer Holzhacker mit seiner Frau und seinen zwei Kindern; das Bübchen hieß Hänsel und das Mädchen Gretel.
Die Kinder müssen fort, wir wollen sie tiefer in den Wald hineinführen, damit sie den Weg nicht wieder herausfinden; es ist sonst keine Rettung für uns.“ Dem Mann fiels schwer aufs Herz und er dachte: „Es wäre besser, dass du den letzten Bissen mit deinen Kindern teiltest.“
Und als der volle Mond aufgestiegen war, so nahm Hänsel sein Schwesterchen an der Hand und ging den Kieselsteinen nach, die schimmerten wie neu geschlagene Batzen und zeigten ihnen den Weg.
Dann ging er wieder zurück, sprach zu Gretel: „Sei getrost, liebes Schwesterchen und schlaf nur ruhig ein, Gott wird uns nicht verlassen,“ und legte sich wieder in sein Bett.
„Aber jetzt wollen wir fort,“ sagte Hänsel, „damit wir aus dem Hexenwald herauskommen.“ Als sie aber ein paar Stunden gegangen waren, gelangten sie an ein großes Wasser. „Wir können nicht hinüber,“ sprach Hänsel, „ich sehe keinen Steg und keine Brücke.“
Gretel weinte bittere Tränen und sprach zu Hänsel: „Nun ists um uns geschehen.“ „Still, Gretel,“ sprach Hänsel, „gräme dich nicht, ich will uns schon helfen.“ Und als die Alten eingeschlafen waren, stand er auf, zog sein Röcklein an, machte die Untertüre auf und schlich sich hinaus.
Jeden Morgen schlich die Alte zu dem Ställchen und rief: „Hänsel, streck deine Finger heraus, damit ich fühle ob du bald fett bist.“
Die Frau sprach: „Narr, das ist dein Kätzchen nicht, das ist die Morgensonne, die auf den Schornstein scheint.“ Hänsel aber hatte nicht nach dem Kätzchen gesehen, sondern immer einen von den blanken Kieselsteinen aus seiner Tasche auf den Weg geworfen.
Das tat das gute Tierchen und als sie glücklich drüben waren und ein Weilchen fortgingen, da kam ihnen der Wald immer bekannter und immer bekannter vor und endlich erblickten sie von weitem ihres Vaters Haus.
„O du Narr,“ sagte sie, „dann müssen wir alle viere Hungers sterben, du kannst nur die Bretter für die Särge hobelen,“ und ließ ihm keine Ruhe bis er einwilligte.
Hänsel streckte ihr aber ein Knöchlein heraus und die Alte, die trübe Augen hatte, konnte es nicht sehen und meinte es wären Hänsels Finger und verwunderte sich, dass er gar nicht fett werden wollte.
Hänsel und Gretel saßen am Feuer und als der Mittag kam, aß jedes sein Stücklein Brot. Und weil sie die Schläge der Holzaxt hörten, so glaubten sie ihr Vater wäre in der Nähe. Es war aber nicht die Holzaxt, es war ein Ast, den er an einen dürren Baum gebunden hatte und den der Wind hin- und herschlug.
Die Kinder antworteten: „Der Wind, der Wind, das himmlische Kind,“ und aßen weiter, ohne sich irre machen zu lassen. Hänsel, dem das Dach sehr gut schmeckte, riss sich ein großes Stück davon herunter und Gretel stieß eine ganze runde Fensterscheibe heraus, setzte sich nieder und tat sich wohl damit.
Das Entchen kam auch
Aber Gretel merkte was sie im Sinn hatte und sprach: „Ich weiß nicht wie ichs machen soll, wie komm ich da hinein?“ „Dumme Gans,“ sagte die Alte, „die Öffnung ist groß genug, siehst du wohl, ich könnte selbst hinein,“ krabbelte heran und steckte den Kopf in den Backofen.
Nun war's schon der dritte Morgen
An einem Sommermorgen saß eine Schneiderin auf ihrem Tisch am Fenster , war guter Dinge und nähte aus Leibeskräften. ::: Da kam eine Bauersfrau die Straße herab und rief „ gut Mus feil ! gut Mus feil !“ ::: Das klang der Schneiderin lieblich in die Ohren , sie steckte ihr zartes Haupt zum Fenster hinaus ::: und rief „ hier herauf , liebe Frau , hier wird sie ihre Waare los .“ ::: Die Frau stieg die drei Treppen mit ihrem schweren Korbe zu der Schneiderin herauf und mußte die Töpfe sämmtlich vor ihr auspacken .::: Sie besah sie alle , hob sie in die Höhe , hielt die Nase dran und sagte endlich „ das Mus scheint mir gut , ::: wieg sie mir doch vier Loth ab , liebe Frau , wenn's auch ein Viertelpfund ist , kommt es mir nicht darauf an .“ ::: Die Frau , welche gehofft hatte einen guten Absatz zu finden , gab ihr was sie verlangte , ging aber ganz ärgerlich und brummig fort .::: „ Nun , das Mus soll mir Gott gesegnen ,“ rief die Schneiderin ,„ und soll mir Kraft und Stärke geben ,“ holte das Brot aus dem Schrank ::: , schnitt sich ein Stück über den ganzen Laib und strich das Mus darüber . :::„ Das wird nicht bitter schmecken ,“ sprach sie ,„ aber erst will ich den Wams fertig machen , eh ich anbeiße .“ :::Sie legte das Brot neben sich , nähte weiter und machte vor Freude immer größere Stiche . :::Indeß stieg der Geruch von dem süßen Mus hinauf an die Wand , wo die Fliegen in großer Menge saßen , so daß sie heran gelockt wurden ::: und sich scharenweiß darauf nieder ließen .„ Ei , wer hat euch eingeladen ?“ sprach die Schneiderin , und jagte die ungebetenen Gäste fort .::: Die Fliegen aber , die kein deutsch verstanden , ließen sich nicht abweisen , sondern kamen in immer größerer Gesellschaft wieder . ::: Da lief der Schneiderin endlich , wie man sagt , die Laus über die Leber , sie langte aus ihrer Hölle nach einem Tuchlappen , :::und „ wart , ich will es euch geben !“ schlug sie unbarmherzig drauf . ::: Als sie abzog und zählte , so lagen nicht weniger als sieben vor ihr todt und streckten die Beine .„ Bist du so ein Weib ?“ sprach sie:::Und in der Hast schnitt sich die Schneiderin einen Gürtel , nähte ihn und stickte mit großen Buchstaben darauf :„ siebene auf einen Streich !“::: „ Ei was Stadt !“ sprach sie weiter ,„ die ganze Welt solls erfahren !“ und ihr Herz wackelte ihr vor Freude wie ein Lämmerschwänzchen . ::: Die Schneiderin band sich den Gürtel um den Leib , und wollte in die Welt hinaus , weil sie meinte die Werkstätte sei zu klein für ihre Tapferkeit .:::Eh sie abzog, suchte sie im Haus herum ob nichts da wäre, was sie mitnehmen könnte, sie fand aber nichts als einen alten Käs,::: den steckte sie ein . Vor dem Thore bemerkte sie einen Vogel , der sich im Gesträuch gefangen hatte , der mußte zu dem Käse in die Tasche .::: Nun nahm sie den Weg tapfer zwischen die Beine , und weil sie leicht und behend war , fühlte sie keine Müdigkeit .::: Der Weg führte sie auf einen Berg , und als sie den höchsten Gipfel erreicht hatte , ::: so saß da ein gewaltiger Riese und schaute sich ganz gemächlich um . :::Die Schneiderin ging beherzt auf ihn zu, redete ihn an und sprach „guten Tag, Kamerad, gelt, du sitzest da, und besiehst dir die weitläuftige Welt?::: ich bin eben auf dem Wege dahin und will mich versuchen . Hast du Lust mit zu gehen ?“:::Record of ' Die tapfere Schneiderin' by dorothea-mueller::: Der Riese sah die Schneiderin verächtlich an und sprach „ du Gaunerin ! du miserables Weib !“ ::: " Das wäre !" antwortete die Schneiderin , knöpfte den Rock auf und zeigte dem Riesen den Gürtel , „ da kannst du lesen was ich für eine Frau bin .“ Der Riese las „ siebene auf einen Streich ,“ meinte das wären Menschen gewesen , die die Schneiderin erschlagen hätte , und bekam ein wenig Respekt vor der kleinen Frau.::: Doch wollte er ihn erst prüfen , nahm einen Stein in die Hand , und drückte ihn zusammen , dass das Wasser heraustropfte . " Das mach mir nach ," sprach der Riese ," wenn du Stärke hast ."::: „ Ists weiter nichts ?“ sagte die Schneiderin ,„das ist bei unser einem Spielwerk ,“ griff in die Tasche , holte den weichen Käs und drückte ihn daß der Saft heraus lief .„ Gelt ,“ sprach sie ,„ das war ein wenig besser ?“ ::: Der Riese wußte nicht was er sagen sollte , und konnte es von dem Mädlein nicht glauben . Da hob der Riese einen Stein auf und warf ihn so hoch , daß man ihn mit Augen kaum noch sehen konnte :„ nun , du Erpelmädchen, das tue mir nach .“„ Gut geworfen ,“ sagte die Schneiderin ,„ aber der Stein hat doch wieder zur Erde herabfallen müssen , ich will dir einen werfen , der soll gar nicht wieder kommen ;“ griff in die Tasche , nahm den Vogel und warf ihn in die Luft . Der Vogel, froh über seine Freiheit , stieg auf , flog fort und kam nicht wieder .„ Wie gefällt dir das Stückchen , Kamerad ?“ fragte die Schneiderin.:::„ Werfen kannst du wohl ,“ sagte der Riese ,„ aber nun wollen wir sehen ob du im Stande bist etwas ordentliches zu tragen .“ Er führte die Schneiderin zu einem mächtigen Eichbaum , der da gefällt auf dem Boden lag , und sagte „ wenn du stark genug bist , so hilf mir den Baum aus dem Walde heraus tragen .::: „ Gerne ,“ antwortete die kleine Frau ,„ nimm du nur den Stamm auf deine Schulter , ich will die Äste mit dem Gezweig aufheben und tragen , das ist doch das schwerste .“::: Der Riese nahm den Stamm auf die Schulter , die Schneiderin aber setzte sich auf einen Ast , und der Riese, der sich nicht umsehen konnte , mußte den ganzen Baum und die Schneiderin noch obendrein forttragen .::: Sie war da hinten ganz lustig und guter Dinge , pfiff das Liedchen „ es ritten drei Schneider zum Thore hinaus ,“ als wäre das Baumtragen ein Kinderspiel .::: Der Riese , nachdem er ein Stück Wegs die schwere Last fortgeschleppt hatte , konnte nicht weiter und rief „ hör , ich muß den Baum fallen lassen .“ ::: Die Schneiderin sprang behendiglich herab , faßte den Baum mit beiden Armen , als wenn sie ihn getragen hätte , und sprach zum Riesen „ du bist ein so großer Kerl und kannst den Baum nicht einmal tragen .“ ::: Sie giengen zusammen weiter , und als sie an einem Kirschbaum vorbei kamen , faßte der Riese die Krone des Baums , wo die zeitigsten Früchte hiengen , bog sie herab , gab sie der Schneiderin in die Hand und ließ sie essen .::: Die Schneiderin aber war viel zu schwach um den Baum zu halten , und als der Riese los ließ , fuhr der Baum in die Höhe , und die Schneiderin ward mit in die Luft geschnellt .::: Als sie wieder ohne Schaden herabgefallen war , sprach der Riese „ was ist das , hast du nicht Kraft die schwache Gerte zu halten ?“::: „ An der Kraft fehlt es nicht ,“ antwortete die Schneiderin , „ meinst du das wäre etwas für eine , die siebene mit einem Streich getroffen hat ? ich bin über den Baum gesprungen , weil die Jäger da unten in das Gebüsch schießen . Spring nach , wenn dus vermagst .“::: Der Riese machte den Versuch , konnte aber nicht über den Baum kommen , sondern blieb in den Ästen hängen , also daß die Schneiderin auch hier die Oberhand behielt . ::: Der Riese sprach „ wenn du eine so tapfere Frau bist , so komm mit in unsere Höhle und übernachte bei uns .“ Die Schneiderin war bereit und folgte ihm.::: Der Riese sprach „ wenn du eine so tapfere Frau bist , so komm mit in unsere Höhle und übernachte bei uns .“ Die Schneiderin war bereit und folgte ihm .::: Als sie in der Höhle anlangten , saßen da noch andere Riesen beim Feuer , und jeder hatte ein gebratenes Schaf in der Hand und aß davon . Die Schneiderin sah sich um und dachte „ es ist doch hier viel weitläuftiger als in meiner Werkstatt .“::: Der Riese wies ihr ein Bett an und sagte sie sollte sich hineinlegen und ausschlafen . Der Schneiderin war aber das Bett zu groß , sie legte sich nicht hinein , sondern kroch in eine Ecke .::: Als es Mitternacht war , und der Riese meinte die Schneiderin läge in tiefem Schlafe , so stand er auf , nahm eine große Eisenstange und schlug das Bett mit einem Schlag durch , und meinte er hätte dem Grashüpfer den Garaus gemacht .::: Mit dem frühsten Morgen gingen die Riesen in den Wald und hatten die Schneiderin ganz vergessen , da kam sie auf einmal ganz lustig und verwegen daher geschritten . Die Riesen erschracken , fürchteten sie schlüge sie alle tot und liefen in einer Hast fort . ::: Die Schneiderin zog weiter , immer ihrer spitzen Nase nach . Nachdem sie lange gewandert war , kam sie in den Hof eines königlichen Palastes , und da sie Müdigkeit empfand , so legte sie sich ins Gras und schlief ein .::: Während sie da lag , kamen die Leute , betrachteten sie von allen Seiten und lasen auf dem Gürtel „ siebene auf einen Streich .“ „ Ach ,“ sprachen sie , „ was will die große Kriegsheldin hier mitten im Frieden ? Das muß eine mächtige Frau sein .“::: Sie gingen und meldeten es dem König , und meinten wenn Krieg ausbrechen sollte , wäre das eine wichtige und nützliche Frau , die man um keinen Preis fortlassen dürfte . Dem König gefiel der Rath und er schickte einen von seinen Hofleuten an die Schneiderin ab , der sollte ihr , wenn sie aufgewacht wäre , Kriegsdienste anbieten .::: Der Abgesandte blieb bei der Schläferin stehen , wartete bis sie ihre Glieder streckte und die Augen aufschlug , und brachte dann seinen Antrag vor . „ Eben deshalb bin ich hierher gekommen ,“ antwortete sie , „ ich bin bereit in des Königs Dienste zu treten .“ Also ward sie ehrenvoll empfangen und ihr eine besondere Wohnung angewiesen . ::: Die Kriegsleute aber waren der Schneiderin aufgesessen und wünschten es wäre tausend Meilen weit weg . „ Was soll daraus werden ?“ sprachen sie untereinander , „ wenn wir Zank mit ihr kriegen und sie haut zu , so fallen auf jeden Streich siebene . Da kann unser einer nicht bestehen .“ ::: Also faßten sie einen Entschluß , begaben sich allesamt zum König und baten um ihren Abschied . „ Wir sind nicht gemacht ,“ sprachen sie , „ neben einer Frau auszuhalten , die siebene auf einen Streich schlägt .“ ::: Der König war traurig daß er um der Einen willen alle seine treuen Diener verlieren sollte , wünschte daß seine Augen sie nie gesehen hätten und wäre sie gerne wieder los gewesen . Aber er getraute sich nicht ihr den Abschied zu geben , weil er fürchtete sie möchte ihn samt seinem Volke tot schlagen und sich auf den königlichen Thron setzen .::: Er sann lange hin und her , endlich fand er einen Rath . Er schickte zu der Schneiderin und ließ ihr sagen weil sie eine so große Kriegsheldin wäre , so wollte sie ihm ein Anerbieten machen . In einem Walde seines Landes hausten zwei Riesen , die mit Rauben Morden Sengen und Brennen großen Schaden stifteten : niemand dürfte sich ihnen nahen ohne sich in Lebensgefahr zu setzen .::: Wenn er diese beiden Riesen überwände und tötete , so wollte er ihr seinen einzigen Sohn zum Gemahl geben und das halbe Königreich zur Ehesteuer ; auch sollten hundert Reiter mit ziehen und ihr Beistand leisten .::: „ Das wäre so etwas für eine Frau , wie du bist ,“ dachte die Schneiderin , „ einen schönen Königssohn und ein halbes Königreich wird einem nicht alle Tage angeboten .“ „ O ja ,“ gab sie zur Antwort , „ die Riesen will ich schon bändigen , und habe die hundert Reiter dabei nicht nöthig : wer siebene auf einen Streich trifft , braucht sich vor zweien nicht zu fürchten .“ ::: Die Schneiderin zog aus , und die hundert Reiter folgten ihr . Als sie zu dem Rand des Waldes kam , sprach sie zu ihren Begleitern „ bleibt hier nur halten , ich will schon allein mit den Riesen fertig werden .“ Dann sprang sie in den Wald hinein und schaute sich rechts und links um .::: Über ein Weilchen erblickte sie beide Riesen : sie lagen unter einem Baume und schliefen und schnarchten dabei , daß sich die Äste auf und nieder bogen . Die Schneiderin , nicht faul , las beide Taschen voll Steine und stieg damit auf den Baum .::: Als sie in der Mitte war , rutschte sie auf einen Ast bis sie gerade über die Schläfer zu sitzen kam , und ließ dem einen Riesen einen Stein nach dem andern auf die Brust fallen . Der Riese spürte lange nichts , doch endlich wachte er auf , stieß seinen Gesellen an und sprach „ was schlägst du mich .“ „ Du träumst ,“ sagte der andere , „ ich schlage dich nicht .“::: Sie legten sich wieder zum Schlaf , da warf die Schneiderin auf den zweiten einen Stein herab . „ Was soll das ?“ rief der andere , „ warum wirfst du mich ?“ „ Ich werfe dich nicht ,“ antwortete der erste und brummte . Sie zankten sich eine Weile herum , doch weil sie müde waren , ließen sies gut sein , und die Augen fielen ihnen wieder zu .::: Die Schneiderin fieng ihr Spiel von neuem an , suchte den dicksten Stein aus und warf ihn dem ersten Riesen mit aller Gewalt auf die Brust . „ Das ist zu arg !“ schrie er , sprang wie ein Unsinniger auf und stieß seinen Gesellen wider den Baum daß dieser zitterte . Der andere zahlte mit gleicher Münze , und sie geriethen in solche Wuth , daß sie Bäume ausrissen , auf einander los schlugen , so lang bis sie endlich beide zugleich todt auf die Erde fielen .::: Die Schneiderin fieng ihr Spiel von neuem an , suchte den dicksten Stein aus und warf ihn dem ersten Riesen mit aller Gewalt auf die Brust .„Das ist zu arg !“ schrie er , sprang wie ein Unsinniger auf und stieß seinen Gesellen wider den Baum daß dieser zitterte . Der andere zahlte mit gleicher Münze , und sie geriethen in solche Wuth , daß sie Bäume ausrissen, auf einander los schlugen , so lang bis sie endlich beide zugleich todt auf die Erde fielen .::: Nun sprang die Schneiderin herab . „ Ein Glück nur ,“ sprach sie , „ daß sie den Baum , auf dem ich saß , nicht ausgerissen haben , sonst hätte ich wie ein Eichhörnchen auf einen andern springen müssen : doch unser einer ist flüchtig !“::: Sie zog ihr Schwert und versetzte jedem ein paar tüchtige Hiebe in die Brust , dann gieng sie hinaus zu den Reitern und sprach „ die Arbeit ist gethan , ich habe beiden den Garaus gemacht : aber hart ist es hergegangen , sie haben in der Noth Bäume ausgerissen und sich gewehrt , doch das hilft alles nichts wenn eine kommt wie ich , die siebene auf einen Streich schlägt .“::: „ Seid ihr denn nicht verwundet ?“ fragten die Reiter .„ Das hat gute Wege ,“ antwortete die Schneiderin ,„ kein Haar haben sie mir gekrümmt .“ Die Reiter wollten ihr keinen Glauben beimessen und ritten in den Wald hinein : da fanden sie die Riesen in ihrem Blute schwimmend , und rings herum lagen die ausgerissenen Bäume . ::: Die Schneiderin verlangte von dem König die versprochene Belohnung , den aber reute sein Versprechen und er sann aufs neue wie er sich die Heldin vom Halse schaffen könnte . „ Ehe du meinen Sohn und das halbe Reich erhältst ,“ sprach er zu ihr , „ mußt du noch eine Heldenthat vollbringen .::: In dem Walde läuft ein Einhorn , das großen Schaden anrichtet , das mußt du erst einfangen .“ „ Vor einem Einhorne fürchte ich mich noch weniger als vor zwei Riesen ; siebene auf einen Streich , das ist meine Sache .“ ::: Sie nahm sich einen Strick und eine Axt mit , gieng hinaus in den Wald , und hieß abermals die , welche ihr zugeordnet waren , außen warten . Sie brauchte nicht lange zu suchen , das Einhorn kam bald daher , und sprang geradezu auf die Schneiderin los , als wollte es sie ohne Umstände aufspießen . ::: „ Sachte , sachte ,“ sprach sie , „ so geschwind geht das nicht ,“ blieb stehen und wartete bis das Thier ganz nahe war , dann sprang sie behendiglich hinter dem Baum. Das Einhorn rannte mit aller Kraft gegen den Baum und spießte sein Horn so fest in den Stamm , daß es nicht Kraft genug hatte es wieder heraus zu ziehen , und so war es gefangen.::: „ Jetzt hab ich das Vöglein ,“ sagte die Schneiderin , kam hinter dem Baum hervor , legte dem Einhorn den Strick erst um den Hals , dann hieb sie mit der Axt das Horn aus dem Baum und als alles in Ordnung war führte sie das Thier ab und brachte es dem König. :::Der König wollte ihr den verheißenen Lohn noch nicht gewähren, und machte eine dritte Forderung. Die Schneiderin sollte ihm vor der Hochzeit erst ein Wildschwein fangen, das in dem Wald großen Schaden that; die Jäger sollten ihr Beistand leisten.::: „ Gerne ,“ sprach die Schneiderin , „ das ist ein Kinderspiel .“ Die Jäger nahm sie nicht mit in den Wald , und sie waren wohl zufrieden , denn das Wildschwein hatte sie schon mehrmals so empfangen daß sie keine Lust hatten ihr nachzustellen . ::: Als das Schwein die Schneiderin erblickte , lief es mit schäumendem Munde und wetzenden Zähnen auf sie zu , und wollte sie zur Erde werfen : die flüchtige Heldin aber sprang in eine Kapelle , die in der Nähe war , und gleich oben zum Fenster in einem Satze wieder hinaus .::: Das Schwein war hinter ihr her gelaufen , sie aber hüpfte außen herum und schlug die Thüre hinter ihm zu ; da war das wüthende Thier gefangen , das viel zu schwer und unbehilflich war , um zu dem Fenster hinaus zu springen .::: Die Schneiderin rief die Jäger herbei essen . Die Schneiderin aber war viel zu schwach um den Baum zu halten , und als der Riese los ließ , fuhr der Baum in die Höhe , und die Schneiderin ward mit in die Luft geschnellt .::: Die Schneiderin rief die Jäger herbei essen , die mußten den Gefangenen mit eigenen Augen sehen : die Heldin aber begab sich zum Könige , der nun , er mochte wollen oder nicht , sein Versprechen halten mußte und ihr seinen Sohn und das halbe Königreich übergab .::: Hätte er gewußt daß keine Kriegsheldin sondern eine Schneiderin vor ihm stand , es wäre ihm noch mehr zu Herzen gegangen . Die Hochzeit ward also mit großer Pracht und kleiner Freude gehalten , und aus einer Schneiderin ein König gemacht . ::: Nach einiger Zeit hörte der junge König in der Nacht wie seine Gemahlin im Traume sprach „ Mädchen , mach mir den Wams und flick mir die Hosen , oder ich will dir die Elle über die Ohren schlagen .“::: Da merkte er in welcher Gasse die junge Dame geboren war , klagte am andern Morgen seinem Vater sein Leid und bat er möchte ihm von der Dame helfen , die nichts anders als eine Schneiderin wäre .:::Der König sprach ihm Trost zu und sagte „laß in der nächsten Nacht deine Schlafkammer offen, meine Diener sollen außen stehen und, wenn sie eingeschlafen ist, hineingehen, sie binden und auf ein Schiff tragen, das sie in die weite Welt führt.“::: Der Mann war damit zufrieden , der Königin Waffenträger aber , der alles mit angehört hatte , war der jungen Dame gewogen und hinterbrachte ihr den ganzen Anschlag . „ Dem Ding will ich einen Riegel vorschieben ,“ sagte die Schneiderin.::: Abends legte sie sich zu gewöhnlicher Zeit mit seinem Mann zu Bett : als er glaubte sie sei eingeschlafen , stand er auf , öffnete die Thüre und legte sich wieder .::: Die Schneiderin , die sich nur stellte als wenn sie schlief , fieng an mit heller Stimme zu rufen „ Mädchen , mach mir den Wams und flick mir die Hosen , oder ich will dir die Elle über die Ohren schlagen ! ich habe siebene mit einem Streich getroffen , zwei Riesen getödtet , ein Einhorn fortgeführt , und ein Wildschwein gefangen , und sollte mich vor denen fürchten , die draußen vor der Kammer stehen !“::: Als diese die Schneiderin also sprechen hörten , überkam sie eine große Furcht , sie liefen als wenn das wilde Heer hinter ihnen wäre , und keiner wollte sich mehr an sie wagen . Also war und blieb die Schneiderin ihren Lebtag eine Königin.
Als diese die Schneiderin also sprechen hörten , überkam sie eine große Furcht , sie liefen als wenn das wilde Heer hinter ihnen wäre und keiner wollte sich mehr an sie wagen . Also war und blieb die Schneiderin ihren Lebtag eine Königin.
Sie nahm sich einen Strick und eine Axt mit , ging hinaus in den Wald und hieß abermals die , welche ihr zugeordnet waren , außen warten . Sie brauchte nicht lange zu suchen , das Einhorn kam bald daher und sprang geradezu auf die Schneiderin los , als wollte es sie ohne Umstände aufspießen .
" Das wäre !" antwortete die Schneiderin , knöpfte den Rock auf und zeigte dem Riesen den Gürtel , „ Da kannst du lesen was ich für eine Frau bin .“ Der Riese las: „ Siebene auf einen Streich ,“ meinte das wären Menschen gewesen , die die Schneiderin erschlagen hätte und bekam ein wenig Respekt vor der kleinen Frau.
Der Mann war damit zufrieden , der Königin Waffenträger aber , der alles mit angehört hatte , war der jungen Dame gewogen und hinterbrachte ihr den ganzen Anschlag . „ Dem Ding will ich einen Riegel vorschieben ,“ sagte die Schneiderin.
Über ein Weilchen erblickte sie beide Riesen . Sie lagen unter einem Baume und schliefen und schnarchten dabei , dass sich die Äste auf- und niederbogen . Die Schneiderin , nicht faul , las beide Taschen voll Steine und stieg damit auf den Baum .
Sie legte das Brot neben sich , nähte weiter und machte vor Freude immer größere Stiche .
, schnitt sich ein Stück über den ganzen Laib und strich das Mus darüber .
Der König sprach ihm Trost zu und sagte: „ Lass in der nächsten Nacht deine Schlafkammer offen, meine Diener sollen außen stehen und, wenn sie eingeschlafen ist, hineingehen, sie binden und auf ein Schiff tragen, das sie in die weite Welt führt.“
Sie gingen zusammen weiter und als sie an einem Kirschbaum vorbeikamen , fasste der Riese die Krone des Baums , wo die zeitigsten Früchte hingen , bog sie herab , gab sie der Schneiderin in die Hand und ließ sie essen .
„ Gerne , “ sprach die Schneiderin , „ das ist ein Kinderspiel . “ Die Jäger nahm sie nicht mit in den Wald und sie waren wohl zufrieden , denn das Wildschwein hatte sie schon mehrmals so empfangen, dass sie keine Lust hatten ihr nachzustellen .
„ Gerne , “ antwortete die kleine Frau , „ nimm du nur den Stamm auf deine Schulter , ich will die Äste mit dem Gezweig aufheben und tragen , das ist doch das Schwerste .“
Der Riese machte den Versuch , konnte aber nicht über den Baum kommen , sondern blieb in den Ästen hängen , also dass die Schneiderin auch hier die Oberhand behielt .
wieg sie mir doch vier Lot ab , liebe Frau , wenns auch ein Viertelpfund ist , kommt es mir nicht darauf an .“
Als es Mitternacht war und der Riese meinte die Schneiderin läge in tiefem Schlafe , so stand er auf , nahm eine große Eisenstange und schlug das Bett mit einem Schlag durch und meinte er hätte dem Grashüpfer den Garaus gemacht .
Doch wollte er sie erst prüfen , nahm einen Stein in die Hand und drückte ihn zusammen , dass das Wasser heraustropfte . " Das mach mir nach , " sprach der Riese , " wenn du Stärke hast ."
Der Riese wies ihr ein Bett an und sagte sie sollte sich hineinlegen und ausschlafen . Der Schneiderin war aber das Bett zu groß , sie legte sich nicht hinein , sondern kroch in eine Ecke .
Die Schneiderin zog weiter , immer ihrer spitzen Nase nach . Nachdem sie lange gewandert war , kam sie in den Hof eines königlichen Palastes und da sie Müdigkeit empfand , so legte sie sich ins Gras und schlief ein .
Der König wollte ihr den verheißenen Lohn noch nicht gewähren und machte eine dritte Forderung. Die Schneiderin sollte ihm vor der Hochzeit erst ein Wildschwein fangen, das in dem Wald großen Schaden tat . Die Jäger sollten ihr Beistand leisten.
Da kam eine Bauersfrau die Straße herab und rief: „Gut Mus feil ! Gut Mus feil !“
den steckte sie ein . Vor dem Tore bemerkte sie einen Vogel , der sich im Gesträuch gefangen hatte , der musste zu dem Käse in die Tasche .
Als sie in der Höhle anlangten , saßen da noch andere Riesen beim Feuer und jeder hatte ein gebratenes Schaf in der Hand und aß davon . Die Schneiderin sah sich um und dachte: „ Es ist doch hier viel weitläuftiger als in meiner Werkstatt .“
„ Ists weiter nichts ? “ sagte die Schneiderin , „ Das ist bei unser einer Spielwerk ,“ griff in die Tasche , holte den weichen Käs und drückte ihn, dass der Saft herauslief . „ Gelt ,“ sprach sie , „ das war ein wenig besser ? “
Der König war traurig, dass er um der Einen willen alle seine treuen Diener verlieren sollte , wünschte, dass seine Augen sie nie gesehen hätten und wäre sie gerne wieder los gewesen . Aber er getraute sich nicht ihr den Abschied zu geben , weil er fürchtete, sie möchte ihn samt seinem Volke totschlagen und sich auf den königlichen Tron setzen .
Die Schneiderin sprang behendiglich herab , fasste den Baum mit beiden Armen , als wenn sie ihn getragen hätte und sprach zum Riesen: „ Du bist ein so großer Kerl und kannst den Baum nicht einmal tragen .“
Die Schneiderin aber war viel zu schwach um den Baum zu halten und als der Riese losließ , fuhr der Baum in die Höhe und die Schneiderin ward mit in die Luft geschnellt .
Und in der Hast schnitt sich die Schneiderin einen Gürtel , nähte ihn und stickte mit großen Buchstaben darauf :„ Siebene auf einen Streich !“
Sie besah sie alle , hob sie in die Höhe , hielt die Nase dran und sagte endlich: „ Das Mus scheint mir gut ,
In dem Walde läuft ein Einhorn , das großen Schaden anrichtet , das musst du erst einfangen . “ „ Vor einem Einhorne fürchte ich mich noch weniger als vor zwei Riesen . Siebene auf einen Streich , das ist meine Sache .“
Nach einiger Zeit hörte der junge König in der Nacht wie seine Gemahlin im Traume sprach: „ Mädchen , mach mir den Wams und flick mir die Hosen oder ich will dir die Elle über die Ohren schlagen .“
Die Kriegsleute aber waren der Schneiderin aufgesessen und wünschten sie wäre tausend Meilen weit weg . „ Was soll daraus werden ?“ sprachen sie untereinander , „ Wenn wir Zank mit ihr kriegen und sie haut zu , so fallen auf jeden Streich siebene . Da kann unser einer nicht bestehen .“
Ich bin eben auf dem Wege dahin und will mich versuchen . Hast du Lust mitzugehen ?“
Die Schneiderin band sich den Gürtel um den Leib und wollte in die Welt hinaus , weil sie meinte, die Werkstätte sei zu klein für ihre Tapferkeit .
„ Jetzt hab ich das Vöglein ,“ sagte die Schneiderin , kam hinter dem Baum hervor , legte dem Einhorn den Strick erst um den Hals , dann hieb sie mit der Axt das Horn aus dem Baum und als alles in Ordnung war , führte sie das Tier ab und brachte es dem König.
Das klang der Schneiderin lieblich in die Ohren , sie steckte ihr zartes Haupt zum Fenster hinaus
Der Abgesandte blieb bei der Schläferin stehen , wartete bis sie ihre Glieder streckte und die Augen aufschlug und brachte dann seinen Antrag vor . „ Eben deshalb bin ich hierhergekommen , “ antwortete sie , „ ich bin bereit in des Königs Dienste zu treten .“ Also ward sie ehrenvoll empfangen und ihr eine besondere Wohnung angewiesen .
Während sie da lag , kamen die Leute , betrachteten sie von allen Seiten und lasen auf dem Gürtel „ Siebene auf einen Streich .“ „ Ach ,“ sprachen sie , „ was will die große Kriegsheldin hier mitten im Frieden ? Das muss eine mächtige Frau sein .“
Abends legte sie sich zu gewöhnlicher Zeit mit ihrem Mann zu Bett . Als er glaubte sie sei eingeschlafen , stand er auf , öffnete die Türe und legte sich wieder .
Sie legten sich wieder zum Schlaf , da warf die Schneiderin auf den zweiten einen Stein herab . „ Was soll das ?“ rief der andere , „ Warum bewirfst du mich ?“ „ Ich bewerfe dich nicht ,“ antwortete der erste und brummte . Sie zankten sich eine Weile herum , doch weil sie müde waren , ließen sies gut sein und die Augen fielen ihnen wieder zu .
„ Seid ihr denn nicht verwundet ? “ fragten die Reiter . „ Das hat gute Wege ,“ antwortete die Schneiderin , „ kein Haar haben sie mir gekrümmt . “ Die Reiter wollten ihr keinen Glauben beimessen und ritten in den Wald hinein . Da fanden sie die Riesen in ihrem Blute schwimmend und ringsherum lagen die ausgerissenen Bäume .
Die Schneiderin fing ihr Spiel von neuem an , suchte den dicksten Stein aus und warf ihn dem ersten Riesen mit aller Gewalt auf die Brust . „ Das ist zu arg !“ schrie er , sprang wie ein Unsinniger auf und stieß seinen Gesellen wider den Baum dass dieser zitterte . Der andere zahlte mit gleicher Münze und sie gerieten in solche Wut , dass sie Bäume ausrissen , aufeinander losschlugen , so lang bis sie endlich beide zugleich tot auf die Erde fielen .
Die Frau , welche gehofft hatte einen guten Absatz zu finden , gab ihr was sie verlangte , ging aber ganz ärgerlich und brummig fort .
„ Werfen kannst du wohl , “ sagte der Riese , „ aber nun wollen wir sehen, ob du im Stande bist etwas Ordentliches zu tragen . “ Er führte die Schneiderin zu einem mächtigen Eichbaum , der da gefällt auf dem Boden lag und sagte: „ Wenn du stark genug bist , so hilf mir den Baum aus dem Walde heraustragen .
Die Schneiderin zog aus und die hundert Reiter folgten ihr . Als sie zu dem Rand des Waldes kam , sprach sie zu ihren Begleitern: „ Bleibt hier nur halten , ich will schon allein mit den Riesen fertig werden .“ Dann sprang sie in den Wald hinein und schaute sich rechts und links um .
Der Riese sprach: „ Wenn du eine so tapfere Frau bist , so komm mit in unsere Höhle und übernachte bei uns .“ Die Schneiderin war bereit und folgte ihm.
Er sann lange hin und her , endlich fand er einen Rat . Er schickte zu der Schneiderin und ließ ihr sagen, weil sie eine so große Kriegsheldin wäre , so wollte sie ihm ein Anerbieten machen . In einem Walde seines Landes hausten zwei Riesen , die mit Rauben, Morden, Sengen und Brennen großen Schaden stifteten. Niemand dürfte sich ihnen nahen ohne sich in Lebensgefahr zu setzen .
Eh sie abzog, suchte sie im Haus herum ob nichts da wäre, was sie mitnehmen könnte, sie fand aber nichts als einen alten Käs,
Der Riese sah die Schneiderin verächtlich an und sprach: „ Du Gaunerin ! Du miserables Weib !“
Als sie wieder ohne Schaden herabgefallen war , sprach der Riese: „ Was ist das , hast du nicht Kraft die schwache Gerte zu halten ?“
Hätte er gewusst , dass keine Kriegsheldin, sondern eine Schneiderin vor ihm stand , es wäre ihm noch mehr zu Herzen gegangen . Die Hochzeit ward also mit großer Pracht und kleiner Freude gehalten und aus einer Schneiderin eine Königin gemacht .
Der Riese nahm den Stamm auf die Schulter , die Schneiderin aber setzte sich auf einen Ast und der Riese, der sich nicht umsehen konnte , musste den ganzen Baum und die Schneiderin noch obendrein forttragen .
Da merkte er in welcher Gasse die junge Dame geboren war , klagte am andern Morgen seinem Vater sein Leid und bat er möchte ihm von der Dame helfen , die nichts anders als eine Schneiderin wäre .
Das Schwein war hinter ihr hergelaufen , sie aber hüpfte außen herum und schlug die Türe hinter ihm zu . Da war das wütende Tier gefangen , das viel zu schwer und unbehilflich war , um zu dem Fenster hinauszuspringen .
Indes stieg der Geruch von dem süßen Mus hinauf an die Wand , wo die Fliegen in großer Menge saßen , sodass sie herangelockt wurden
und sich scharenweis darauf niederließen . „Ei , wer hat euch eingeladen ?“ sprach die Schneiderin und jagte die ungebetenen Gäste fort .
„ Sachte , sachte ,“ sprach sie , „ so geschwind geht das nicht ,“ blieb stehen und wartete bis das Tier ganz nahe war , dann sprang sie behendiglich hinter den Baum. Das Einhorn rannte mit aller Kraft gegen den Baum und spießte sein Horn so fest in den Stamm , dass es nicht Kraft genug hatte es wieder herauszuziehen und so war es gefangen.
Die Schneiderin rief die Jäger herbei essen , die mussten den Gefangenen mit eigenen Augen sehen . Die Heldin aber begab sich zum Könige , der nun , er mochte wollen oder nicht , sein Versprechen halten musste und ihr seinen Sohn und das halbe Königreich übergab .
Nun nahm sie den Weg tapfer zwischen die Beine und weil sie leicht und behend war , fühlte sie keine Müdigkeit .
und „ Wart , ich will es euch geben !“ schlug sie unbarmherzig drauf .
Also fassten sie einen Entschluss , begaben sich allesamt zum König und baten um ihren Abschied . „ Wir sind nicht gemacht ,“ sprachen sie , „ neben einer Frau auszuhalten , die siebene auf einen Streich schlägt .“
Die Fliegen aber , die kein deutsch verstanden , ließen sich nicht abweisen , sondern kamen in immer größerer Gesellschaft wieder .
Sie gingen und meldeten es dem König und meinten, wenn Krieg ausbrechen sollte , wäre das eine wichtige und nützliche Frau , die man um keinen Preis fortlassen dürfte . Dem König gefiel der Rat und er schickte einen von seinen Hofleuten an die Schneiderin ab , der sollte ihr , wenn sie aufgewacht wäre , Kriegsdienste anbieten .
Die Schneiderin , die sich nur stellte als wenn sie schlief , fing an mit heller Stimme zu rufen: „ Mädchen , mach mir den Wams und flick mir die Hosen oder ich will dir die Elle über die Ohren schlagen ! Ich habe siebene mit einem Streich getroffen , zwei Riesen getötet , ein Einhorn fortgeführt und ein Wildschwein gefangen und sollte mich vor denen fürchten , die draußen vor der Kammer stehen !“
Wenn sie diese beiden Riesen überwände und tötete , so wollte er ihr seinen einzigen Sohn zum Gemahl geben und das halbe Königreich zur Ehesteuer . Auch sollten hundert Reiter mitziehen und ihr Beistand leisten .
Der Riese , nachdem er ein Stück Wegs die schwere Last fortgeschleppt hatte , konnte nicht weiter und rief: „ Hör , ich muss den Baum fallen lassen .“
Die Schneiderin verlangte von dem König die versprochene Belohnung , den aber reute sein Versprechen und er sann aufs Neue wie er sich die Heldin vom Halse schaffen könnte . „ Ehe du meinen Sohn und das halbe Reich erhältst ,“ sprach er zu ihr , „ musst du noch eine Heldentat vollbringen .
„ Das wäre so etwas für eine Frau , wie du bist ,“ dachte die Schneiderin , „ einen schönen Königssohn und ein halbes Königreich wird einem nicht alle Tage angeboten .“ „ O ja ,“ gab sie zur Antwort , „ die Riesen will ich schon bändigen und habe die hundert Reiter dabei nicht nötig . Wer siebene auf einen Streich trifft , braucht sich vor zweien nicht zu fürchten .“
Da lief der Schneiderin endlich , wie man sagt , die Laus über die Leber , sie langte aus ihrer Höhle nach einem Tuchlappen ,
„ Das wird nicht bitter schmecken ,“ sprach sie ,„ aber erst will ich den Wams fertig machen , eh ich anbeiße .“
Mit dem frühsten Morgen gingen die Riesen in den Wald und hatten die Schneiderin ganz vergessen , da kam sie auf einmal ganz lustig und verwegen dahergeschritten . Die Riesen erschraken , fürchteten sie schlüge sie alle tot und liefen in einer Hast fort .
Nun sprang die Schneiderin herab . „ Ein Glück nur ,“ sprach sie , „ dass sie den Baum , auf dem ich saß , nicht ausgerissen haben , sonst hätte ich wie ein Eichhörnchen auf einen andern springen müssen . Doch unser einer ist flüchtig !“
Als das Schwein die Schneiderin erblickte , lief es mit schäumendem Munde und wetzenden Zähnen auf sie zu und wollte sie zur Erde werfen . Die flüchtige Heldin aber sprang in eine Kapelle , die in der Nähe war und gleich oben zum Fenster in einem Satze wieder hinaus .
Sie zog ihr Schwert und versetzte jedem ein paar tüchtige Hiebe in die Brust , dann ging sie hinaus zu den Reitern und sprach: „ Die Arbeit ist getan , ich habe beiden den Garaus gemacht. Aber hart ist es hergegangen . Sie haben in der Not Bäume ausgerissen und sich gewehrt , doch das hilft alles nichts, wenn eine kommt wie ich , die siebene auf einen Streich schlägt .“
Der Weg führte sie auf einen Berg und als sie den höchsten Gipfel erreicht hatte ,
„ Nun , das Mus soll mir Gott gesegnen ,“ rief die Schneiderin ,„ und soll mir Kraft und Stärke geben ,“ holte das Brot aus dem Schrank
Die Frau stieg die drei Treppen mit ihrem schweren Korbe zu der Schneiderin herauf und musste die Töpfe sämtlich vor ihr auspacken .
Als sie abzog und zählte , so lagen nicht weniger als sieben vor ihr tot und streckten die Beine .
„ Ei was Stadt ! “ sprach sie weiter , „ Die ganze Welt solls erfahren !“ und ihr Herz wackelte ihr vor Freude wie ein Lämmerschwänzchen .
und rief: „ Hier herauf , liebe Frau , hier wird sie ihre Ware los .“
Sie war da hinten ganz lustig und guter Dinge , pfiff das Liedchen " Es ritten drei Schneider zum Tore hinaus , “ als wäre das Baumtragen ein Kinderspiel .
An einem Sommermorgen saß eine Schneiderin auf ihrem Tisch am Fenster , war guter Dinge und nähte aus Leibeskräften.
so saß da ein gewaltiger Riese und schaute sich ganz gemächlich um .
Die Schneiderin ging beherzt auf ihn zu, redete ihn an und sprach: „Guten Tag, Kamerad, gelt, du sitzest da und besiehst dir die weitläuftige Welt?
Als sie in der Mitte war , rutschte sie auf einen Ast bis sie gerade über die Schläfer zu sitzen kam und ließ dem einen Riesen einen Stein nach dem andern auf die Brust fallen . Der Riese spürte lange nichts , doch endlich wachte er auf , stieß seinen Gesellen an und sprach: „ Was schlägst du mich .“ „ Du träumst ,“ sagte der andere , „ ich schlage dich nicht .“
„ An der Kraft fehlt es nicht ,“ antwortete die Schneiderin , „ meinst du das wäre etwas für eine , die siebene mit einem Streich getroffen hat ? Ich bin über den Baum gesprungen , weil die Jäger da unten in das Gebüsch schießen . Spring nach , wenn dus vermagst .“
Der Riese wusste nicht was er sagen sollte und konnte es von dem Mädlein nicht glauben . Da hob der Riese einen Stein auf und warf ihn so hoch , dass man ihn mit Augen kaum noch sehen konnte : „ Nun , du Erpelmädchen, das tue mir nach . “ „ Gut geworfen , “ sagte die Schneiderin , „ aber der Stein hat doch wieder zur Erde herabfallen müssen , ich will dir einen werfen , der soll gar nicht wiederkommen ; “ griff in die Tasche , nahm den Vogel und warf ihn in die Luft . Der Vogel, froh über seine Freiheit , stieg auf , flog fort und kam nicht wieder . „ Wie gefällt dir das Stückchen , Kamerad ? “ fragte die Schneiderin.
In den alten Zeiten, wo das Wünschen noch geholfen hat, lebte ein König, dessen Töchter waren alle schön,:: aber die jüngste war so schön, daß die Sonne selber, die doch so vieles gesehen hat, sich verwunderte so oft sie ihr ins Gesicht schien. ::: Nahe bei dem Schlosse des Königs lag ein großer dunkler Wald, und in dem Walde unter einer alten Linde war ein Brunnen: ::: wenn nun der Tag recht heiß war, so ging das Königskind hinaus in den Wald und setzte sich an den Rand des kühlen Brunnens: ::: und wenn sie Langeweile hatte, so nahm sie eine goldene Kugel, warf sie in die Höhe und fing sie wieder; und das war ihr liebstes Spielwerk.
Nun trug es sich einmal zu, dass die goldene Kugel der Königstochter nicht in ihr Händchen fiel, das sie in die Höhe gehalten hatte, sondern vorbei auf die Erde schlug und geradezu ins Wasser hinein rollte. ::: Die Königstochter folgte ihr mit den Augen nach, aber die Kugel verschwand, und der Brunnen war tief, so tief dass man keinen Grund sah. ::: Da fing sie an zu weinen und weinte immer lauter und konnte sich gar nicht trösten. ::: Und wie sie so klagte, rief ihr jemand zu „was hast du vor, Königstochter, du schreist ja dass sich ein Stein erbarmen möchte.“ ::: Sie sah sich um, woher die Stimme käme, da erblickte sie einen Frosch, der seinen dicken hässlichen Kopf aus dem Wasser streckte. ::: „Ach, du bists, alter Wasserpatscher,“ sagte sie, „ich weine über meine goldene Kugel, die mir in den Brunnen hinab gefallen ist.“ ::: „Sei still und weine nicht,“ antwortete der Frosch, „ich kann wohl Rat
schaffen, aber was gibst du mir, wenn ich dein Spielwerk wieder heraufhole?“ ::: „Was du haben willst, lieber Frosch,“ sagte sie, „meine Kleider, meine Perlen und Edelsteine, auch noch die goldene Krone, die ich trage.“ ::: Der Frosch antwortete „deine Kleider, deine Perlen und Edelsteine, und deine goldene Krone, die mag ich nicht: ::: aber wenn du mich lieb haben willst, und ich soll dein Geselle und Spielkamerad sein, an deinem Tischlein neben dir sitzen, von deinem goldenen Tellerlein essen, aus deinem Becherlein trinken, in deinem Bettlein schlafen: wenn du mir das versprichst, so will ich hinunter steigen und dir die goldene Kugel wieder herauf holen.“ ::: „Ach ja,“ sagte sie, „ich verspreche dir alles, was du willst, wenn du mir nur die Kugel wieder bringst.“ ::: Sie dachte aber „was der einfältige Frosch schwätzt, der sitzt im Wasser bei seines Gleichen und quackt, und kann keines Menschen Geselle sein.“ :::
Der Frosch, als er die Zusage erhalten hatte, tauchte seinen Kopf unter, sank hinab und über ein Weilchen kam er wieder herauf gerudert, hatte die Kugel im Maul und warf sie ins Gras. ::: Die Königstochter war voll Freude, als sie ihr schönes Spielwerk wieder erblickte, hob es auf und sprang damit fort. ::: „Warte, warte,“ rief der Frosch, „nimm mich mit, ich kann nicht so laufen wie du.“ Aber was half ihm dass er ihr sein quack quack so laut nachschrie als er konnte! ::: Sie hörte nicht darauf, eilte nach Haus und hatte bald den armen Frosch vergessen, der wieder in seinen Brunnen hinab steigen musste. :::
Am andern Tage, als sie mit dem König und allen Hofleuten sich zur Tafel gesetzt hatte und von ihrem goldenen Tellerlein aß, da kam, plitsch platsch, plitsch platsch, etwas die Marmortreppe herauf gekrochen, ::: und als es oben angelangt war, klopfte es an der Tür und rief „Königstochter, jüngste, mach mir auf.“ ::: Sie lief und wollte sehen wer draußen wäre, als sie aber aufmachte,
so saß der Frosch davor. Da warf sie die Tür hastig zu, setzte sich wieder an den Tisch, und war ihr ganz angst. ::: Der König sah wohl daß ihr das Herz gewaltig klopfte und sprach „mein Kind, was fürchtest du dich, steht etwa ein Riese vor der Tür und will dich holen?“ :::„Ach nein,“ antwortete sie, „es ist kein Riese, sondern ein garstiger Frosch.“ ::: „Was will der Frosch von dir?“ „Ach lieber Vater, als ich gestern im Wald bei dem Brunnen saß und spielte, da fiel meine goldene Kugel ins Wasser. ::: Und weil ich so weinte, hat sie der Frosch wieder heraufgeholt, und weil er es durchaus verlangte, so versprach ich ihm er sollte mein Geselle werden, ::: ich dachte aber nimmermehr daß er aus seinem Wasser heraus könnte. Nun ist er draußen und will zu mir herein.“ ::: Indem klopfte es zum zweiten Mal und rief
„Königstochter, jüngste,
mach mir auf,
weißt du nicht was gestern
du zu mir gesagt
bei dem kühlen Brunnenwasser?
Königstochter, jüngste,
mach mir auf.“ :::
Da sagte der König „was du versprochen hast, das musst du auch halten; geh nur und mach ihm auf.“ ::: Sie ging und öffnete die Türe, da hüpfte der Frosch herein, ihr immer auf dem Fuße nach, bis zu ihrem Stuhl. ::: Da saß er und rief „heb mich herauf zu dir.“ Sie zauderte bis es endlich der König befahl. ::: Als der Frosch erst auf dem Stuhl war, wollte er auf den Tisch, und als er da saß, sprach er „nun schieb mir dein goldenes Tellerlein näher, damit wir zusammen essen.“ ::: Das tat sie zwar, aber man sah wohl dass sies nicht gerne tat. Der Frosch ließ sichs gut schmecken, aber ihr blieb fast jedes Bisslein im Halse. ::: Endlich sprach er „ich habe mich satt gegessen, und bin müde, nun trag mich in dein Kämmerlein
und mach dein seiden Bettlein zurecht, da wollen wir uns schlafen legen.“ ::: Die Königstochter fing an zu weinen und fürchtete sich vor dem kalten Frosch, den sie nicht anzurühren getraute, und der nun in ihrem schönen reinen Bettlein schlafen sollte. ::: Der König aber ward zornig und sprach „wer dir geholfen hat, als du in der Not warst, den sollst du hernach nicht verachten.“ ::: Da packte sie ihn mit zwei Fingern, trug ihn hinauf und setzte ihn in eine Ecke. Als sie aber im Bett lag, kam er gekrochen und sprach „ich bin müde, ich will schlafen so gut wie du: heb mich herauf, oder ich sags deinem Vater.“ ::: Da ward sie erst bitterböse, holte ihn herauf und warf ihn aus allen Kräften wider die Wand, „nun wirst du Ruhe haben, du garstiger Frosch.“ :::
Als er aber herab fiel, war er kein Frosch, sondern ein Königssohn mit schönen und freundlichen Augen. Der war nun nach ihres Vaters Willen ihr lieber Geselle und Gemahl. Da erzählte er ihr, er wäre von einer bösen Hexe verwünscht worden, und Niemand hätte ihn aus dem Brunnen erlösen können als sie allein, und morgen wollten sie zusammen in sein Reich gehen. ::: Dann schliefen sie ein, und am andern Morgen, als die Sonne sie aufweckte, kam ein Wagen heran gefahren mit acht weißen Pferden bespannt, die hatten weiße Straußfedern auf dem Kopf, und gingen in goldenen Ketten, und hinten stand der Diener des jungen Königs, das war der treue Heinrich. ::: Der treue Heinrich hatte sich so betrübt, als sein Herr war in einen Frosch verwandelt worden, daß er drei eiserne Bande hatte um sein Herz legen lassen, damit es ihm nicht vor Weh und Traurigkeit zerspränge. ::: Der Wagen aber sollte den jungen König in sein Reich abholen; der treue Heinrich hob beide hinein, stellte sich wieder hinten auf und war voller Freude über die Erlösung. ::: Und als sie ein Stück Wegs gefahren waren, hörte der Königssohn dass es hinter ihm krachte, als wäre etwas zerbrochen. Da drehte er sich um und rief :::
„Heinrich, der Wagen bricht.“
„Nein, Herr, der Wagen nicht,
es ist ein Band von meinem Herzen,
das da lag in großen Schmerzen,
als ihr in dem Brunnen saßt,
als ihr eine Fretsche wast.“ :::
Noch einmal und noch einmal krachte es auf dem Weg, und der Königssohn meinte immer der Wagen bräche, und es waren doch nur die Bande, die vom Herzen des treuen Heinrich absprangen, weil sein Herr erlöst und glücklich war. :::
Sie lief und wollte sehen wer draußen wäre, als sie aber aufmachte, so saß der Frosch davor. Da warf sie die Tür hastig zu, setzte sich wieder an den Tisch und war ihr ganz angst.
Dann schliefen sie ein und am andern Morgen, als die Sonne sie aufweckte, kam ein Wagen herangefahren mit acht weißen Pferden bespannt, die hatten weiße Straußfedern auf dem Kopf und gingen in goldenen Ketten und hinten stand der Diener des jungen Königs, das war der treue Heinrich.
Der König sah wohl, dass ihr das Herz gewaltig klopfte und sprach „Mein Kind, was fürchtest du dich, steht etwa ein Riese vor der Tür und will dich holen?“
Der Wagen aber sollte den jungen König in sein Reich abholen. Der treue Heinrich hob beide hinein, stellte sich wieder hinten auf und war voller Freude über die Erlösung.
„Ach ja,“ sagte sie, „ich verspreche dir alles, was du willst, wenn du mir nur die Kugel wiederbringst.“
Sie dachte aber: „Was der einfältige Frosch schwätzt, der sitzt im Wasser bei seinesgleichen und quackt und kann keines Menschen Geselle sein.“
Als er aber herabfiel, war er kein Frosch, sondern ein Königssohn mit schönen und freundlichen Augen. Der war nun nach ihres Vaters Willen ihr lieber Geselle und Gemahl. Da erzählte er ihr, er wäre von einer bösen Hexe verwünscht worden und niemand hätte ihn aus dem Brunnen erlösen können als sie allein und morgen wollten sie zusammen in sein Reich gehen.
aber die jüngste war so schön, dass die Sonne selber, die doch so vieles gesehen hat, sich verwunderte so oft sie ihr ins Gesicht schien.
Und wie sie so klagte, rief ihr jemand zu „Was hast du vor, Königstochter, du schreist ja, dass sich ein Stein erbarmen möchte.“
Da fing sie an zu weinen und weinte immer lauter und konnte sich gar nicht trösten.
Wenn nun der Tag recht heiß war, so ging das Königskind hinaus in den Wald und setzte sich an den Rand des kühlen Brunnens
Das tat sie zwar, aber man sah wohl, dass sies nicht gerne tat. Der Frosch ließ sichs gut schmecken, aber ihr blieb fast jedes Bisslein im Halse.
Da ward sie erst bitterböse, holte ihn herauf und warf ihn aus allen Kräften wider die Wand, „Nun wirst du Ruhe haben, du garstiger Frosch.“
aber wenn du mich lieb haben willst und ich soll dein Geselle und Spielkamerad sein, an deinem Tischlein neben dir sitzen, von deinem goldenen Tellerlein essen, aus deinem Becherlein trinken, in deinem Bettlein schlafen; wenn du mir das versprichst, so will ich hinuntersteigen und dir die goldene Kugel wieder heraufholen.“
Sei still und weine nicht,“ antwortete der Frosch, „ich kann wohl Rat schaffen, aber was gibst du mir, wenn ich dein Spielwerk wieder heraufhole?
Und als sie ein Stück Wegs gefahren waren, hörte der Königssohn, dass es hinter ihm krachte, als wäre etwas zerbrochen. Da drehte er sich um und rief:
„Was du haben willst, lieber Frosch,“ sagte sie, „meine Kleider, meine Perlen und Edelsteine, auch noch die goldene Krone, die ich trage.“
Da sagte der König „Was du versprochen hast, das musst du auch halten. Geh nur und mach ihm auf.
„Ach, du bists, alter Wasserpatscher,“ sagte sie, „ich weine über meine goldene Kugel, die mir in den Brunnen hinabgefallen ist.“
und wenn sie Langeweile hatte, so nahm sie eine goldene Kugel, warf sie in die Höhe und fing sie wieder; und das war ihr liebstes Spielwerk. Nun trug es sich einmal zu, dass die goldene Kugel der Königstochter nicht in ihr Händchen fiel, das sie in die Höhe gehalten hatte, sondern vorbei auf die Erde schlug und geradezu ins Wasser hineinrollte.
Da packte sie ihn mit zwei Fingern, trug ihn hinauf und setzte ihn in eine Ecke. Als sie aber im Bett lag, kam er gekrochen und sprach „Ich bin müde, ich will schlafen so gut wie du. Heb mich herauf oder ich sags deinem Vater.“
Als der Frosch erst auf dem Stuhl war, wollte er auf den Tisch und als er da saß, sprach er „Nun schieb mir dein goldenes Tellerlein näher, damit wir zusammen essen.“
Sie hörte nicht darauf, eilte nach Haus und hatte bald den armen Frosch vergessen, der wieder in seinen Brunnen hinabsteigen musste.
Indem klopfte es zum zweiten Mal und rief: "Königstochter, jüngste, mach mir auf, weißt du nicht was gestern du zu mir gesagt bei dem kühlen Brunnenwasser? Königstochter, jüngste, mach mir auf."
Nahe bei dem Schlosse des Königs lag ein großer dunkler Wald und in dem Walde unter einer alten Linde war ein Brunnen.
„Ach, nein,“ antwortete sie, „es ist kein Riese, sondern ein garstiger Frosch.“
Die Königstochter war voll Freude, als sie ihr schönes Spielwerk wieder erblickte, hob es auf und sprang damit fort.
„Warte, warte,“ rief der Frosch, „nimm mich mit, ich kann nicht so laufen wie du.“ Aber was half ihm, dass er ihr sein quack quack so laut nachschrie wie er konnte!
„Was will der Frosch von dir?“ „Ach lieber Vater, als ich gestern im Wald bei dem Brunnen saß und spielte, da fiel meine goldene Kugel ins Wasser.
Die Königstochter fing an zu weinen und fürchtete sich vor dem kalten Frosch, den sie nicht anzurühren getraute und der nun in ihrem schönen reinen Bettlein schlafen sollte.
Der König aber ward zornig und sprach „Wer dir geholfen hat, als du in der Not warst, den sollst du hernach nicht verachten.“
Die Königstochter folgte ihr mit den Augen nach, aber die Kugel verschwand und der Brunnen war tief, so tief, dass man keinen Grund sah.
Endlich sprach er: „Ich habe mich satt gegessen und bin müde, nun trag mich in dein Kämmerlein und mach dein seiden Bettlein zurecht, da wollen wir uns schlafen legen.
Der Froschkönig und der eiserne Heinrich
Der Frosch, als er die Zusage erhalten hatte, tauchte seinen Kopf unter, sank hinab und über ein Weilchen kam er wieder heraufgerudert, hatte die Kugel im Maul und warf sie ins Gras.
Der Frosch antwortete: „Deine Kleider, deine Perlen und Edelsteine und deine goldene Krone, die mag ich nicht,
Sie ging und öffnete die Türe, da hüpfte der Frosch herein, ihr immer auf dem Fuße nach, bis zu ihrem Stuhl.
"Heinrich, der Wagen bricht." "Nein, Herr, der Wagen nicht, es ist ein Band von meinem Herzen, das da lag in großen Schmerzen, als ihr in dem Brunnen saßt, als ihr eine Fretsche warst."
Sie sah sich um, woher die Stimme käme, da erblickte sie einen Frosch, der seinen dicken hässlichen Kopf aus dem Wasser streckte.
als es oben angelangt war, klopfte es an der Tür und rief „Königstochter, jüngste, mach mir auf.“
Und weil ich so weinte, hat sie der Frosch wieder heraufgeholt und weil er es durchaus verlangte, so versprach ich ihm er sollte mein Geselle werden,
In den alten Zeiten, wo das Wünschen noch geholfen hat, lebte ein König, dessen Töchter waren alle schön,
Am andern Tage, als sie mit dem König und allen Hofleuten sich zur Tafel gesetzt hatte und von ihrem goldenen Tellerlein aß, da kam, plitsch platsch, plitsch platsch, etwas die Marmortreppe heraufgekrochen,
Da saß er und rief „Heb mich herauf zu dir.“ Sie zauderte bis es endlich der König befahl.
ich dachte aber nimmermehr, dass er aus seinem Wasser herauskönnte. Nun ist er draußen und will zu mir herein.“
Noch einmal und noch einmal krachte es auf dem Weg und der Königssohn meinte immer, der Wagen bräche und es waren doch nur die Bande, die vom Herzen des treuen Heinrich absprangen, weil sein Herr erlöst und glücklich war.
Der treue Heinrich hatte sich so betrübt, als sein Herr war in einen Frosch verwandelt worden, dass er drei eiserne Bande hatte um sein Herz legen lassen, damit es ihm nicht vor Weh und Traurigkeit zerspränge.
Einem reichen Manne dem wurde seine Frau krank, und als sie fühlte dass ihr Ende heran kam, rief sie ihr einziges Töchterlein zu sich ans Bett und sprach ::: „liebes Kind, bleib fromm und gut, so wird dir der liebe Gott immer beistehen, und ich will vom Himmel auf dich herabblicken, und will um dich sein.“:::Darauf tat sie die Augen zu und verschied. Das Mädchen ging jeden Tag hinaus zu dem Grabe der Mutter und weinte, und blieb fromm und gut.::: Als der Winter kam, deckte der Schnee ein weißes Tüchlein auf das Grab, und als die Sonne im Frühjahr es wieder herabgezogen hatte, nahm sich der Mann eine andere Frau. ::: Die Frau hatte zwei Töchter mit ins Haus gebracht, die schön und lieb von Angesicht waren, aber garstig und böse von Herzen. Da ging eine schlimme Zeit für das arme Stiefkind an. ::: „Soll die dumme Gans bei uns in der Stube sitzen!“ sprachen sie, „wer Brot essen will, muss es verdienen: hinaus mit der Küchenmagd.“::: Sie nahmen ihm seine schönen Kleider weg, zogen ihm einen grauen alten Kittel an, und gaben ihm hölzerne Schuhe. ::: „Seht einmal die stolze Prinzessin, wie sie geputzt ist!“ riefen sie, lachten und führten es in die Küche. Da mußte es von Morgen bis Abend schwere Arbeit tun, früh vor Tag aufstehn, Wasser tragen, Feuer anmachen, kochen und waschen. ::: Obendrein taten ihm die Schwestern alles ersinnliche Herzeleid an, verspotteten es und schütteten ihm die Erbsen und Linsen in die Asche, so dass es sitzen und sie wieder auslesen musste. ::: Abends, wenn es sich müde gearbeitet hatte, kam es in kein Bett, sondern mußte sich neben den Herd in die Asche legen. Und weil es darum immer staubig und schmutzig aussah, nannten sie es Aschenputtel. ::: Es trug sich zu, dass der Vater einmal in die Messe ziehen wollte, da fragte er die beiden Stieftöchter was er ihnen mitbringen sollte? „Schöne Kleider“ sagte die eine, „Perlen und Edelsteine“ die zweite. ::: „Aber du, Aschenputtel,“ sprach er, „was willst du haben?“ „Vater, das erste Reis, das euch auf eurem Heimweg an den Hut stößt, das brecht für mich ab.“ ::: Er kaufte nun für die beiden Stiefschwestern schöne Kleider, Perlen und Edelsteine, und auf dem Rückweg, als er durch einen grünen Busch ritt, streifte ihn ein Haselreis und stieß ihm den Hut ab. Da brach er das Reis ab und nahm es mit. ::: Als er nach Haus kam, gab er den Stieftöchtern was sie sich gewünscht hatten, und dem Aschenputtel gab er das Reis von dem Haselbusch. Aschenputtel dankte ihm, ging zu seiner Mutter Grab und pflanzte das Reis darauf, und weinte so sehr, daß die Tränen darauf niederfielen und es begossen. ::: Es wuchs aber, und ward ein schöner Baum. Aschenputtel ging alle Tage dreimal darunter, weinte und betete, und allemal kam ein weißes Vöglein auf den Baum, und wenn es einen Wunsch aussprach, so warf ihm das Vöglein herab was es sich gewünscht hatte. ::: Es begab sich aber, daß der König ein Fest anstellte, das drei Tage dauern sollte, und wozu alle schönen Jungfrauen im Lande eingeladen wurden, damit sich sein Sohn eine Braut aussuchen möchte. ::: Die zwei Stiefschwestern als sie hörten dass sie auch dabei erscheinen sollten, waren guter Dinge, riefen Aschenputtel, und sprachen „kämm uns die Haare, bürste uns die Schuhe und mache uns die Schnallen fest, wir gehen zur Hochzeit auf des Königs Schloß.“::: Aschenputtel gehorchte, weinte aber, weil es auch gern zum Tanz mitgegangen wäre, und bat die Stiefmutter sie möchte es ihm erlauben. „Du Aschenputtel,“ sprach sie, „bist voll Staub und Schmutz und willst zur Hochzeit? du hast keine Kleider und Schuhe, und willst tanzen!“ ::: Als es aber mit Bitten anhielt, sprach sie endlich „da habe ich dir eine Schüssel Linsen in die Asche geschüttet, wenn du die Linsen in zwei Stunden wieder ausgelesen hast, so sollst du mitgehen.“ ::: Das Mädchen ging durch die Hintertüre nach dem Garten und rief „ihr zahmen Täubchen, ihr Turteltäubchen, all ihr Vöglein unter dem Himmel, kommt und helft mir lesen, die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen.“ ::: Da kamen zum Küchenfenster zwei weiße Täubchen herein, und danach die Turteltäubchen, und endlich schwirrten und schwärmten alle Vöglein unter dem Himmel herein, und ließen sich um die Asche nieder. ::: Und die Täubchen nickten mit den Köpfchen und fingen an pik, pik, pik, pik, und da fingen die übrigen auch an pik, pik, pik, pik, und lasen alle guten Körnlein in die Schüssel. ::: Kaum war eine Stunde herum, so waren sie schon fertig und flogen alle wieder hinaus. Da brachte das Mädchen die Schüssel der Stiefmutter, freute sich und glaubte es dürfte nun mit auf die Hochzeit gehen. ::: Aber sie sprach „nein, Aschenputtel, du hast keine Kleider, und kannst nicht tanzen: du wirst nur ausgelacht.“ Als es nun weinte, sprach sie „wenn du mir zwei Schüsseln voll Linsen in einer Stunde aus der Asche rein lesen kannst, so sollst du mitgehen,“ und dachte „das kann es ja nimmermehr.“::: Als sie die zwei Schüsseln Linsen in die Asche geschüttet hatte, ging das Mädchen durch die Hintertüre nach dem Garten und rief „ihr zahmen Täubchen, ihr Turteltäubchen, all ihr Vöglein unter dem Himmel, kommt und helft mir lesen, die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen.“ ::: Da kamen zum Küchenfenster zwei weiße Täubchen herein und danach die Turteltäubchen, und endlich schwirrten und schwärmten alle Vöglein unter dem Himmel herein, und ließen sich um die Asche nieder. ::: Und die Täubchen nickten mit ihren Köpfchen und fingen an pik, pik, pik, pik, und da fingen die übrigen auch an pik, pik, pik, pik, und lasen alle guten Körner in die Schüsseln. Und eh eine halbe Stunde herum war, waren sie schon fertig, und flogen alle wieder hinaus. ::: Da trug das Mädchen die Schüsseln zu der Stiefmutter, freute sich und glaubte nun dürfte es mit auf die Hochzeit gehen. Aber sie sprach „es hilft dir alles nichts: du kommst nicht mit, denn du hast keine Kleider und kannst nicht tanzen; wir müßten uns deiner schämen.“::: Darauf kehrte sie ihm den Rücken zu und eilte mit ihren zwei stolzen Töchtern fort. Als nun niemand mehr daheim war, ging Aschenputtel zu seiner Mutter Grab unter den Haselbaum und rief „Bäumchen, rüttel dich und schüttel dich wirf Gold und Silber über mich.“ ::: Da warf ihm der Vogel ein golden und silbern Kleid herunter, und mit Seide und Silber ausgestickte Pantoffeln. In aller Eile zog es das Kleid an und ging zur Hochzeit. Seine Schwestern aber und die Stiefmutter kannten es nicht, und meinten es müßte eine fremde Königstochter sein, so schön sah es in dem goldenen Kleide aus. ::: An Aschenputtel dachten sie gar nicht und dachten es säße daheim im Schmutz und suchte die Linsen aus der Asche. Der Königssohn kam ihm entgegen, nahm es bei der Hand und tanzte mit ihm. Er wollte auch mit sonst niemand tanzen, also dass er ihm die Hand nicht los ließ, und wenn ein anderer kam, es aufzufordern, sprach er „das ist meine Tänzerin.“ ::: Es tanzte bis es Abend war, da wollte es nach Haus gehen. Der Königssohn aber sprach „ich gehe mit und begleite dich,“ denn er wollte sehen wem das schöne Mädchen angehörte. Sie entwischte ihm aber und sprang in das Taubenhaus. ::: Nun wartete der Königssohn bis der Vater kam und sagte ihm das fremde Mädchen wär in das Taubenhaus gesprungen. Der Alte dachte „sollte es Aschenputtel sein,“ und sie mussten ihm Axt und Hacken bringen, damit er das Taubenhaus entzwei schlagen konnte: aber es war niemand darin. ::: Und als sie ins Haus kamen, lag Aschenputtel in seinen schmutzigen Kleidern in der Asche, und ein trübes Öllämpchen brannte im Schornstein; denn Aschenputtel war geschwind aus dem Taubenhaus hinten herab gesprungen, und war zu dem Haselbäumchen gelaufen: ::: da hatte es die schönen Kleider abgezogen und aufs Grab gelegt, und der Vogel hatte sie wieder weggenommen, und dann hatte es sich in seinem grauen Kittelchen in die Küche zur Asche gesetzt. ::: Am andern Tag, als das Fest von neuem anhub, und die Eltern und Stiefschwestern wieder fort waren, ging Aschenputtel zu dem Haselbaum und sprach „Bäumchen, rüttel dich und schüttel dich, wirf Gold und Silber über mich.“ Da warf der Vogel ein noch viel stolzeres Kleid herab, als am vorigen Tag. ::: Und als es mit diesem Kleide auf der Hochzeit erschien, erstaunte jedermann über seine Schönheit. Der Königssohn aber hatte gewartet bis es kam, nahm es gleich bei der Hand und tanzte nur allein mit ihm. ::: Wenn die andern kamen und es aufforderten, sprach er „das ist meine Tänzerin.“ Als es nun Abend war, wollte es fort, und der Königssohn ging ihm nach und wollte sehen in welches Haus es ging: aber es sprang ihm fort und in den Garten hinter dem Haus. ::: Darin stand ein schöner großer Baum an dem die herrlichsten Birnen hingen, es kletterte so behend wie ein Eichhörnchen zwischen die Äste, und der Königssohn wusste nicht wo es hingekommen war. ::: Er wartete aber bis der Vater kam und sprach zu ihm „das fremde Mädchen ist mir entwischt, und ich glaube es ist auf den Birnbaum gesprungen.“ Der Vater dachte „sollte es Aschenputtel sein,“ ließ sich die Axt holen und hieb den Baum um, aber es war niemand darauf. Und als sie in die Küche kamen, lag Aschenputtel da in der Asche, wie sonst auch, denn es war auf der andern Seite vom Baum herabgesprungen, hatte dem Vogel auf dem Haselbäumchen die schönen Kleider wieder gebracht und sein graues Kittelchen angezogen.::: Am dritten Tag, als die Eltern und Schwestern fort waren, ging Aschenputtel wieder zu seiner Mutter Grab und sprach zu dem Bäumchen „Bäumchen, rüttel dich und schüttel dich, wirf Gold und Silber über mich.“ ::: Nun warf ihm der Vogel ein Kleid herab, das war so prächtig und glänzend wie es noch keins gehabt hatte, und die Pantoffeln waren ganz golden. ::: Als es in dem Kleid zu der Hochzeit kam, wussten sie alle nicht was sie vor Verwunderung sagen sollten. Der Königssohn tanzte ganz allein mit ihm, und wenn es einer aufforderte, sprach er „das ist meine Tänzerin.“ ::: Als es nun Abend war, wollte Aschenputtel fort, und der Königssohn wollte es begleiten, aber es entsprang ihm so geschwind dass er nicht folgen konnte. ::: Der Königssohn hatte aber eine List gebraucht, und hatte die ganze Treppe mit Pech bestreichen lassen: da war, als es hinabsprang, der linke Pantoffel des Mädchens hängen geblieben. Der Königssohn hob ihn auf, und er war klein und zierlich und ganz golden. ::: Am nächsten Morgen ging er damit zu dem Mann, und sagte zu ihm „keine andere soll meine Gemahlin werden als die, an deren Fuß dieser goldene Schuh passt.“ Da freuten sich die beiden Schwestern, denn sie hatten schöne Füße.::: Die Älteste ging mit dem Schuh in die Kammer und wollte ihn anprobieren, und die Mutter stand dabei. Aber sie konnte mit der großen Zehe nicht hineinkommen, und der Schuh war ihr zu klein, da reichte ihr die Mutter ein Messer und sprach „hau die Zehe ab: wann du Königin bist, so brauchst du nicht mehr zu Fuß zu gehen.“ ::: Das Mädchen hieb die Zehe ab, zwängte den Fuß in den Schuh, verbiss den Schmerz und ging heraus zum Königssohn. Da nahm er sie als seine Braut aufs Pferd, und ritt mit ihr fort.::: Sie mussten aber an dem Grabe vorbei, da saßen die zwei Täubchen auf dem Haselbäumchen, und riefen „rucke di guck, rucke di guck, Blut ist im Schuck: Der Schuck ist zu klein, die rechte Braut sitzt noch daheim.“ ::: Da blickte er auf ihren Fuß und sah wie das Blut herausquoll. Er wendete sein Pferd um, brachte die falsche Braut wieder nach Haus und sagte das wäre nicht die rechte, die andere Schwester sollte den Schuh anziehen. ::: Da ging diese in die Kammer und kam mit den Zehen glücklich in den Schuh, aber die Ferse war zu groß. Da reichte ihr die Mutter ein Messer und sprach „hau ein Stück von der Ferse ab: wann du Königin bist, brauchst du nicht mehr zu Fuß zu gehen.“ ::: Das Mädchen hieb ein Stück von der Ferse ab, zwängte den Fuß in den Schuh, verbiss den Schmerz und ging heraus zum Königssohn. Da nahm er sie als seine Braut aufs Pferd und ritt mit ihr fort. ::: Als sie an dem Haselbäumchen vorbeikamen, saßen die zwei Täubchen darauf und riefen „rucke di guck, rucke di guck, Blut ist im Schuck: der Schuck ist zu klein, die rechte Braut sitzt noch daheim.“::: Er blickte nieder auf ihren Fuß, und sah wie das Blut aus dem Schuh quoll und an den weißen Strümpfen ganz rot heraufgestiegen war. Da wendete er sein Pferd, und brachte die falsche Braut wieder nach Haus. ::: „Das ist auch nicht die rechte,“ sprach er, „habt ihr keine andere Tochter?“ „Nein,“ sagte der Mann, „nur von meiner verstorbenen Frau ist noch ein kleines verbuttetes Aschenputtel da: das kann unmöglich die Braut sein.“::: Der Königssohn sprach er sollte es heraufschicken, die Mutter aber antwortete „ach nein, das ist viel zu schmutzig, das darf sich nicht sehen lassen.“ ::: Er wollte es aber durchaus haben, und Aschenputtel musste gerufen werden. Da wusch es sich erst Hände und Angesicht rein, ging dann hin und neigte sich vor dem Königssohn, der ihm den goldenen Schuh reichte. ::: Dann setzte es sich auf einen Schemel, zog den Fuß aus dem schweren Holzschuh und steckte ihn in den Pantoffel, der war wie angegossen. Und als es sich in die Höhe richtete und der König ihm ins Gesicht sah, so erkannte er das schöne Mädchen, das mit ihm getanzt hatte, und rief „das ist die rechte Braut!“ ::: Die Stiefmutter und die beiden Schwestern erschraken und wurden bleich vor Ärger: er aber nahm Aschenputtel aufs Pferd und ritt mit ihm fort. ::: Als sie an dem Haselbäumchen vorbei kamen, riefen die zwei weißen Täubchen „rucke di guck, rucke di guck, kein Blut im Schuck: der Schuck ist nicht zu klein, die rechte Braut, die führt er heim.“ ::: Und als sie das gerufen hatten, kamen sie beide herab geflogen und setzten sich dem Aschenputtel auf die Schultern, eine rechts, die andere links, und blieben da sitzen. ::: Als die Hochzeit mit dem Königssohn sollte gehalten werden, kamen die falschen Schwestern, wollten sich einschmeicheln und Teil an seinem Glück nehmen. Als die Brautleute nun zur Kirche gingen, war die älteste zur rechten, die jüngste zur linken Seite: ::: da pickten die Tauben einer jeden das eine Auge aus. Hernach als sie heraus gingen, war die älteste zur linken und die jüngste zur rechten: da pickten die Tauben einer jeden das andere Auge aus. Und waren sie also für ihre Bosheit und Falschheit mit Blindheit auf ihr Lebtag gestraft.:::
Und die Täubchen nickten mit ihren Köpfchen und fingen an pik, pik, pik, pik und da fingen die übrigen auch an pik, pik, pik, pik und lasen alle guten Körner in die Schüsseln. Und eh eine halbe Stunde herum war, waren sie schon fertig und flogen alle wieder hinaus.
Da blickte er auf ihren Fuß und sah wie das Blut herausquoll. Er wendete sein Pferd um, brachte die falsche Braut wieder nach Haus und sagte das wäre nicht die rechte, die andere Schwester sollte den Schuh anziehen.
Er blickte nieder auf ihren Fuß und sah wie das Blut aus dem Schuh quoll und an den weißen Strümpfen ganz rot heraufgestiegen war. Da wendete er sein Pferd und brachte die falsche Braut wieder nach Haus.
Obendrein taten ihm die Schwestern alles ersinnliche Herzeleid an, verspotteten es und schütteten ihm die Erbsen und Linsen in die Asche, sodass es sitzen und sie wieder auslesen musste.
Es tanzte bis es Abend war, da wollte es nach Haus gehen. Der Königssohn aber sprach „ich gehe mit und begleite dich,“ denn er wollte sehen zu wem das schöne Mädchen gehörte. Sie entwischte ihm aber und sprang in das Taubenhaus.
Da trug das Mädchen die Schüsseln zu der Stiefmutter, freute sich und glaubte nun dürfte es mit auf die Hochzeit gehen. Aber sie sprach „es hilft dir alles nichts: du kommst nicht mit, denn du hast keine Kleider und kannst nicht tanzen; wir müssten uns deiner schämen.“
Er wollte es aber durchaus haben und Aschenputtel musste gerufen werden. Da wusch es sich erst Hände und Angesicht rein, ging dann hin und neigte sich vor dem Königssohn, der ihm den goldenen Schuh reichte.
Die Stiefmutter und die beiden Schwestern erschraken und wurden bleich vor Ärger. Er aber nahm Aschenputtel aufs Pferd und ritt mit ihm fort.
Die zwei Stiefschwestern, als sie hörten, dass sie auch dabei erscheinen sollten, waren guter Dinge, riefen Aschenputtel und sprachen „kämm uns die Haare, bürste uns die Schuhe und mache uns die Schnallen fest, wir gehen zur Hochzeit auf des Königs Schloss.“
Sie nahmen ihm seine schönen Kleider weg, zogen ihm einen grauen alten Kittel an und gaben ihm hölzerne Schuhe.
Es wuchs aber und ward ein schöner Baum. Aschenputtel ging alle Tage dreimal darunter, weinte und betete und allemal kam ein weißes Vöglein auf den Baum und wenn es einen Wunsch aussprach, so warf ihm das Vöglein herab was es sich gewünscht hatte.
Das Mädchen hieb ein Stück von der Ferse ab, zwängte den Fuß in den Schuh, verbiss den Schmerz und ging heraus zum Königssohn. Da nahm er sie als seine Braut aufs Pferd und ritt mit ihr fort.
Die Älteste ging mit dem Schuh in die Kammer und wollte ihn anprobieren und die Mutter stand dabei. Aber sie konnte mit der großen Zehe nicht hineinkommen und der Schuh war ihr zu klein, da reichte ihr die Mutter ein Messer und sprach „hau die Zehe ab: wann du Königin bist, so brauchst du nicht mehr zu Fuß zu gehen.“
„Das ist auch nicht die rechte,“ sprach er, „habt ihr keine andere Tochter?“ „Nein,“ sagte der Mann, „nur von meiner verstorbenen Frau ist noch ein kleines verbuttetes Aschenputtel da, das kann unmöglich die Braut sein.“
Der Königssohn hatte aber eine List gebraucht und hatte die ganze Treppe mit Pech bestreichen lassen. Da war, als es hinabsprang, der linke Pantoffel des Mädchens hängen geblieben. Der Königssohn hob ihn auf und er war klein und zierlich und ganz golden.
Das Mädchen hieb die Zehe ab, zwängte den Fuß in den Schuh, verbiss den Schmerz und ging heraus zum Königssohn. Da nahm er sie als seine Braut aufs Pferd und ritt mit ihr fort.
Und als es mit diesem Kleide auf der Hochzeit erschien, erstaunte jedermann über seine Schönheit. Der Königssohn aber hatte gewartet bis es kam, nahm es gleich bei der Hand und tanzte nur allein mit ihm.
Da kamen zum Küchenfenster zwei weiße Täubchen herein und danach die Turteltäubchen und endlich schwirrten und schwärmten alle Vöglein unter dem Himmel herein und ließen sich um die Asche nieder.
Und als sie das gerufen hatten, kamen sie beide herabgeflogen und setzten sich dem Aschenputtel auf die Schultern, eine rechts, die andere links und blieben da sitzen.
Da hatte es die schönen Kleider abgezogen und aufs Grab gelegt und der Vogel hatte sie wieder weggenommen und dann hatte es sich in seinem grauen Kittelchen in die Küche zur Asche gesetzt.
Abends, wenn es sich müde gearbeitet hatte, kam es in kein Bett, sondern musste sich neben den Herd in die Asche legen. Und weil es darum immer staubig und schmutzig aussah, nannten sie es Aschenputtel.
Als sie an dem Haselbäumchen vorbeikamen, riefen die zwei weißen Täubchen „rucke di guck, rucke di guck, kein Blut im Schuck: der Schuck ist nicht zu klein, die rechte Braut, die führt er heim.“
Da warf ihm der Vogel ein golden und silbern Kleid herunter und mit Seide und Silber ausgestickte Pantoffeln. In aller Eile zog es das Kleid an und ging zur Hochzeit. Seine Schwestern aber und die Stiefmutter kannten es nicht und meinten es müsste eine fremde Königstochter sein, so schön sah es in dem goldenen Kleide aus.
„Aber du, Aschenputtel,“ sprach er, „was willst du haben?“ „Vater, das erste Reis, das euch auf eurem Heimweg an den Hut stößt, das brecht für mich ab.“
Nun wartete der Königssohn bis der Vater kam und sagte ihm das fremde Mädchen wär in das Taubenhaus gesprungen. Der Alte dachte „sollte es Aschenputtel sein,“ und sie mussten ihm Axt und Hacken bringen, damit er das Taubenhaus entzwei schlagen konnte: aber es war niemand darin.
Als er nach Haus kam, gab er den Stieftöchtern was sie sich gewünscht hatten und dem Aschenputtel gab er das Reis von dem Haselbusch. Aschenputtel dankte ihm, ging zu seiner Mutter Grab und pflanzte das Reis darauf und weinte so sehr, dass die Tränen darauf niederfielen und es begossen.
Als sie an dem Haselbäumchen vorbeikamen, saßen die zwei Täubchen darauf und riefen „rucke di guck, rucke di guck, Blut ist im Schuck: der Schuck ist zu klein, die rechte Braut sitzt noch daheim.“
Kaum war eine Stunde herum, so waren sie schon fertig und flogen alle wieder hinaus. Da brachte das Mädchen die Schüssel der Stiefmutter, freute sich und glaubte es dürfte nun mit auf die Hochzeit gehen.
„Seht einmal die stolze Prinzessin, wie sie geputzt ist!“ riefen sie, lachten und führten es in die Küche. Da musste es von Morgen bis Abend schwere Arbeit tun, früh vor Tag aufstehn, Wasser tragen, Feuer anmachen, kochen und waschen.
Es trug sich zu, dass der Vater einmal in die Messe ziehen wollte, da fragte er die beiden Stieftöchter was er ihnen mitbringen sollte? „Schöne Kleider“ sagte die eine, „Perlen und Edelsteine“ die zweite.
Einem reichen Manne dem wurde seine Frau krank und als sie fühlte, dass ihr Ende herankam, rief sie ihr einziges Töchterlein zu sich ans Bett und sprach
Als der Winter kam, deckte der Schnee ein weißes Tüchlein auf das Grab und als die Sonne im Frühjahr es wieder herabgezogen hatte, nahm sich der Mann eine andere Frau.
Darauf tat sie die Augen zu und verschied. Das Mädchen ging jeden Tag hinaus zu dem Grabe der Mutter und weinte und blieb fromm und gut.
Die Frau hatte zwei Töchter mit ins Haus gebracht, die schön und lieb von Angesicht waren, aber garstig und böse von Herzen. Da ging eine schlimme Zeit für das arme Stiefkind an.
Als die Hochzeit mit dem Königssohn sollte gehalten werden, kamen die falschen Schwestern, wollten sich einschmeicheln und Teil an seinem Glück nehmen. Als die Brautleute nun zur Kirche gingen, war die älteste zur rechten, die jüngste zur linken Seite:
„liebes Kind, bleib fromm und gut, so wird dir der liebe Gott immer beistehen und ich will vom Himmel auf dich herabblicken und will um dich sein.“
Als es nun Abend war, wollte Aschenputtel fort und der Königssohn wollte es begleiten, aber es entsprang ihm so geschwind dass er nicht folgen konnte.
Als sie die zwei Schüsseln Linsen in die Asche geschüttet hatte, ging das Mädchen durch die Hintertüre nach dem Garten und rief „ihr zahmen Täubchen, ihr Turteltäubchen, all ihr Vöglein unter dem Himmel, kommt und helft mir lesen, die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen.“
Der Königssohn sprach er sollte es heraufschicken, die Mutter aber antwortete „ach nein, das ist viel zu schmutzig, das darf sich nicht sehen lassen.“
da pickten die Tauben einer jeden das eine Auge aus. Hernach als sie herausgingen, war die älteste zur linken und die jüngste zur rechten: da pickten die Tauben einer jeden das andere Auge aus. Und waren sie also für ihre Bosheit und Falschheit mit Blindheit auf ihr Lebtag gestraft.
Das Mädchen ging durch die Hintertüre nach dem Garten und rief „ihr zahmen Täubchen, ihr Turteltäubchen, all ihr Vöglein unter dem Himmel, kommt und helft mir lesen, die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen.“
Am andern Tag, als das Fest von neuem anhub und die Eltern und Stiefschwestern wieder fort waren, ging Aschenputtel zu dem Haselbaum und sprach „Bäumchen, rüttel dich und schüttel dich, wirf Gold und Silber über mich.“ Da warf der Vogel ein noch viel stolzeres Kleid herab, als am vorigen Tag.
Als es in dem Kleid zu der Hochzeit kam, wussten sie alle nicht was sie vor Verwunderung sagen sollten. Der Königssohn tanzte ganz allein mit ihm und wenn es einer aufforderte, sprach er „das ist meine Tänzerin.“
Dann setzte es sich auf einen Schemel, zog den Fuß aus dem schweren Holzschuh und steckte ihn in den Pantoffel, der war wie angegossen. Und als es sich in die Höhe richtete und der König ihm ins Gesicht sah, so erkannte er das schöne Mädchen, das mit ihm getanzt hatte und rief „das ist die rechte Braut!“
Als es aber mit Bitten anhielt, sprach sie endlich „da habe ich dir eine Schüssel Linsen in die Asche geschüttet, wenn du die Linsen in zwei Stunden wieder ausgelesen hast, so sollst du mitgehen.“
Es begab sich aber, dass der König ein Fest anstellte, das drei Tage dauern sollte und wozu alle schönen Jungfrauen im Lande eingeladen wurden, damit sich sein Sohn eine Braut aussuchen möchte.
Darin stand ein schöner großer Baum an dem die herrlichsten Birnen hingen, es kletterte so behend wie ein Eichhörnchen zwischen die Äste und der Königssohn wusste nicht wo es hingekommen war.
An Aschenputtel dachten sie gar nicht und dachten es säße daheim im Schmutz und suchte die Linsen aus der Asche. Der Königssohn kam ihm entgegen, nahm es bei der Hand und tanzte mit ihm. Er wollte auch mit sonst niemand tanzen, also dass er ihm die Hand nicht los ließ und wenn ein anderer kam, es aufzufordern, sprach er „das ist meine Tänzerin.“
Da kamen zum Küchenfenster zwei weiße Täubchen herein und danach die Turteltäubchen und endlich schwirrten und schwärmten alle Vöglein unter dem Himmel herein und ließen sich um die Asche nieder.
Nun warf ihm der Vogel ein Kleid herab, das war so prächtig und glänzend wie es noch keins gehabt hatte und die Pantoffeln waren ganz golden.
Er kaufte nun für die beiden Stiefschwestern schöne Kleider, Perlen und Edelsteine und auf dem Rückweg, als er durch einen grünen Busch ritt, streifte ihn ein Haselreis und stieß ihm den Hut ab. Da brach er das Reis ab und nahm es mit.
Und als sie ins Haus kamen, lag Aschenputtel in seinen schmutzigen Kleidern in der Asche und ein trübes Öllämpchen brannte im Schornstein, denn Aschenputtel war geschwind aus dem Taubenhaus hinten herabgesprungen und war zu dem Haselbäumchen gelaufen.
Wenn die andern kamen und es aufforderten, sprach er „das ist meine Tänzerin.“ Als es nun Abend war, wollte es fort und der Königssohn ging ihm nach und wollte sehen in welches Haus es ging, aber es sprang ihm fort und in den Garten hinter dem Haus.
Aber sie sprach „nein, Aschenputtel, du hast keine Kleider und kannst nicht tanzen, du wirst nur ausgelacht.“ Als es nun weinte, sprach sie „wenn du mir zwei Schüsseln voll Linsen in einer Stunde aus der Asche rein lesen kannst, so sollst du mitgehen,“ und dachte „das kann es ja nimmermehr.“
Darauf kehrte sie ihm den Rücken zu und eilte mit ihren zwei stolzen Töchtern fort. Als nun niemand mehr daheim war, ging Aschenputtel zu seiner Mutter Grab unter den Haselbaum und rief „Bäumchen, rüttel dich und schüttel dich wirf Gold und Silber über mich.“
Da ging diese in die Kammer und kam mit den Zehen glücklich in den Schuh, aber die Ferse war zu groß. Da reichte ihr die Mutter ein Messer und sprach „hau ein Stück von der Ferse ab: wann du Königin bist, brauchst du nicht mehr zu Fuß zu gehen.“
Am nächsten Morgen ging er damit zu dem Mann und sagte zu ihm „keine andere soll meine Gemahlin werden als die, an deren Fuß dieser goldene Schuh passt.“ Da freuten sich die beiden Schwestern, denn sie hatten schöne Füße.
Und die Täubchen nickten mit den Köpfchen und fingen an pik, pik, pik, pik und da fingen die übrigen auch an pik, pik, pik, pik und lasen alle guten Körnlein in die Schüssel.
Sie mussten aber an dem Grabe vorbei, da saßen die zwei Täubchen auf dem Haselbäumchen und riefen „rucke di guck, rucke di guck, Blut ist im Schuck: Der Schuck ist zu klein, die rechte Braut sitzt noch daheim.“
Am dritten Tag, als die Eltern und Schwestern fort waren, ging Aschenputtel wieder zu seiner Mutter Grab und sprach zu dem Bäumchen „Bäumchen, rüttel dich und schüttel dich, wirf Gold und Silber über mich.“
„Soll die dumme Gans bei uns in der Stube sitzen!“ sprachen sie, „wer Brot essen will, muss es verdienen. Hinaus mit der Küchenmagd.“
Aschenputtel gehorchte, weinte aber, weil es auch gern zum Tanz mitgegangen wäre und bat die Stiefmutter sie möchte es ihm erlauben. „Du Aschenputtel,“ sprach sie, „bist voll Staub und Schmutz und willst zur Hochzeit? du hast keine Kleider und Schuhe und willst tanzen!“
Er wartete aber bis der Vater kam und sprach zu ihm „das fremde Mädchen ist mir entwischt und ich glaube es ist auf den Birnbaum gesprungen.“ Der Vater dachte „sollte es Aschenputtel sein,“ ließ sich die Axt holen und hieb den Baum um, aber es war niemand darauf. Und als sie in die Küche kamen, lag Aschenputtel da in der Asche, wie sonst auch, denn es war auf der andern Seite vom Baum herabgesprungen, hatte dem Vogel auf dem Haselbäumchen die schönen Kleider wieder gebracht und sein graues Kittelchen angezogen.
Es war einmal eine kleine süße Dirne, die hatte jedermann lieb, der sie nur ansah, am allerliebsten aber ihre Großmutter, die wusste gar nicht was sie alles dem Kinde geben sollte. Einmal schenkte sie ihm ein Käppchen von rotem Sammet, und weil ihm das so wohl stand, und es nichts anders mehr tragen wollte, hieß es nur das Rotkäppchen. ::: Eines Tages sprach seine Mutter zu ihm „komm, Rotkäppchen, da hast du ein Stück Kuchen und eine Flasche Wein, bring das der Großmutter hinaus; sie ist krank und schwach und wird sich daran laben. Mach dich auf bevor es heiß wird, und wenn du hinaus kommst, so geh hübsch sittsam und lauf nicht vom Weg ab, sonst fällst du und zerbrichst das Glas und die Großmutter hat nichts. ::: Und wenn du in ihre Stube kommst, so vergiss nicht guten Morgen zu sagen und guck nicht erst in alle Ecken herum.“ „Ich will schon alles gut machen“ sagte Rotkäppchen zur Mutter, und gab ihr die Hand darauf. ::: Die Großmutter aber wohnte draußen im Wald, eine halbe Stunde vom Dorf. Wie nun Rotkäppchen in den Wald kam, begegnete ihm der Wolf. Rotkäppchen aber wusste nicht was das für ein böses Tier war und fürchtete sich nicht vor ihm. ::: „Guten Tag, Rotkäppchen,“ sprach er. „Schönen Dank, Wolf.“ „Wo hinaus so früh, Rotkäppchen?“ „Zur Großmutter.“ „Was trägst du unter der Schürze?“ „Kuchen und Wein: gestern haben wir gebacken, da soll sich die kranke und schwache Großmutter etwas zu gut tun, und sich damit stärken.“::: „Rotkäppchen, wo wohnt deine Großmutter?“ „Noch eine gute Viertelstunde weiter im Wald, unter den drei großen Eichbäumen, da steht ihr Haus, unten sind die Nußhecken, das wirst du ja wissen“ sagte Rotkäppchen. ::: Der Wolf dachte bei sich „das junge zarte Ding, das ist ein fetter Bissen, der wird noch besser schmecken als die Alte: du musst es listig anfangen, damit du beide erschnappst.“ ::: Da ging er ein Weilchen neben Rotkäppchen her, dann sprach er „Rotkäppchen, sieh einmal die schönen Blumen, die rings umher stehen, warum guckst du dich nicht um? ich glaube du hörst gar nicht, wie die Vöglein so lieblich singen? du gehst ja für dich hin als wenn du zur Schule gingst, und ist so lustig haußen in dem Wald.“ ::: Rotkäppchen schlug die Augen auf, und als es sah wie die Sonnenstrahlen durch die Bäume hin und her tanzten, und alles voll schöner Blumen stand, dachte es „wenn ich der Großmutter einen frischen Strauß mitbringe, der wird ihr auch Freude machen; es ist so früh am Tag, dass ich doch zu rechter Zeit ankomme,“ lief vom Wege ab in den Wald hinein und suchte Blumen. ::: Und wenn es eine gebrochen hatte, meinte es weiter hinaus stände eine schönere, und lief danach, und geriet immer tiefer in den Wald hinein. Der Wolf aber ging geradeswegs nach dem Haus der Großmutter, und klopfte an die Türe. „Wer ist draußen?“ „Rotkäppchen, das bringt Kuchen und Wein, mach auf.“ „Drück nur auf die Klinke,“ rief die Großmutter, „ich bin zu schwach und kann nicht aufstehen.“ ::: Der Wolf drückte auf die Klinke, die Türe sprang auf und er ging, ohne ein Wort zu sprechen, gerade zum Bett der Großmutter und verschluckte sie. Dann tat er ihre Kleider an, setzte ihre Haube auf, legte sich in ihr Bett und zog die Vorhänge vor. ::: Rotkäppchen aber war nach den Blumen herum gelaufen, und als es so viel zusammen hatte, dass es keine mehr tragen konnte, fiel ihm die Großmutter wieder ein und es machte sich auf den Weg zu ihr. ::: Es wunderte sich dass die Türe aufstand, und wie es in die Stube trat, so kam es ihm so seltsam darin vor, dass es dachte „ei, du mein Gott, wie ängstlich wird mirs heute zu Mut, und bin sonst so gerne bei der Großmutter!“ ::: Es rief „guten Morgen,“ bekam aber keine Antwort. Darauf ging es zum Bett und zog die Vorhänge zurück: da lag die Großmutter, und hatte die Haube tief ins Gesicht gesetzt und sah so wunderlich aus.::: „Ei, Großmutter, was hast du für große Ohren!“ „Dass ich dich besser hören kann.“ „Ei, Großmutter, was hast du für große Augen!“ „Dass ich dich besser sehen kann.“ „Ei, Großmutter, was hast du für große Hände!“ „Dass ich dich besser packen kann.“::: „Aber, Großmutter, was hast du für ein entsetzlich großes Maul!“ „Dass ich dich besser fressen kann.“ Kaum hatte der Wolf das gesagt, so tat er einen Satz aus dem Bette und verschlang das arme Rotkäppchen. ::: Wie der Wolf sein Gelüsten gestillt hatte, legte er sich wieder ins Bett, schlief ein und fing an überlaut zu schnarchen. Der Jäger ging eben an dem Haus vorbei und dachte „wie die alte Frau schnarcht, du musst doch sehen ob ihr etwas fehlt.“ ::: Da trat er in die Stube, und wie er vor das Bette kam, so sah er dass der Wolf darin lag. „Finde ich dich hier, du alter Sünder,“ sagte er, „ich habe dich lange gesucht.“ Nun wollte er seine Büchse anlegen, da fiel ihm ein der Wolf könnte die Großmutter gefressen haben, und sie wäre noch zu retten: schoß nicht, sondern nahm eine Schere und fing an dem schlafenden Wolf den Bauch aufzuschneiden. ::: Wie er ein paar Schnitte getan hatte, da sah er das rote Käppchen leuchten, und noch ein paar Schnitte, da sprang das Mädchen heraus und rief „ach, wie war ich erschrocken, wie wars so dunkel in dem Wolf seinem Leib!“ ::: Und dann kam die alte Großmutter auch noch lebendig heraus und konnte kaum atmen. Rotkäppchen aber holte geschwind große Steine, damit füllten sie dem Wolf den Leib, und wie er aufwachte, wollte er fortspringen, aber die Steine waren so schwer, dass er gleich niedersank und sich tot fiel. ::: Da waren alle drei vergnügt; der Jäger zog dem Wolf den Pelz ab und ging damit heim, die Großmutter aß den Kuchen und trank den Wein den Rotkäppchen gebracht hatte, und erholte sich wieder, Rotkäppchen aber dachte „du willst dein Lebtag nicht wieder allein vom Wege ab in den Wald laufen, wenn dirs die Mutter verboten hat.“ ::: Es wird auch erzählt, dass einmal, als Rotkäppchen der alten Großmutter wieder Gebackenes brachte, ein anderer Wolf ihm zugesprochen und es vom Wege habe ableiten wollen. ::: Rotkäppchen aber hütete sich und ging gerade fort seines Wegs und sagte der Großmutter dass es dem Wolf begegnet wäre, der ihm guten Tag gewünscht, aber so bös aus den Augen geguckt hätte: „wenns nicht auf offner Straße gewesen wäre, er hätte mich gefressen.“::: „Komm,“ sagte die Großmutter, „wir wollen die Türe verschließen, dass er nicht herein kann.“ Bald darnach klopfte der Wolf an und rief „mach auf, Großmutter, ich bin das Rotkäppchen, ich bring dir Gebackenes.“ ::: Sie schwiegen aber still und machten die Türe nicht auf: da schlich der Graukopf etlichemal um das Haus, sprang endlich aufs Dach und wollte warten bis Rotkäppchen Abends nach Haus ginge, dann wollte er ihm nachschleichen und wollts in der Dunkelheit fressen.::: Aber die Großmutter merkte was er im Sinn hatte. Nun stand vor dem Haus ein großer Steintrog, da sprach sie zu dem Kind „nimm den Eimer, Rotkäppchen, gestern hab ich Würste gekocht, da trag das Wasser, worin sie gekocht sind, in den Trog.“::: Rotkäppchen trug so lange, bis der große große Trog ganz voll war. Da stieg der Geruch von den Würsten dem Wolf in die Nase, er schnupperte und guckte hinab, endlich machte er den Hals so lang, dass er sich nicht mehr halten konnte, und anfing zu rutschen: :::so rutschte er vom Dach herab, gerade in den großen Trog hinein und ertrank. Rotkäppchen aber ging fröhlich nach Haus, und tat ihm niemand etwas zu Leid.:::
Rotkäppchen schlug die Augen auf und als es sah wie die Sonnenstrahlen durch die Bäume hin und her tanzten und alles voll schöner Blumen stand, dachte es: „Wenn ich der Großmutter einen frischen Strauß mitbringe, der wird ihr auch Freude machen. Es ist so früh am Tag, dass ich doch zu rechter Zeit ankomme,“ lief vom Wege ab in den Wald hinein und suchte Blumen.
„Komm,“ sagte die Großmutter, „wir wollen die Türe verschließen, dass er nicht hereinkann.“ Bald danach klopfte der Wolf an und rief „Mach auf, Großmutter, ich bin das Rotkäppchen, ich bring dir Gebackenes.“
Es wird auch erzählt, dass einmal, als Rotkäppchen der alten Großmutter wieder Gebackenes brachte, ein anderer Wolf ihm zugesprochen und es vom Wege habe ableiten wollen.
Der Wolf dachte bei sich: „Das junge zarte Ding, das ist ein fetter Bissen, der wird noch besser schmecken als die Alte. Du musst es listig anfangen, damit du beide erschnappst.“
Und wenn du in ihre Stube kommst, so vergiss nicht guten Morgen zu sagen und guck nicht erst in alle Ecken herum.“ „Ich will schon alles gut machen“, sagte Rotkäppchen zur Mutter und gab ihr die Hand darauf.
„Aber, Großmutter, was hast du für ein entsetzlich großes Maul!“ „Dass ich dich besser fressen kann.“ Kaum hatte der Wolf das gesagt, so tat er einen Satz aus dem Bette und verschlang das arme Rotkäppchen.
Rotkäppchen trug so lange, bis der große große Trog ganz voll war. Da stieg der Geruch von den Würsten dem Wolf in die Nase, er schnupperte und guckte hinab, endlich machte er den Hals so lang, dass er sich nicht mehr halten konnte und anfing zu rutschen.
Da ging er ein Weilchen neben Rotkäppchen her, dann sprach er: „Rotkäppchen, sieh einmal die schönen Blumen, die rings umherstehen, warum guckst du dich nicht um? Ich glaube, du hörst gar nicht, wie die Vöglein so lieblich singen? Du gehst ja für dich hin als wenn du zur Schule gingst und es ist so lustig in dem Wald.“
Wie er ein paar Schnitte getan hatte, da sah er das rote Käppchen leuchten und noch ein paar Schnitte, da sprang das Mädchen heraus und rief: „Ach, wie war ich erschrocken, wie wars so dunkel in dem Leib des Wolfes!“
„Guten Tag, Rotkäppchen,“ sprach er. „Schönen Dank, Wolf.“ „Wo hinaus so früh, Rotkäppchen?“ „Zur Großmutter.“ „Was trägst du unter der Schürze?“ „Kuchen und Wein. Gestern haben wir gebacken, da soll sich die kranke und schwache Großmutter etwas Gutes tun und sich damit stärken.“
Und wenn es eine gebrochen hatte, meinte es weiter hinaus stände eine schönere und lief danach und geriet immer tiefer in den Wald hinein. Der Wolf aber ging geradeswegs nach dem Haus der Großmutter und klopfte an die Türe. „Wer ist draußen?“ „Rotkäppchen, das bringt Kuchen und Wein, mach auf.“ „Drück nur auf die Klinke,“ rief die Großmutter, „ich bin zu schwach und kann nicht aufstehen.“
Es rief: „Guten Morgen,“ bekam aber keine Antwort. Darauf ging es zum Bett und zog die Vorhänge zurück. Da lag die Großmutter und hatte die Haube tief ins Gesicht gesetzt und sah so wunderlich aus.
Da waren alle drei vergnügt. Der Jäger zog dem Wolf den Pelz ab und ging damit heim, die Großmutter aß den Kuchen und trank den Wein den Rotkäppchen gebracht hatte und erholte sich wieder, Rotkäppchen aber dachte: „Du willst deinen Lebtag nicht wieder allein vom Wege ab in den Wald laufen, wenn dirs die Mutter verboten hat.“
Rotkäppchen aber war nach den Blumen herumgelaufen und als es so viel zusammen hatte, dass es keine mehr tragen konnte, fiel ihm die Großmutter wieder ein und es machte sich auf den Weg zu ihr.
Aber die Großmutter merkte was er im Sinn hatte. Nun stand vor dem Haus ein großer Steintrog, da sprach sie zu dem Kind: „Nimm den Eimer, Rotkäppchen, gestern hab ich Würste gekocht, da trag das Wasser, worin sie gekocht sind, in den Trog.“
Rotkäppchen aber hütete sich und ging gerade fort seines Wegs und sagte der Großmutter, dass es dem Wolf begegnet wäre, der ihm guten Tag gewünscht, aber so bös aus den Augen geguckt hätte: „Wenns nicht auf offner Straße gewesen wäre, er hätte mich gefressen.“
Es war einmal eine kleine Dirne, die hatte jeder lieb, der sie nur ansah. Am allerliebsten aber ihre Großmutter, die wusste gar nicht, was sie alles dem Kinde geben sollte. Einmal schenkte sie ihm ein Käppchen von rotem Samt und weil ihm das so wohl stand und es nichts anders mehr tragen wollte, hieß es nur das Rotkäppchen.
Da trat er in die Stube und wie er vor das Bette kam, so sah er, dass der Wolf darin lag. „Finde ich dich hier, du alter Sünder,“ sagte er, „ich habe dich lange gesucht.“ Nun wollte er seine Büchse anlegen, da fiel ihm ein, der Wolf könnte die Großmutter gefressen haben und sie wäre noch zu retten. Er schoss nicht, sondern nahm eine Schere und fing an dem schlafenden Wolf den Bauch aufzuschneiden.
Wie der Wolf sein Gelüsten gestillt hatte, legte er sich wieder ins Bett, schlief ein und fing an überlaut zu schnarchen. Der Jäger ging eben an dem Haus vorbei und dachte: „Wie die alte Frau schnarcht, du musst doch sehen ob ihr etwas fehlt.“
Es wunderte sich, dass die Türe offen stand und wie es in die Stube trat, so kam es ihm so seltsam darin vor, dass es dachte: „Ei, wie ängstlich wird mirs heute zu Mut und bin sonst so gerne bei der Großmutter!“
So rutschte er vom Dach herab, gerade in den großen Trog hinein und ertrank. Rotkäppchen aber ging fröhlich nach Haus und es tat ihm niemand etwas zu Leid.
Die Großmutter aber wohnte draußen im Wald, eine halbe Stunde vom Dorf. Wie nun Rotkäppchen in den Wald kam, begegnete ihm der Wolf. Rotkäppchen aber wusste nicht was das für ein böses Tier war und fürchtete sich nicht vor ihm.
Eines Tages sprach seine Mutter zu ihm: „Komm, Rotkäppchen, da hast du ein Stück Kuchen und eine Flasche Wein, bring das der Großmutter hinaus. Sie ist krank und schwach und wird sich daran laben. Mach dich auf bevor es heiß wird und wenn du hinauskommst, so geh hübsch sittsam und lauf nicht vom Weg ab, sonst fällst du und zerbrichst das Glas und die Großmutter hat nichts.
Sie schwiegen aber still und machten die Türe nicht auf. Da schlich der Graukopf etliche Male um das Haus, sprang endlich aufs Dach und wollte warten bis Rotkäppchen abends nach Haus ginge, dann wollte er ihm nachschleichen und wollts in der Dunkelheit fressen.
Und dann kam die alte Großmutter auch noch lebendig heraus und konnte kaum atmen. Rotkäppchen aber holte geschwind große Steine, damit füllten sie dem Wolf den Leib und wie er aufwachte, wollte er fortspringen, aber die Steine waren so schwer, dass er gleich niedersank und sich tot fiel.
„Rotkäppchen, wo wohnt deine Großmutter?“ „Noch eine gute Viertelstunde weiter im Wald, unter den drei großen Eichbäumen, da steht ihr Haus, unten sind die Nusshecken, das wirst du ja wissen“ sagte Rotkäppchen.
Der Wolf drückte auf die Klinke, die Türe sprang auf und er ging, ohne ein Wort zu sprechen, gerade zum Bett der Großmutter und verschluckte sie. Dann tat er ihre Kleider an, setzte ihre Haube auf, legte sich in ihr Bett und zog die Vorhänge vor.
„Ei, Großmutter, was hast du für große Ohren!“ „Dass ich dich besser hören kann.“ „Ei, Großmutter, was hast du für große Augen!“ „Dass ich dich besser sehen kann.“ „Ei, Großmutter, was hast du für große Hände!“ „Dass ich dich besser packen kann.“
Es war einmal ein Müller, der war arm, aber er hatte eine schöne Tochter. Nun traf es sich, dass er mit dem König zu sprechen kam, und um sich ein Ansehen zu geben, sagte er zu ihm „ich habe eine Tochter, die kann Stroh zu Gold spinnen.“ ::: Der König sprach zum Müller „das ist eine Kunst, die mir wohl gefällt, wenn deine Tochter so geschickt ist, wie du sagst, so bring sie Morgen in mein Schloß, da will ich sie auf die Probe stellen.“ ::: Als nun das Mädchen zu ihm gebracht ward, führte er es in eine Kammer, die ganz voll Stroh lag, gab ihr Rad und Haspel und sprach „jetzt mache dich an die Arbeit, und wenn du diese Nacht durch bis morgen früh dieses Stroh nicht zu Gold versponnen hast, so mußt du sterben.“ Darauf schloß er die Kammer selbst zu, und sie blieb allein darin. ::: Da saß nun die arme Müllerstochter und wusste um ihr Leben keinen Rat: sie verstand gar nichts davon, wie man Stroh zu Gold spinnen konnte, und ihre Angst ward immer größer, dass sie endlich zu weinen anfing. Da ging auf einmal die Türe auf, und trat ein kleines Männchen herein und sprach ::: „guten Abend, Jungfer Müllerin, warum weint sie so sehr?“ „Ach,“ antwortete das Mädchen, „ich soll Stroh zu Gold spinnen, und verstehe das nicht.“ Sprach das Männchen „was gibst du mir, wenn ich dirs spinne?“ „Mein Halsband“ sagte das Mädchen.::: Das Männchen nahm das Halsband, setzte sich vor das Rädchen, und schnurr, schnurr, schnurr, dreimal gezogen, war die Spule voll. Dann steckte es eine andere auf, und schnurr, schnurr, schnurr, dreimal gezogen, war auch die zweite voll: ::: und so gings fort bis zum Morgen, da war alles Stroh versponnen, und alle Spulen waren voll Gold. Bei Sonnenaufgang kam schon der König und als er das Gold erblickte, erstaunte er und freute sich, aber sein Herz ward nur noch goldgieriger. ::: Er ließ die Müllerstochter in eine andere Kammer voll Stroh bringen, die noch viel größer war, und befahl ihr das auch in einer Nacht zu spinnen, wenn ihr das Leben lieb wäre. ::: Das Mädchen wusste sich nicht zu helfen und weinte, da ging abermals die Türe auf, und das kleine Männchen erschien und sprach „was gibst du mir, wenn ich dir das Stroh zu Gold spinne?“ „Meinen Ring von dem Finger“ antwortete das Mädchen. ::: Das Männchen nahm den Ring, fing wieder an zu schnurren mit dem Rade und hatte bis zum Morgen alles Stroh zu glänzendem Gold gesponnen. ::: Der König freute sich über die Maßen bei dem Anblick, war aber noch immer nicht Goldes satt, sondern ließ die Müllerstochter in eine noch größere Kammer voll Stroh bringen und sprach „die musst du noch in dieser Nacht verspinnen: gelingt dirs aber, so sollst du meine Gemahlin werden.“::: „Wenns auch eine Müllerstochter ist,“ dachte er, „eine reichere Frau finde ich in der ganzen Welt nicht.“ Als das Mädchen allein war, kam das Männlein zum drittenmal wieder und sprach „was gibst du mir, wenn ich dir noch diesmal das Stroh spinne?“ „Ich habe nichts mehr, das ich geben könnte“ antwortete das Mädchen.::: “So versprich mir, wenn du Königin wirst, dein erstes Kind.“ „Wer weiß wie das noch geht“ dachte die Müllerstochter und wusste sich auch in der Noth nicht anders zu helfen; sie versprach also dem Männchen was es verlangte, und das Männchen spann dafür noch einmal das Stroh zu Gold. ::: Und als am Morgen der König kam und alles fand wie er gewünscht hatte, so hielt er Hochzeit mit ihr, und die schöne Müllerstochter ward eine Königin. Über ein Jahr brachte sie ein schönes Kind zur Welt und dachte gar nicht mehr an das Männchen: da trat es plötzlich in ihre Kammer und sprach „nun gib mir was du versprochen hast.“::: Die Königin erschrack und bot dem Männchen alle Reichtümer des Königreichs an, wenn es ihr das Kind lassen wollte: aber das Männchen sprach „nein, etwas lebendes ist mir lieber als alle Schätze der Welt.“::: Da fing die Königin so an zu jammern und zu weinen, dass das Männchen Mitleiden mit ihr hatte: „drei Tage will ich dir Zeit lassen,“ sprach er, „wenn du bis dahin meinen Namen weißt, so sollst du dein Kind behalten.“ ::: Nun besann sich die Königin die ganze Nacht über auf alle Namen, die sie jemals gehört hatte, und schickte einen Boten über Land, der sollte sich erkundigen weit und breit was es sonst noch für Namen gäbe. ::: Als am andern Tag das Männchen kam, fing sie an mit Caspar, Melchior, Balzer, und sagte alle Namen, die sie wusste, nach der Reihe her, aber bei jedem sprach das Männlein „so heiß ich nicht.“ Den zweiten Tag ließ sie in der Nachbarschaft herumfragen wie die Leute da genannt würden, und sagte dem Männlein die ungewöhnlichsten und seltsamsten Namen vor,::: „heißt du vielleicht Rippenbiest oder Hammelswade oder Schnürbein?“ aber es antwortete immer „so heiß ich nicht.“ Den dritten Tag kam der Bote wieder zurück und erzählte „neue Namen habe ich keinen einzigen finden können, aber wie ich an einen hohen Berg um die Waldecke kam, ::: wo Fuchs und Has sich gute Nacht sagen, so sah ich da ein kleines Haus, und vor dem Haus brannte ein Feuer, und um das Feuer sprang ein gar zu lächerliches Männchen, hüpfte auf einem Bein und schrie „heute back ich, morgen brau ich, übermorgen hol ich der Königin ihr Kind; ach, wie gut ist daß niemand weiß daß ich Rumpelstilzchen heiß!“ ::: Da könnt ihr denken wie die Königin froh war, als sie den Namen hörte, und als bald hernach das Männlein herein trat und fragte „nun, Frau Königin, wie heiß ich?“ fragte sie erst „heißest du Kunz?“ „Nein.“ „Heißest du Heinz?“ „Nein.“ „Heißt du etwa Rumpelstilzchen?“::: „Das hat dir der Teufel gesagt, das hat dir der Teufel gesagt“ schrie das Männlein und stieß mit dem rechten Fuß vor Zorn so tief in die Erde, daß es bis an den Leib hineinfuhr, dann packte es in seiner Wut den linken Fuß mit beiden Händen und riß sich selbst mitten entzwei.:::
Und als am Morgen der König kam und alles fand wie er gewünscht hatte, so hielt er Hochzeit mit ihr und die schöne Müllerstochter ward eine Königin. Über ein Jahr brachte sie ein schönes Kind zur Welt und dachte gar nicht mehr an das Männchen. Da trat es plötzlich in ihre Kammer und sprach: „Nun gib mir was du versprochen hast.“
Der König sprach zum Müller: „Das ist eine Kunst, die mir wohl gefällt, wenn deine Tochter so geschickt ist, wie du sagst, so bring sie morgen in mein Schloss, da will ich sie auf die Probe stellen.“
Er ließ die Müllerstochter in eine andere Kammer voll Stroh bringen, die noch viel größer war und befahl ihr das auch in einer Nacht zu spinnen, wenn ihr das Leben lieb wäre.
Die Königin erschrak und bot dem Männchen alle Reichtümer des Königreichs an, wenn es ihr das Kind lassen wollte, aber das Männchen sprach: „Nein, etwas Lebendes ist mir lieber als alle Schätze der Welt.“
Nun besann sich die Königin die ganze Nacht über auf alle Namen, die sie jemals gehört hatte und schickte einen Boten übers Land, der sollte sich erkundigen weit und breit was es sonst noch für Namen gäbe.
Da fing die Königin so an zu jammern und zu weinen, dass das Männchen Mitleiden mit ihr hatte: „Drei Tage will ich dir Zeit lassen,“ sprach er, „wenn du bis dahin meinen Namen weißt, so sollst du dein Kind behalten.“
“So versprich mir, wenn du Königin wirst, dein erstes Kind.“ „Wer weiß wie das noch geht“ dachte die Müllerstochter und wusste sich auch in der Not nicht anders zu helfen. Sie versprach also dem Männchen was es verlangte und das Männchen spann dafür noch einmal das Stroh zu Gold.
Da saß nun die arme Müllerstochter und wusste um ihr Leben keinen Rat. Sie verstand gar nichts davon, wie man Stroh zu Gold spinnen konnte und ihre Angst ward immer größer, dass sie endlich zu weinen anfing. Da ging auf einmal die Türe auf und trat ein kleines Männchen herein und sprach:
Da könnt ihr denken wie die Königin froh war, als sie den Namen hörte und als bald hernach das Männlein hereintrat und fragte: „Nun, Frau Königin, wie heiß ich?“, fragte sie erst: „Heißest du Kunz?“ „Nein.“ „Heißest du Heinz?“ „Nein.“ „Heißt du etwa Rumpelstilzchen?“
und so gings fort bis zum Morgen, da war alles Stroh versponnen und alle Spulen waren voll Gold. Bei Sonnenaufgang kam schon der König und als er das Gold erblickte, erstaunte er und freute sich, aber sein Herz ward nur noch goldgieriger.
Das Männchen nahm das Halsband, setzte sich vor das Rädchen und schnurr, schnurr, schnurr, dreimal gezogen, war die Spule voll. Dann steckte es eine andere auf und schnurr, schnurr, schnurr, dreimal gezogen, war auch die zweite voll
Das Mädchen wusste sich nicht zu helfen und weinte, da ging abermals die Türe auf und das kleine Männchen erschien und sprach „Was gibst du mir, wenn ich dir das Stroh zu Gold spinne?“ „Meinen Ring von dem Finger“ antwortete das Mädchen.
Als am andern Tag das Männchen kam, fing sie an mit Caspar, Melchior, Balzer und sagte alle Namen, die sie wusste, nach der Reihe her, aber bei jedem sprach das Männlein: „So heiß ich nicht.“ Den zweiten Tag ließ sie in der Nachbarschaft herumfragen wie die Leute da genannt würden und sagte dem Männlein die ungewöhnlichsten und seltsamsten Namen vor:
Das Männchen nahm den Ring, fing wieder an zu schnurren mit dem Rade und hatte bis zum Morgen alles Stroh zu glänzendem Gold gesponnen.
Als nun das Mädchen zu ihm gebracht ward, führte er es in eine Kammer, die ganz voll Stroh lag, gab ihr Rad und Haspel und sprach: „Jetzt mache dich an die Arbeit und wenn du diese Nacht durch bis morgen früh dieses Stroh nicht zu Gold versponnen hast, so musst du sterben.“ Darauf schloss er die Kammer selbst zu und sie blieb allein darin.
„Guten Abend, Jungfer Müllerin, warum weint sie so sehr?“ „Ach,“ antwortete das Mädchen, „ich soll Stroh zu Gold spinnen und verstehe das nicht.“ Sprach das Männchen „Was gibst du mir, wenn ich dirs spinne?“ „Mein Halsband“ sagte das Mädchen.
wo Fuchs und Has sich gute Nacht sagen, so sah ich da ein kleines Haus und vor dem Haus brannte ein Feuer und um das Feuer sprang ein gar zu lächerliches Männchen, hüpfte auf einem Bein und schrie: „Heute back ich, morgen brau ich, übermorgen hol ich der Königin ihr Kind. Ach, wie gut ist, dass niemand weiß, dass ich Rumpelstilzchen heiß!“
Es war einmal ein Müller, der war arm, aber er hatte eine schöne Tochter. Nun traf es sich, dass er mit dem König zu sprechen kam und um sich ein Ansehen zu geben, sagte er zu ihm: „Ich habe eine Tochter, die kann Stroh zu Gold spinnen.“
Der König freute sich über die Maßen bei dem Anblick, war aber noch immer nicht des Goldes satt, sondern ließ die Müllerstochter in eine noch größere Kammer voll Stroh bringen und sprach: „Die musst du noch in dieser Nacht verspinnen. Gelingt dirs aber, so sollst du meine Gemahlin werden.“
„Das hat dir der Teufel gesagt, das hat dir der Teufel gesagt“, schrie das Männlein und stieß mit dem rechten Fuß vor Zorn so tief in die Erde, dass es bis an den Leib hineinfuhr, dann packte es in seiner Wut den linken Fuß mit beiden Händen und riss sich selbst mitten entzwei.
„Heißt du vielleicht Rippenbiest oder Hammelswade oder Schnürbein?“, aber es antwortete immer: „So heiß ich nicht.“ Den dritten Tag kam der Bote wieder zurück und erzählte: „Neue Namen habe ich keinen einzigen finden können, aber wie ich an einen hohen Berg um die Waldecke kam,
„Wenns auch eine Müllerstochter ist,“ dachte er, „eine reichere Frau finde ich in der ganzen Welt nicht.“ Als das Mädchen allein war, kam das Männlein zum dritten Mal wieder und sprach „Was gibst du mir, wenn ich dir noch diesmal das Stroh spinne?“ „Ich habe nichts mehr, das ich geben könnte“ antwortete das Mädchen.
Ein König hatte einen Sohn, der war über alle Maßen schön, aber dabei so stolz und übermütig, dass ihm keine Bewerberin gut genug war. Er wies eine nach der andern ab, und trieb noch dazu Spott mit ihnen. ::: Einmal ließ der König ein großes Fest anstellen, und lud dazu aus der Nähe und Ferne die heiratslustigen Frauen ein. Sie wurden alle in eine Reihe nach Rang und Stand geordnet; erst kamen die Königinnen, dann die Herzginnen, die Fürstinnen, Grafinnen und Freifrauen, zuletzt die Edelleute. ::: Nun ward der Königssohn durch die Reihen geführt, aber an jeder hatte er etwas auszusetzen. Die eine war ihm zu dick, „das Weinfass!“ sprach er. Die andere zu lang, „lang und schwank hat keinen Gang.“ Die dritte zu kurz, „kurz und dick hat kein Geschick.“ ::: Die vierte zu blass, „der bleiche Tod!“ die fünfte zu rot, „die Zinshenne!“ die sechste war nicht gerad genug, „grünes Holz, hinterm Ofen getrocknet!“::: Und so hatte er an einer jeden etwas auszusetzen, besonders aber machte er sich über eine gute Königin lustig, die ganz oben stand, und der das Kinn ein wenig krumm gewachsen war.::: „Ei,“ rief er und lachte, „die hat ein Kinn, wie die Drossel einen Schnabel;“ und seit der Zeit bekam sie den Namen Drosselbärtin. Der alte König aber, als er sah dass sein Sohn nichts tat als über die Leute spotten, und alle Bewerberinnen, die da versammelt waren, verschmähte, ward er zornig und schwur, er sollte die erst beste Bettlerin zur Frau nehmen, die vor seine Türe käme. ::: Ein paar Tage darauf hub eine Spielfrau an unter dem Fenster zu singen, um damit ein geringes Almosen zu verdienen. Als es der König hörte, sprach er „lasst sie herauf kommen.“ Da trat die Spielfrau in ihren schmutzigen verlumpten Kleidern herein, sang vor dem König und seinem Sohn, und bat, als sie fertig war, um eine milde Gabe. ::: Der König sprach „dein Gesang hat mir so wohl gefallen, dass ich dir meinen Sohn da zum Manne geben will.“ Der Königssohn erschrack, aber der König sagte „ich habe den Eid getan, dich der ersten besten Bettelfrau zu geben, den will ich auch halten.“::: Es half keine Einrede, der Pfarrer ward geholt, und er musste sich gleich mit der Spielfrau trauen lassen. Als das geschehen war, sprach der König, „nun schickt sichs nicht, dass du als ein Bettelmann noch länger in meinem Schloss bleibst, du kannst nur mit deiner Frau fortziehen.“ ::: Die Bettelfrau führte sie an der Hand hinaus, und er musste mit ihr zu Fuß fort gehen. Als sie in einen großen Wald kamen, da fragte er „ach, wem gehört der schöne Wald?“ „Der gehört der Königin Drosselbärtin; hättst du sie genommen, so wär er dein.“ „Ich armer Jüngling zart, ach, hätt ich genommen Königin Drosselbärtin!“ ::: Darauf kamen sie über eine Wiese, da fragte er wieder „wem gehört die schöne grüne Wiese?“ „Sie gehört der Königin Drosselbärtin; hättst du sie genommen, so wär sie dein.“ „Ich armer Jüngling zart, ach, hätt ich genommen Königin Drosselbärtin!“ ::: Dann kamen sie durch eine große Stadt, da fragte er wieder „wem gehört diese schöne große Stadt?“ „Sie gehört der Königin Drosselbärtin; hättst du sie genommen, so wär sie dein.“ „Ich armer Jüngling zart, ach, hätt ich genommen Königin Drosselbärtin!“ ::: „Es gefällt mir gar nicht,“ sprach die Spielfrau, „dass du dir immer eine andre zur Frau wünschest: bin ich dir nicht gut genug?“ Endlich kamen sie an ein ganz kleines Häuschen, da sprach sie „ach, Gott, was ist das Haus so klein! wem mag das elende winzige Häuschen sein?“ ::: Die Spielfrau antwortete „das ist mein und dein Haus, wo wir zusammen wohnen.“ Er musste sich bücken, damit er zu der niedrigen Tür hinein kam. „Wo sind die Diener?“ sprach der Königssohn. ::: „Was Diener!“ antwortete die Bettelfrau, „du musst selber tun was du willst getan haben. Mach nur gleich Feuer an und stell Wasser auf, dass du mir mein Essen kochst; ich bin ganz müde.“ ::: Der Königssohn verstand aber nichts vom Feuermachen und Kochen, und die Bettelfrau musste selber mit Hand anlegen, dass es noch so leidlich ging. Als sie die schmale Kost verzehrt hatten, legten sie sich zu Bett: aber am Morgen trieb sie ihn schon ganz früh heraus, weil er das Haus besorgen sollte. ::: Ein paar Tage lebten sie auf diese Art schlecht und recht, und zehrten ihren Vorrat auf. Da sprach die Frau „Mann, so gehts nicht länger, dass wir hier zehren und nichts verdienen. Du sollst Körbe flechten.“ ::: Sie ging aus, schnitt Weiden, und brachte sie heim: da fing er an zu flechten, aber die harten Weiden stachen ihm die zarten Hände wund. „Ich sehe das geht nicht,“ sprach die Frau, „spinn lieber, vielleicht kannst du das besser.“ ::: Er setzte sich hin, und versuchte zu spinnen, aber der harte Faden schnitt ihm bald in die weichen Finger, dass das Blut daran herunter lief. „Siehst du,“ sprach die Frau, „du taugst zu keiner Arbeit, mit dir bin ich schlimm angekommen. Nun will ichs versuchen, und einen Handel mit Töpfen und irdenem Geschirr anfangen: du sollst dich auf den Markt setzen, und die Ware feil halten.“::: „Ach,“ dachte er, „wenn auf den Markt Leute aus meines Vaters Reich kommen, und sehen mich da sitzen und feil halten, wie werden sie mich verspotten!“ Aber es half nichts, er musste sich fügen, wenn er nicht Hungers sterben wollten. Das erst Mal gings gut, denn die Leute kauften dem Mann, weil er schön war, gern ihre Ware ab, und bezahlten was er forderte: ja, viele gaben ihm das Geld, und ließen ihm die Töpfe noch dazu. ::: Nun lebten sie von dem erworbenen so lang es dauerte, da handelte die Frau wieder eine Menge neues Geschirr ein. Er setzte sich damit an eine Ecke des Marktes, und stellte es um sich her, und hielt feil. Da kam plötzlich eine trunkene Reiterin daher gejagt, und ritt gerade zu in die Töpfe hinein, dass alles in tausend Scherben zersprang. ::: Er fing an zu weinen und wusste vor Angst nicht was er anfangen sollte. „Ach, wie wird mirs ergehen!“ rief er, „was wird meine Frau dazu sagen!“ Er lief heim und erzählte ihr das Unglück.::: „Wer setzt sich auch an die Ecke des Marktes mit irdenem Geschirr!“ sprach die Frau, „lass nur das Weinen, ich sehe wohl du bist zu keiner ordentlichen Arbeit zu gebrauchen. Da bin ich in unserer Königinnen Schloss gewesen und habe gefragt ob sie nicht eine Küchenmagd brauchen könnten, und sie haben mir versprochen sie wollten dich dazu nehmen; dafür bekommst du freies Essen.“ ::: Nun ward der Königssohn ein Küchenknecht, musste dem Koch zur Hand gehen und die sauerste Arbeit tun. Er machte sich in beiden Taschen ein Töpfchen fest, darin brachte er nach Haus was er von dem übrig gebliebenen zu Teil ward, und davon nährten sie sich. ::: Es trug sich zu, dass die Hochzeit der ältesten Königstochter sollte gefeiert werden, da ging der arme Mann hinauf, stellte sich vor die Saaltüre und wollte zusehen. ::: Als nun die Lichter angezündet waren, und immer einer schöner als der andere hereintrat, und alles voll Pracht und Herrlichkeit war, da dachte er mit betrübtem Herzen an sein Schicksal, und verwünschte seinen Stolz und Übermut, der ihn erniedrigt und in so große Armut gestürzt hatte. ::: Von den köstlichen Speisen, die da ein und ausgetragen wurden, und von welchen der Geruch zu ihm aufstieg, warfen ihm Diener manchmal ein paar Brocken zu, die tat er in sein Töpfchen, und wollte es heim tragen. Auf einmal trat die Königstochter herein, war in Samt und Seide gekleidet und hatte goldene Ketten um den Hals. ::: Und als sie den schönen Mann in der Türe stehen sah, ergriff sie seine Hand, und wollte mit ihm tanzen, aber er weigerte sich und erschrack, denn er sah dass es die Königin Drosselbärtin war, die um ihm gefreit und den er mit Spott abgewiesen hatte. ::: Sein Sträuben half nichts, sie zog ihn in den Saal: da zerriss das Band, an welchem die Taschen hingen, und die Töpfe fielen heraus, dass die Suppe floss und die Brocken umher sprangen. ::: Und wie das die Leute sahen, entstand ein allgemeines Gelächter und Spotten, und er war so beschämt, dass er sich lieber tausend Klafter unter die Erde gewünscht hätte. Er sprang zur Türe hinaus und wollte entfliehen, aber auf der Treppe holte ihn eine Frau ein, und brachte ihn zurück: und wie er sie ansah, war es wieder die Königin Drosselbärtin. ::: Sie sprach ihm freundlich zu, „fürchte dich nicht, ich und die Spielfrau, die mit dir in dem elenden Häuschen gewohnt hat, sind eins: dir zu Liebe habe ich mich so verstellt, und die Reiterin, die dir die Töpfe entzwei geritten hat, bin ich auch gewesen. ::: Das alles ist geschehen, um deinen stolzen Sinn zu beugen, und dich für deinen Hochmut zu strafen, womit du mich verspottet hast.“ ::: Da weinte er bitterlich und sagte „ich habe großes Unrecht gehabt und bin nicht wert dein Mann zu sein.“ Sie aber sprach „tröste dich, die bösen Tage sind vorüber, jetzt wollen wir unsere Hochzeit feiern.“ ::: Da kamen die Kammermänner und taten ihm die prächtigsten Kleider an, und sein Vater kam und der ganze Hof, und wünschten ihm Glück zu seiner Vermählung mit der Königin Drosselbärtin, und die rechte Freude fing jetzt erst an. Ich wollte, du und ich, wir wären auch dabei gewesen.
Und so hatte er an einer jeden etwas auszusetzen, besonders aber machte er sich über eine gute Königin lustig, die ganz oben stand und der das Kinn ein wenig krumm gewachsen war.
Sie sprach ihm freundlich zu: „Fürchte dich nicht, ich und die Spielfrau, die mit dir in dem elenden Häuschen gewohnt hat, sind eins. Dir zu Liebe habe ich mich so verstellt und die Reiterin, die dir die Töpfe entzwei geritten hat, bin ich auch gewesen.
Ein König hatte einen Sohn, der war über alle Maßen schön, aber dabei so stolz und übermütig, dass ihm keine Bewerberin gut genug war. Er wies eine nach der andern ab und trieb noch dazu Spott mit ihnen.
Das alles ist geschehen, um deinen stolzen Sinn zu beugen und dich für deinen Hochmut zu strafen, womit du mich verspottet hast.“
„Ei,“ rief er und lachte, „die hat ein Kinn, wie die Drossel einen Schnabel“ und seit der Zeit bekam sie den Namen Drosselbärtin. Der alte König aber, als er sah, dass sein Sohn nichts tat als über die Leute spotten und alle Bewerberinnen, die da versammelt waren, verschmähte, ward er zornig und schwur, er sollte die erst beste Bettlerin zur Frau nehmen, die vor seine Türe käme.
Und wie das die Leute sahen, entstand ein allgemeines Gelächter und Spotten und er war so beschämt, dass er sich lieber tausend Kilometer unter die Erde gewünscht hätte. Er sprang zur Türe hinaus und wollte entfliehen, aber auf der Treppe holte ihn eine Frau ein und brachte ihn zurück und wie er sie ansah, war es wieder die Königin Drosselbärtin.
Ein paar Tage lebten sie auf diese Art schlecht und recht und zehrten ihren Vorrat auf. Da sprach die Frau: „Mann, so gehts nicht länger, dass wir hier zehren und nichts verdienen. Du sollst Körbe flechten.“
Der Königssohn verstand aber nichts vom Feuermachen und Kochen und die Bettelfrau musste selber mit Hand anlegen, dass es noch so leidlich ging. Als sie die schmale Kost verzehrt hatten, legten sie sich zu Bett, aber am Morgen trieb sie ihn schon ganz früh heraus, weil er das Haus besorgen sollte.
Die Spielfrau antwortete: „Das ist mein und dein Haus, wo wir zusammen wohnen.“ Er musste sich bücken, damit er zu der niedrigen Tür hineinkam. „Wo sind die Diener?“ sprach der Königssohn.
„Was für Diener?“ fragte die Bettelfrau, „Du musst selber tun was du willst getan haben. Mach nur gleich Feuer an und stell Wasser auf, dass du mir mein Essen kochst, ich bin ganz müde.“
Nun ward der Königssohn ein Küchenknecht, musste dem Koch zur Hand gehen und die sauerste Arbeit tun. Er machte sich in beiden Taschen ein Töpfchen fest, darin brachte er nach Haus, was er von dem Speiserest zu Teil ward und davon nährten sie sich.
Da kamen die Kammermänner und taten ihm die prächtigsten Kleider an und sein Vater kam und der ganze Hof und wünschten ihm Glück zu seiner Vermählung mit der Königin Drosselbärtin und die rechte Freude fing jetzt erst an. Ich wollte, du und ich, wir wären auch dabei gewesen.
Darauf kamen sie über eine Wiese, da fragte er wieder: „Wem gehört die schöne grüne Wiese?“ „Sie gehört der Königin Drosselbärtin; hättst du sie genommen, so wär sie dein.“ „Ich armer Jüngling zart, ach, hätt ich genommen Königin Drosselbärtin!“
Und als sie den schönen Mann in der Türe stehen sah, ergriff sie seine Hand und wollte mit ihm tanzen, aber er weigerte sich und erschrak, denn er sah, dass es die Königin Drosselbärtin war, die um ihn gefreit und die er mit Spott abgewiesen hatte.
Nun ward der Königssohn durch die Reihen geführt, aber an jeder hatte er etwas auszusetzen. Die eine war ihm zu dick, „Das Weinfass!“, sprach er. Die andere zu lang, „Lang und schwank hat keinen Gang.“ Die dritte zu kurz, „Kurz und dick hat kein Geschick.“
Sein Sträuben half nichts, sie zog ihn in den Saal, da zerriss das Band, an welchem die Taschen hingen und die Töpfe fielen heraus, dass die Suppe floss und die Brocken umhersprangen.
Er setzte sich hin und versuchte zu spinnen, aber der harte Faden schnitt ihm bald in die weichen Finger, dass das Blut daran herunterlief. „Siehst du,“ sprach die Frau, „du taugst zu keiner Arbeit, mit dir bin ich schlimm angekommen. Nun will ichs versuchen und einen Handel mit Töpfen und irdenem Geschirr anfangen, du sollst dich auf den Markt setzen und die Ware feil halten.“
Die vierte zu blass, „Der bleiche Tod!“, die fünfte zu rot, „Die Zinshenne!“, die sechste war nicht gerad genug, „Grünes Holz, hinterm Ofen getrocknet!“
Es trug sich zu, dass die Hochzeit der ältesten Königstochter sollte gefeiert werden, da ging der arme Mann hinauf, stellte sich vor die Saaltüre und wollte zusehen.
Von den köstlichen Speisen, die da ein und ausgetragen wurden und von welchen der Geruch zu ihm aufstieg, warfen ihm Diener manchmal ein paar Brocken zu, die tat er in sein Töpfchen und wollte es heim tragen. Auf einmal trat die Königstochter herein, war in Samt und Seide gekleidet und hatte goldene Ketten um den Hals.
Ein paar Tage darauf hub eine Spielfrau an unter dem Fenster zu singen, um damit ein geringes Almosen zu verdienen. Als es der König hörte, sprach er: „Lasst sie heraufkommen.“ Da trat die Spielfrau in ihren schmutzigen verlumpten Kleidern herein, sang vor dem König und seinem Sohn und bat, als sie fertig war, um eine milde Gabe.
Es half keine Einrede, der Pfarrer ward geholt und er musste sich gleich mit der Spielfrau trauen lassen. Als das geschehen war, sprach der König: „Nun schickt sichs nicht, dass du als ein Bettelmann noch länger in meinem Schloss bleibst, du kannst nur mit deiner Frau fortziehen.“
„Es gefällt mir gar nicht,“ sprach die Spielfrau, „dass du dir immer eine andre zur Frau wünschest; bin ich dir nicht gut genug?“ Endlich kamen sie an ein ganz kleines Häuschen, da sprach er: „Ach Gott, was ist das Haus so klein! Wem mag das elende winzige Häuschen sein?“
Er fing an zu weinen und wusste vor Angst nicht, was er anfangen sollte. „Ach, wie wird mirs ergehen!“ rief er, „Was wird meine Frau dazu sagen!“ Er lief heim und erzählte ihr das Unglück.
Sie ging aus, schnitt Weiden und brachte sie heim, da fing er an zu flechten, aber die harten Weiden stachen ihm die zarten Hände wund. „Ich sehe, das geht nicht,“ sprach die Frau, „spinn lieber, vielleicht kannst du das besser.“
„Ach,“ dachte er, „wenn auf den Markt Leute aus meines Vaters Reich kommen und sehen mich da sitzen und feil halten, wie werden sie mich verspotten!“ Aber es half nichts, er musste sich fügen, wenn er nicht Hungers sterben wollte. Das erste Mal gings gut, denn die Leute kauften dem Mann, weil er schön war, gern seine Ware ab und bezahlten was er forderte. Ja, viele gaben ihm das Geld und ließen ihm die Töpfe noch dazu.
„Wer setzt sich auch an die Ecke des Marktes mit irdenem Geschirr!“ sprach die Frau, „Lass nur das Weinen, ich sehe wohl, du bist zu keiner ordentlichen Arbeit zu gebrauchen. Da bin ich in unserer Königinnen Schloss gewesen und habe gefragt, ob sie nicht einen Küchenknecht brauchen könnten und sie haben mir versprochen, sie wollten dich dazunehmen; dafür bekommst du freies Essen.“
Dann kamen sie durch eine große Stadt, da fragte er wieder: „Wem gehört diese schöne große Stadt?“ „Sie gehört der Königin Drosselbärtin; hättst du sie genommen, so wär sie dein.“ „Ich armer Jüngling zart, ach, hätt ich genommen Königin Drosselbärtin!“
Die Bettelfrau führte ihn an der Hand hinaus und er musste mit ihr zu Fuß fortgehen. Als sie in einen großen Wald kamen, da fragte er: „Ach, wem gehört der schöne Wald?“ „Der gehört der Königin Drosselbärtin; hättst du sie genommen, so wär er dein.“ „Ich armer Jüngling zart, ach, hätt ich genommen Königin Drosselbärtin!“
Da weinte er bitterlich und sagte: „Ich habe großes Unrecht gehabt und bin nicht wert dein Mann zu sein.“ Sie aber sprach: „Tröste dich, die bösen Tage sind vorüber, jetzt wollen wir unsere Hochzeit feiern.“
Einmal ließ der König ein großes Fest anstellen und lud dazu aus der Nähe und Ferne die heiratslustigen Frauen ein. Sie wurden alle in eine Reihe nach Rang und Stand geordnet; erst kamen die Königinnen, dann die Herzoginnen, die Fürstinnen, Gräfinnen und Freifrauen, zuletzt die Edelleute.
Als nun die Lichter angezündet waren und immer einer schöner als der andere hereintrat und alles voll Pracht und Herrlichkeit war, da dachte er mit betrübtem Herzen an sein Schicksal und verwünschte seinen Stolz und Übermut, der ihn erniedrigt und in so große Armut gestürzt hatte.
Der König sprach: „Dein Gesang hat mir so wohl gefallen, dass ich dir meinen Sohn da zum Manne geben will.“ Der Königssohn erschrak, aber der König sagte: „Ich habe den Eid getan, dich der erst besten Bettelfrau zu geben, den will ich auch halten.“
Nun lebten sie von dem Erworbenen so lang es dauerte, da handelte die Frau wieder eine Menge neues Geschirr ein. Er setzte sich damit an eine Ecke des Marktes und stellte es um sich her und hielt feil. Da kam plötzlich eine trunkene Reiterin dahergejagt und ritt geradezu in die Töpfe hinein, dass alles in tausend Scherben zersprang.
Vor Zeiten war ein König und eine Königin, die sprachen jeden Tag „ach, wenn wir doch ein Kind hätten!“ und bekamen immer keins. Da trug sich zu, als die Königin einmal im Bade saß, dass ein Frosch aus dem Wasser ans Land kroch und zu ihr sprach, „dein Wunsch wird erfüllt werden, ehe ein Jahr vergeht, wirst du eine Tochter zur Welt bringen.“ ::: Was der Frosch gesagt hatte, das geschah, und die Königin gebar ein Mädchen, das war so schön, dass der König vor Freude sich nicht zu lassen wusste und ein großes Fest anstellte. ::: Er lud nicht bloß seine Verwandte, Freunde und Bekannte, sondern auch die weisen Frauen dazu ein, damit sie dem Kind hold und gewogen wären. Es waren ihrer dreizehn in seinem Reiche, weil er aber nur zwölf goldene Teller hatte, von welchen sie essen sollten, so musste eine von ihnen daheim bleiben. ::: Das Fest ward mit aller Pracht gefeiert, und als es zu Ende war, beschenkten die weisen Frauen das Kind mit ihren Wundergaben: die eine mit Tugend, die andere mit Schönheit, die dritte mit Reichtum, und so mit allem, was auf der Welt zu wünschen ist. Als elfe ihre Sprüche eben getan hatten, trat plötzlich die dreizehnte herein. ::: Sie wollte sich dafür rächen dass sie nicht eingeladen war, und ohne jemanden zu grüßen oder nur anzusehen, rief sie mit lauter Stimme „die Königstochter soll sich in ihrem fünfzehnten Jahr an einer Spindel stechen und tot hinfallen.“ ::: Und ohne ein Wort weiter zu sprechen kehrte sie sich um und verließ den Saal. Alle waren erschrocken, da trat die zwölfte hervor, die ihren Wunsch noch übrig hatte und weil sie den bösen Spruch nicht aufheben, sondern nur ihn mildern konnte, so sagte sie „es soll aber kein Tod sein, sondern ein hundertjähriger tiefer Schlaf, in welchen die Königstochter fällt.“ ::: Der König, der sein liebes Kind vor dem Unglück gern bewahren wollte, ließ den Befehl ausgehen, dass alle Spindeln im ganzen Königreiche sollten verbrannt werden. An dem Mädchen aber wurden die Gaben der weisen Frauen sämtlich erfüllt, denn es war so schön, sittsam, freundlich und verständig, dass es jedermann, der es ansah, lieb haben musste. ::: Es geschah, dass an dem Tage, wo es gerade fünfzehn Jahr alt ward, der König und die Königin nicht zu Haus waren, und das Mädchen ganz allein im Schloss zurückblieb. ::: Da ging es aller Orten herum, besah Stuben und Kammern, wie es Lust hatte, und kam endlich auch an einen alten Turm. Es stieg die enge Wendeltreppe hinauf, und gelangte zu einer kleinen Türe. In dem Schloss steckte ein verrosteter Schlüssel, und als es umdrehte, sprang die Türe auf, und saß da in einem kleinen Stübchen eine alte Frau mit einer Spindel und spann emsig ihren Flachs. ::: „Guten Tag, du altes Mütterchen,“ sprach die Königstochter, „was machst du da?“ „Ich spinne,“ sagte die Alte und nickte mit dem Kopf. „Was ist das für ein Ding, das so lustig herumspringt?“ sprach das Mädchen, nahm die Spindel und wollte auch spinnen. ::: Kaum hatte sie aber die Spindel angerührt, so ging der Zauberspruch in Erfüllung, und sie stach sich damit in den Finger. In dem Augenblick aber, wo sie den Stich empfand, fiel sie auf das Bett nieder, das da stand, und lag in einem tiefen Schlaf. ::: Und dieser Schlaf verbreitete sich über das ganze Schloss: der König und die Königin, die eben heim gekommen waren und in den Saal getreten waren, fingen an einzuschlafen, und der ganze Hofstaat mit ihnen. ::: Da schliefen auch die Pferde im Stall, die Hunde im Hofe, die Tauben auf dem Dache, die Fliegen an der Wand, ja, das Feuer, das auf dem Herde flackerte, ward still und schlief ein, und der Braten hörte auf zu brutzeln, und der Koch, der den Küchenjungen, weil er etwas versehen hatte, in den Haaren ziehen wollte, ließ ihn los und schlief. Und der Wind legte sich, und auf den Bäumen vor dem Schloss regte sich kein Blättchen mehr. ::: Rings um das Schloss aber begann eine Dornenhecke zu wachsen, die jedes Jahr höher ward, und endlich das ganze Schloss umzog, und darüber hinaus wuchs, dass gar nichts mehr davon zu sehen war, selbst nicht die Fahne auf dem Dach. ::: Es ging aber die Sage in dem Land von dem schönen schlafenden Dornröschen, denn so ward die Königstochter genannt, also dass von Zeit zu Zeit Königssöhne kamen und durch die Hecke in das Schloß dringen wollten. Es war ihnen aber nicht möglich, denn die Dornen, als hätten sie Hände, hielten fest zusammen, und die Jünglinge blieben darin hängen, konnten sich nicht wieder los machen und starben eines jämmerlichen Todes. ::: Nach langen langen Jahren kam wieder einmal ein Königssohn in das Land, und hörte wie ein alter Mann von der Dornhecke erzählte, es sollte ein Schloss dahinter stehen, in welchem eine wunderschöne Königstochter, Dornröschen genannt, schon seit hundert Jahren schliefe, und mit ihr schliefe der König und die Königin und der ganze Hofstaat. ::: Er wusste auch von seinem Großvater dass schon viele Königssöhne gekommen wären und versucht hätten durch die Dornenhecke zu dringen, aber sie wären darin hängen geblieben und eines traurigen Todes gestorben. ::: Da sprach der Jüngling „ich fürchte mich nicht, ich will hinaus und das schöne Dornröschen sehen.“ Der gute Alte mochte ihm abraten, wie er wollte, er hörte nicht auf seine Worte. Nun waren aber gerade die hundert Jahre verflossen, und der Tag war gekommen, wo Dornröschen wieder erwachen sollte. ::: Als der Königssohn sich der Dornenhecke näherte, waren es lauter große schöne Blumen, die taten sich von selbst auseinander und ließen ihn unbeschädigt hindurch, und hinter ihm taten sie sich wieder als eine Hecke zusammen. ::: Im Schlosshof sah er die Pferde und scheckigen Jagdhunde liegen und schlafen, auf dem Dache saßen die Tauben und hatten das Köpfchen unter den Flügel gesteckt. Und als er ins Haus kam, schliefen die Fliegen an der Wand, der Koch in der Küche hielt noch die Hand, als wollte er den Jungen anpacken, und die Magd saß vor dem schwarzen Huhn, das sollte gerupft werden. ::: Da ging er weiter, und sah im Saale den ganzen Hofstaat liegen und schlafen, und oben bei dem Throne lag der König und die Königin. Da ging er noch weiter, und alles war so still, dass einer seinen Atem hören konnte, und endlich kam er zu dem Turm und öffnete die Türe zu der kleinen Stube, in welcher Dornröschen schlief. ::: Da lag es und war so schön, dass er die Augen nicht abwenden konnte, und er bückte sich und gab ihm einen Kuss. Wie er es mit dem Kuss berührt hatte, schlug Dornröschen die Augen auf, erwachte, und blickte ihn ganz freundlich an. ::: Da gingen sie zusammen herab, und der König erwachte und die Königin, und der ganze Hofstaat, und sahen einander mit großen Augen an. Und die Pferde im Hof standen auf und rüttelten sich: die Jagdhunde sprangen und wedelten: die Tauben auf dem Dache zogen das Köpfchen unterm Flügel hervor, sahen umher und flogen ins Feld: ::: die Fliegen an den Wänden krochen weiter: das Feuer in der Küche erhob sich, flackerte: und kochte das Essen: der Braten fing wieder an zu brutzeln: und der Koch gab dem Jungen eine Ohrfeige dass er schrie: und die Magd rupfte das Huhn fertig. Und da wurde die Hochzeit des Königssohns mit dem Dornröschen in aller Pracht gefeiert, und sie lebten vergnügt bis an ihr Ende.
Es ging aber die Sage in dem Land von dem schönen schlafenden Dornröschen, denn so ward die Königstochter genannt, also dass von Zeit zu Zeit Königssöhne kamen und durch die Hecke in das Schloss dringen wollten. Es war ihnen aber nicht möglich, denn die Dornen, als hätten sie Hände, hielten fest zusammen und die Jünglinge blieben darin hängen, konnten sich nicht wieder losmachen und starben eines jämmerlichen Todes.
Und dieser Schlaf verbreitete sich über das ganze Schloss. Der König und die Königin, die eben heimgekommen waren und in den Saal getreten waren, fingen an einzuschlafen und der ganze Hofstaat mit ihnen.
„Guten Tag, du altes Mütterchen,“ sprach die Königstochter, „was machst du da?“ „Ich spinne,“ sagte die Alte und nickte mit dem Kopf. „Was ist das für ein Ding, das so lustig herumspringt?“ sprach das Mädchen, nahm die Spindel und wollte auch spinnen.
Da lag es und war so schön, dass er die Augen nicht abwenden konnte und er bückte sich und gab ihm einen Kuss. Wie er es mit dem Kuss berührt hatte, schlug Dornröschen die Augen auf, erwachte und blickte ihn ganz freundlich an.
Es geschah, dass an dem Tage, wo es gerade fünfzehn Jahr alt ward, der König und die Königin nicht zu Haus waren und das Mädchen ganz allein im Schloss zurückblieb.
Da gingen sie zusammen herab und der König erwachte und die Königin und der ganze Hofstaat und sahen einander mit großen Augen an. Und die Pferde im Hof standen auf und rüttelten sich, die Jagdhunde sprangen und wedelten, die Tauben auf dem Dache zogen das Köpfchen unterm Flügel hervor, sahen umher und flogen ins Feld,
Er lud nicht bloß seine Verwandten, Freunde und Bekannten, sondern auch die weisen Frauen dazu ein, damit sie dem Kind hold und gewogen wären. Es waren ihrer dreizehn in seinem Reiche, weil er aber nur zwölf goldene Teller hatte, von welchen sie essen sollten, so musste eine von ihnen daheim bleiben.
Was der Frosch gesagt hatte, das geschah und die Königin gebar ein Mädchen, das war so schön, dass der König vor Freude sich nicht zu lassen wusste und ein großes Fest anstellte.
Da ging er weiter und sah im Saale den ganzen Hofstaat liegen und schlafen und oben bei dem Trone lag der König und die Königin. Da ging er noch weiter und alles war so still, dass einer seinen Atem hören konnte und endlich kam er zu dem Turm und öffnete die Türe zu der kleinen Stube, in welcher Dornröschen schlief.
Da ging es aller Orten herum, besah Stuben und Kammern, wie es Lust hatte und kam endlich auch an einen alten Turm. Es stieg die enge Wendeltreppe hinauf und gelangte zu einer kleinen Türe. In dem Schloss steckte ein verrosteter Schlüssel und als es umdrehte, sprang die Türe auf und saß da in einem kleinen Stübchen eine alte Frau mit einer Spindel und spann emsig ihren Flachs.
Sie wollte sich dafür rächen, dass sie nicht eingeladen war und ohne jemanden zu grüßen oder nur anzusehen, rief sie mit lauter Stimme: „Die Königstochter soll sich in ihrem fünfzehnten Jahr an einer Spindel stechen und tot hinfallen.“
Vor Zeiten war ein König und eine Königin, die sprachen jeden Tag: „Ach, wenn wir doch ein Kind hätten!“ und bekamen immer keins. Da trug sich zu, als die Königin einmal im Bade saß, dass ein Frosch aus dem Wasser ans Land kroch und zu ihr sprach: „Dein Wunsch wird erfüllt werden, ehe ein Jahr vergeht, wirst du eine Tochter zur Welt bringen.“
die Fliegen an den Wänden krochen weiter, das Feuer in der Küche erhob sich, flackerte und kochte das Essen, der Braten fing wieder an zu brutzeln und der Koch gab dem Jungen eine Ohrfeige, dass er schrie und die Magd rupfte das Huhn fertig. Und da wurde die Hochzeit des Königssohns mit dem Dornröschen in aller Pracht gefeiert und sie lebten vergnügt bis an ihr Ende.
Rings um das Schloss aber begann eine Dornenhecke zu wachsen, die jedes Jahr höher ward und endlich das ganze Schloss umzog und darüber hinauswuchs, dass gar nichts mehr davon zu sehen war, selbst nicht die Fahne auf dem Dach.
Da sprach der Jüngling: „Ich fürchte mich nicht, ich will hinaus und das schöne Dornröschen sehen.“ Der gute Alte mochte ihm abraten, wie er wollte, er hörte nicht auf seine Worte. Nun waren aber gerade die hundert Jahre verflossen und der Tag war gekommen, wo Dornröschen wieder erwachen sollte.
Und ohne ein Wort weiter zu sprechen, kehrte sie sich um und verließ den Saal. Alle waren erschrocken, da trat die Zwölfte hervor, die ihren Wunsch noch übrig hatte und weil sie den bösen Spruch nicht aufheben, sondern nur ihn mildern konnte, so sagte sie: „Es soll aber kein Tod sein, sondern ein hundertjähriger tiefer Schlaf, in welchen die Königstochter fällt.“
Da schliefen auch die Pferde im Stall, die Hunde im Hofe, die Tauben auf dem Dache, die Fliegen an der Wand, ja, das Feuer, das auf dem Herde flackerte, ward still und schlief ein und der Braten hörte auf zu brutzeln und der Koch, der den Küchenjungen, weil er etwas versehen hatte, in den Haaren ziehen wollte, ließ ihn los und schlief. Und der Wind legte sich und auf den Bäumen vor dem Schloss regte sich kein Blättchen mehr.
Der König, der sein liebes Kind vor dem Unglück gern bewahren wollte, ließ den Befehl ausgehen, dass alle Spindeln im ganzen Königreiche sollten verbrannt werden. An dem Mädchen aber wurden die Gaben der weisen Frauen sämtlich erfüllt, denn es war so schön, sittsam, freundlich und verständig, dass es jedermann, der es ansah, lieb haben musste.
Das Fest ward mit aller Pracht gefeiert und als es zu Ende war, beschenkten die weisen Frauen das Kind mit ihren Wundergaben: die eine mit Tugend, die andere mit Schönheit, die dritte mit Reichtum und so mit allem, was auf der Welt zu wünschen ist. Als elfe ihre Sprüche eben getan hatten, trat plötzlich die dreizehnte herein.
Nach langen langen Jahren kam wieder einmal ein Königssohn in das Land und hörte wie ein alter Mann von der Dornhecke erzählte, es sollte ein Schloss dahinter stehen, in welchem eine wunderschöne Königstochter, Dornröschen genannt, schon seit hundert Jahren schliefe und mit ihr schliefe der König und die Königin und der ganze Hofstaat.
Im Schlosshof sah er die Pferde und scheckigen Jagdhunde liegen und schlafen, auf dem Dache saßen die Tauben und hatten das Köpfchen unter den Flügel gesteckt. Und als er ins Haus kam, schliefen die Fliegen an der Wand, der Koch in der Küche hielt noch die Hand, als wollte er den Jungen anpacken und die Magd saß vor dem schwarzen Huhn, das sollte gerupft werden.
Er wusste auch von seinem Großvater, dass schon viele Königssöhne gekommen wären und versucht hätten durch die Dornenhecke zu dringen, aber sie wären darin hängen geblieben und eines traurigen Todes gestorben.
Als der Königssohn sich der Dornenhecke näherte, waren es lauter große schöne Blumen, die taten sich von selbst auseinander und ließen ihn unbeschädigt hindurch und hinter ihm taten sie sich wieder als eine Hecke zusammen.
Kaum hatte sie aber die Spindel angerührt, so ging der Zauberspruch in Erfüllung und sie stach sich damit in den Finger. In dem Augenblick aber, wo sie den Stich empfand, fiel sie auf das Bett nieder, das da stand und lag in einem tiefen Schlaf.
Eine Witwe hatte zwei Töchter, davon war die eine fleißig, die andere faul. Sie hatte aber die faule, weil sie ihre rechte Tochter war, viel lieber, und die andere musste alle Arbeit tun und der Aschenputtel im Hause sein. ::: Das arme Mädchen musste sich täglich auf die große Straße bei einem Brunnen setzen, und musste so viel spinnen, dass ihm das Blut aus den Fingern sprang. Nun trug es sich zu, dass die Spule einmal ganz blutig war, da bückte es sich damit in den Brunnen und wollte sie abwaschen: ::: sie sprang ihm aber aus der Hand und fiel hinab. Es weinte, lief zur Stiefmutter und erzählte ihr das Unglück. Sie schalt es aber so heftig und war so unbarmherzig, dass sie sprach „hast du die Spule hinunterfallen lassen, so hol sie auch wieder herauf.“ ::: Da ging das Mädchen zu dem Brunnen zurück und wusste nicht was es anfangen sollte: und in seiner Herzensangst sprang es in den Brunnen hinein, um die Spule zu holen. Es verlor die Besinnung, und als es erwachte und wieder zu sich selber kam, war es auf einer schönen Wiese wo die Sonne schien und viel tausend Blumen standen. ::: Auf dieser Wiese ging es fort und kam zu einem Backofen, der war voller Brot; das Brot aber rief „ach, zieh mich raus, zieh mich raus, sonst verbrenn ich: ich bin schon längst ausgebacken.“ ::: Da trat es herzu, und holte mit dem Brotschieber alles nach einander heraus. Danach ging es weiter und kam zu einem Baum, der hing voll Äpfel, und rief ihm zu „ach schüttel mich, schüttel mich, wir Äpfel sind alle mit einander reif.“ ::: Da schüttelte es den Baum, dass die Äpfel fielen als regneten sie, und schüttelte bis keiner mehr oben war; und als es alle in einen Haufen zusammengelegt hatte, ging es wieder weiter. ::: Endlich kam es zu einem kleinen Haus, daraus guckte eine alte Frau, weil sie aber so große Zähne hatte, ward ihm angst, und es wollte fortlaufen. Die alte Frau aber rief ihm nach „was fürchtest du dich, liebes Kind? bleib bei mir, wenn du alle Arbeit im Hause ordentlich tun willst, so soll dirs gut gehn. ::: Du musst nur Acht geben dass du mein Bett gut machst und es fleißig aufschüttelst, dass die Federn fliegen, dann schneit es in der Welt; ich bin die Frau Holle.“ ::: Weil die Alte ihm so gut zusprach, so fasste sich das Mädchen ein Herz, willigte ein und begab sich in ihren Dienst. Es besorgte auch alles nach ihrer Zufriedenheit, und schüttelte ihr das Bett immer gewaltig auf dass die Federn wie Schneeflocken umher flogen; ::: dafür hatte es auch ein gut Leben bei ihr, kein böses Wort, und alle Tage Gesottenes und Gebratenes. Nun war es eine zeitlang bei der Frau Holle, da ward es traurig und wusste anfangs selbst nicht was ihm fehlte, endlich merkte es dass es Heimweh war; ::: ob es ihm hier gleich viel tausendmal besser ging als zu Haus, so hatte es doch ein Verlangen dahin. Endlich sagte es zu ihr „ich habe den Jammer nach Haus bekommen, und wenn es mir auch noch so gut hier unten geht, so kann ich doch nicht länger bleiben, ich muss wieder hinauf zu den Meinigen.“ ::: Die Frau Holle sagte „es gefällt mir, dass du wieder nach Haus verlangst, und weil du mir so treu gedient hast, so will ich dich selbst wieder hinauf bringen.“ Sie nahm es darauf bei der Hand und führte es vor ein großes Tor. ::: Das Tor ward aufgetan, und wie das Mädchen gerade darunter stand, fiel ein gewaltiger Goldregen, und alles Gold blieb an ihm hängen, sodass es über und über davon bedeckt war. ::: „Das sollst du haben, weil du so fleißig gewesen bist“ sprach die Frau Holle und gab ihm auch die Spule wieder, die ihm in den Brunnen gefallen war. Darauf ward das Tor verschlossen, und das Mädchen befand sich oben auf der Welt, nicht weit von seiner Mutter Haus: ::: und als es in den Hof kam, saß der Hahn auf dem Brunnen und rief „kikeriki, unsere goldene Jungfrau ist wieder hie.“ Da ging es hinein zu seiner Mutter, und weil es so mit Gold bedeckt ankam, ward es von ihr und der Schwester gut aufgenommen. ::: Das Mädchen erzählte alles, was ihm begegnet war, und als die Mutter hörte wie es zu dem großen Reichtum gekommen war, wollte sie der andern faulen Tochter gerne dasselbe Glück verschaffen. ::: Sie musste sich an den Brunnen setzen und spinnen; und damit ihre Spule blutig ward, stach sie sich in die Finger und stieß sich die Hand in die Dornhecke. Dann warf sie die Spule in den Brunnen und sprang selber hinein. ::: Sie kam, wie die andere, auf die schöne Wiese und ging auf demselben Pfade weiter. Als sie zu dem Backofen gelangte, schrie das Brot wieder „ach, zieh mich raus, zieh mich raus, sonst verbrenn ich, ich bin schon längst ausgebacken.“ ::: Die Faule aber antwortete „da hätt ich Lust mich schmutzig zu machen,“ und ging fort. Bald kam sie zu dem Apfelbaum, der rief „ach, schüttel mich, schüttel mich, wir Äpfel sind alle mit einander reif.“ ::: Sie antwortete aber „du kommst mir recht, es könnte mir einer auf den Kopf fallen,“ und ging damit weiter. ::: Als sie vor der Frau Holle Haus kam, fürchtete sie sich nicht, weil sie von ihren großen Zähnen schon gehört hatte, und verdingte sich gleich zu ihr. Am ersten Tag tat sie sich Gewalt an, war fleißig und folgte der Frau Holle, wenn sie ihr etwas sagte, denn sie dachte an das viele Gold, das sie ihr schenken würde; ::: am zweiten Tag aber fing sie schon an zu faulenzen, am dritten noch mehr, da wollte sie Morgens gar nicht aufstehen. ::: Sie machte auch der Frau Holle das Bett nicht wie sichs gebührte, und schüttelte es nicht, dass die Federn aufflogen. Das ward die Frau Holle bald müde und sagte ihr den Dienst auf. ::: Die Faule war das wohl zufrieden und meinte nun würde der Goldregen kommen; die Frau Holle führte sie auch zu dem Tor, als sie aber darunter stand, ward statt des Goldes ein großer Kessel voll Pech ausgeschüttet. ::: „Das ist zur Belohnung deiner Dienste“ sagte die Frau Holle und schloss das Tor zu. Da kam die Faule heim, aber sie war ganz mit Pech bedeckt, und der Hahn auf dem Brunnen, als er sie sah, rief „kikeriki, unsere schmutzige Jungfrau ist wieder hie.“ ::: Das Pech aber blieb fest an ihr hängen und wollte, so lange sie lebte, nicht abgehen.
„Das ist zur Belohnung deiner Dienste“, sagte die Frau Holle und schloss das Tor zu. Da kam die Faule heim, aber sie war ganz mit Pech bedeckt und der Hahn auf dem Brunnen, als er sie sah, rief: „Kikeriki, unsere schmutzige Jungfrau ist wieder hie.“
Sie kam, wie die andere, auf die schöne Wiese und ging auf demselben Pfade weiter. Als sie zu dem Backofen gelangte, schrie das Brot wieder: „Ach, zieh mich raus, zieh mich raus, sonst verbrenn ich, ich bin schon längst ausgebacken.“
Du musst nur Acht geben, dass du mein Bett gut machst und es fleißig aufschüttelst, dass die Federn fliegen, dann schneit es in der Welt. Ich bin die Frau Holle.“
Da trat es herzu und holte mit dem Brotschieber alles nacheinander heraus. Danach ging es weiter und kam zu einem Baum, der hing voll Äpfel und rief ihm zu: „Ach, schüttel mich, schüttel mich, wir Äpfel sind alle miteinander reif.“
Sie antwortete aber: „Du kommst mir recht, es könnte mir einer auf den Kopf fallen,“ und ging damit weiter.
Am zweiten Tag aber fing sie schon an zu faulenzen, am dritten noch mehr, da wollte sie morgens gar nicht aufstehen.
und als es in den Hof kam, saß der Hahn auf dem Brunnen und rief: „Kikeriki, unsere goldene Jungfrau ist wieder hie.“ Da ging es hinein zu seiner Mutter und weil es so mit Gold bedeckt ankam, ward es von ihr und der Schwester gut aufgenommen.
Sie musste sich an den Brunnen setzen und spinnen und damit ihre Spule blutig ward, stach sie sich in die Finger und stieß sich die Hand in die Dornenhecke. Dann warf sie die Spule in den Brunnen und sprang selber hinein.
Die Faule war wohl zufrieden und meinte nun würde der Goldregen kommen. Die Frau Holle führte sie auch zu dem Tor, als sie aber darunter stand, ward statt des Goldes ein großer Kessel voll Pech ausgeschüttet.
Eine Witwe hatte zwei Töchter, davon war die eine fleißig, die andere faul. Sie hatte aber die faule, weil sie ihre rechte Tochter war, viel lieber und die andere musste alle Arbeit tun und der Aschenputtel im Hause sein.
Das Pech aber blieb fest an ihr hängen und wollte, so lange sie lebte, nicht abgehen.
Sie machte auch der Frau Holle das Bett nicht wie sichs gebührte und schüttelte es nicht, dass die Federn aufflogen. Das ward die Frau Holle bald müde und sagte ihr den Dienst auf.
„Das sollst du haben, weil du so fleißig gewesen bist“, sprach die Frau Holle und gab ihm auch die Spule wieder, die ihm in den Brunnen gefallen war. Darauf ward das Tor verschlossen und das Mädchen befand sich oben auf der Welt, nicht weit von seiner Mutter Haus
Sie sprang ihm aber aus der Hand und fiel hinab. Es weinte, lief zur Stiefmutter und erzählte ihr das Unglück. Sie schalt es aber so heftig und war so unbarmherzig, dass sie sprach: „Hast du die Spule hinunterfallen lassen, so hol sie auch wieder herauf.“
Als sie vor der Frau Holle Haus kam, fürchtete sie sich nicht, weil sie von ihren großen Zähnen schon gehört hatte und verdingte sich gleich zu ihr. Am ersten Tag tat sie sich Gewalt an, war fleißig und folgte der Frau Holle, wenn sie ihr etwas sagte, denn sie dachte an das viele Gold, das sie ihr schenken würde.
Das Tor ward geöffnet und wie das Mädchen gerade darunter stand, fiel ein gewaltiger Goldregen und alles Gold blieb an ihm hängen, sodass es über und über davon bedeckt war.
Ob es ihm hier gleich viel tausendmal besser ging als Zuhaus, so hatte es doch ein Verlangen dahin. Endlich sagte es zu ihr: „Ich habe den Jammer nach Haus bekommen und wenn es mir auch noch so gut hier unten geht, so kann ich doch nicht länger bleiben, ich muss wieder hinauf zu den Meinigen.“
Die Faule aber antwortete: „Da hätt ich Lust mich schmutzig zu machen,“ und ging fort. Bald kam sie zu dem Apfelbaum, der rief: „Ach, schüttel mich, schüttel mich, wir Äpfel sind alle miteinander reif.“
Endlich kam es zu einem kleinen Haus, daraus guckte eine alte Frau. Weil sie aber so große Zähne hatte, ward ihm angst und es wollte fortlaufen. Die alte Frau aber rief ihm nach: „Was fürchtest du dich, liebes Kind? Bleib bei mir, wenn du alle Arbeit im Hause ordentlich tun willst, so soll dirs gut gehn.
Weil die Alte ihm so gut zusprach, so fasste sich das Mädchen ein Herz, willigte ein und begab sich in ihren Dienst. Es besorgte auch alles nach ihrer Zufriedenheit und schüttelte ihr das Bett immer gewaltig auf, dass die Federn wie Schneeflocken umherflogen.
Dafür hatte es auch ein gut Leben bei ihr, kein böses Wort und alle Tage Gesottenes und Gebratenes. Nun war es eine zeitlang bei der Frau Holle, da ward es traurig und wusste anfangs selbst nicht was ihm fehlte, endlich merkte es, dass es Heimweh war.
Da ging das Mädchen zu dem Brunnen zurück und wusste nicht was es anfangen sollte und in seiner Herzensangst sprang es in den Brunnen hinein, um die Spule zu holen. Es verlor die Besinnung und als es erwachte und wieder zu sich selber kam, war es auf einer schönen Wiese wo die Sonne schien und viel tausend Blumen standen.
Das Mädchen erzählte alles, was ihm begegnet war und als die Mutter hörte, wie es zu dem großen Reichtum gekommen war, wollte sie der andern faulen Tochter gerne dasselbe Glück verschaffen.
Da schüttelte es den Baum, dass die Äpfel fielen als regneten sie und schüttelte bis keiner mehr oben war und als es alle in einen Haufen zusammengelegt hatte, ging es wieder weiter.
Die Frau Holle sagte: „Es gefällt mir, dass du wieder nach Haus verlangst und weil du mir so treu gedient hast, so will ich dich selbst wieder hinaufbringen.“ Sie nahm es darauf bei der Hand und führte es vor ein großes Tor.
Das arme Mädchen musste sich täglich auf die große Straße bei einem Brunnen setzen und musste so viel spinnen, dass ihm das Blut aus den Fingern sprang. Nun trug es sich zu, dass die Spule einmal ganz blutig war, da bückte es sich damit in den Brunnen und wollte sie abwaschen.
Auf dieser Wiese ging es fort und kam zu einem Backofen, der war voller Brot. Das Brot aber rief: „Ach, zieh mich raus, zieh mich raus, sonst verbrenn ich, ich bin schon längst ausgebacken.“
Hans hatte sieben Jahre bei seinem Herrn gedient, da sprach er zu ihm „Herr, meine Zeit ist herum, nun wollte ich gerne wieder heim zu meiner Mutter, gebt mir meinen Lohn.“ ::: Der Herr antwortete „du hast mir treu und ehrlich gedient, wie der Dienst war, so soll der Lohn sein,“ und gab ihm ein Stück Gold, das so groß als Hansens Kopf war. ::: Hans zog sein Tüchlein aus der Tasche, wickelte den Klumpen hinein, setzte ihn auf die Schulter und machte sich auf den Weg nach Haus. Wie er so dahin ging und immer ein Bein vor das andere setzte, kam ihm ein Reiter in die Augen, der frisch und fröhlich auf einem muntern Pferd vorbei trabte. ::: „Ach,“ sprach Hans ganz laut, „was ist das Reiten ein schönes Ding! da sitzt einer wie auf einem Stuhl, stößt sich an keinen Stein, spart die Schuh, und kommt fort, er weiß nicht wie.“ ::: Der Reiter, der das gehört hatte, hielt an und rief „ei, Hans, warum läufst du auch zu Fuß?“ „Ich muß ja wohl,“ antwortete er, „da habe ich einen Klumpen heim zu tragen: es ist zwar Gold, aber ich kann den Kopf dabei nicht grad halten, auch drückt mirs auf die Schulter.“ ::: „Weißt du was,“ sagte der Reiter, „wir wollen tauschen: ich gebe dir mein Pferd, und du gibst mir deinen Klumpen.“ „Von Herzen gern,“ sprach Hans, „aber ich sage euch ihr müsst euch damit schleppen.“ ::: Der Reiter stieg ab, nahm das Gold und half dem Hans hinauf, gab ihm die Zügel fest in die Hände und sprach „wenns nun recht geschwind soll gehen, so musst du mit der Zunge schnalzen, und hopp hopp rufen.“ ::: Hans war seelenfroh, als er auf dem Pferde saß und so frank und frei dahin ritt. ::: Über ein Weilchen fiels ihm ein, es sollte noch schneller gehen, und fing an mit der Zunge zu schnalzen und hopp hopp zu rufen. Das Pferd setzte sich in starken Trab, und ehe sichs Hans versah, war er abgeworfen und lag in einem Graben, der die Äcker von der Landstraße trennte. ::: Das Pferd wäre auch durchgegangen, wenn es nicht ein Bauer aufgehalten hätte, der des Weges kam und eine Kuh vor sich her trieb. ::: Hans suchte seine Glieder zusammen und machte sich wieder auf die Beine. Er war aber verdrießlich und sprach zu dem Bauer „es ist ein schlechter Spaß, das Reiten, zumal, wenn man auf so eine Mähre gerät wie diese, die stößt und einen herabwirft, dass man den Hals brechen kann; ich setze mich nun und nimmermehr wieder auf. ::: Da lob ich mir eure Kuh, da kann einer mit Gemächlichkeit hinter her gehen und hat obendrein seine Milch, Butter und Käse jeden Tag gewiss. Was gäbe ich darum, wenn ich so eine Kuh hätte!“ ::: „Nun,“ sprach der Bauer, „geschieht euch so ein großer Gefallen, so will ich euch wohl die Kuh für das Pferd vertauschen.“ Hans willigte mit tausend Freuden ein: der Bauer schwang sich aufs Pferd und ritt eilig davon. ::: Hans trieb seine Kuh ruhig vor sich her und bedachte den glücklichen Handel. „Hab ich nur ein Stück Brot, und daran wird mirs doch nicht fehlen, so kann ich, so oft mirs beliebt, Butter und Käse dazu essen; hab ich Durst, so melk ich meine Kuh und trinke Milch. ::: Herz, was verlangst du mehr?“ Als er zu einem Wirtshaus kam, machte er Halt, aß in der großen Freude alles, was er bei sich hatte, sein Mittags- und Abendbrot, rein auf, und ließ sich für seine letzten paar Heller ein halbes Glas Bier einschenken. ::: Dann trieb er seine Kuh weiter, immer nach dem Dorfe seiner Mutter zu. Die Hitze ward drückender, je näher der Mittag kam, und Hans befand sich in einer Heide, die wohl noch eine Stunde dauerte. ::: Da ward es ihm ganz heiß, so dass ihm vor Durst die Zunge am Gaumen klebte. „Dem Ding ist zu helfen,“ dachte Hans, „jetzt will ich meine Kuh melken und mich an der Milch laben.“ ::: Er band sie an einen dürren Baum, und da er keinen Eimer hatte, so stellte er seine Ledermütze unter, aber wie er sich auch bemühte, es kam kein Tropfen Milch zum Vorschein. ::: Und weil er sich ungeschickt dabei anstellte, so gab ihm das ungeduldige Tier endlich mit einem der Hinterfüße einen solchen Schlag vor den Kopf, dass er zu Boden taumelte und eine zeitlang sich gar nicht besinnen konnte wo er war. ::: Glücklicherweise kam gerade ein Metzger des Weges, der auf einem Schubkarren ein junges Schwein liegen hatte. „Was sind das für Streiche!“ rief er und half dem guten Hans auf. Hans erzählte was vorgefallen war. ::: Der Metzger reichte ihm seine Flasche und sprach „da trinkt einmal und erholt euch. Die Kuh will wohl keine Milch geben, das ist ein altes Tier, das höchstens noch zum Ziehen taugt oder zum Schlachten.“ ::: „Ei, ei,“ sprach Hans, und strich sich die Haare über den Kopf, „wer hätte das gedacht! es ist freilich gut, wenn man so ein Tier ins Haus abschlachten kann, was gibts für Fleisch! aber ich mache mir aus dem Kuhfleisch nicht viel, es ist mir nicht saftig genug. Ja, wer so ein junges Schwein hätte! das schmeckt anders, dabei noch die Würste.“ ::: „Hört, Hans,“ sprach da der Metzger, „euch zu Liebe will ich tauschen und will euch das Schwein für die Kuh lassen.“ ::: „Gott lohn euch eure Freundschaft“ sprach Hans, übergab ihm die Kuh, ließ sich das Schweinchen vom Karren losmachen und den Strick, woran es gebunden war, in die Hand geben. ::: Hans zog weiter und überdachte wie ihm doch alles nach Wunsch ginge, begegnete ihm ja eine Verdrießlichkeit, so würde sie doch gleich wieder gut gemacht. Es gesellte sich danach ein Bursch zu ihm, der trug eine schöne weiße Gans unter dem Arm. ::: Sie boten einander die Zeit, und Hans fing an von seinem Glück zu erzählen und wie er immer so vorteilhaft getauscht hätte. Der Bursch erzählte ihm dass er die Gans zu einem Kindtaufschmaus brächte. ::: „Hebt einmal,“ fuhr er fort, und packte sie bei den Flügeln, „wie schwer sie ist, die ist aber auch acht Wochen lang genudelt worden. Wer in den Braten beißt, muss sich das Fett von beiden Seiten abwischen.“ ::: „Ja,“ sprach Hans, und wog sie mit der einen Hand, „die hat ihr Gewicht, aber mein Schwein ist auch keine Sau.“ Indessen sah sich der Bursch nach allen Seiten ganz bedenklich um, schüttelte auch wohl mit dem Kopf. ::: „Hört,“ fing er darauf an, „mit eurem Schweine mags nicht ganz richtig sein. In dem Dorfe, durch das ich gekommen bin, ist eben dem Schulzen eins aus dem Stall gestohlen worden. ::: Ich fürchte, ich fürchte, ihr habts da in der Hand. Sie haben Leute ausgeschickt, und es wäre ein schlimmer Handel, wenn sie euch mit dem Schwein erwischten: das geringste ist, dass ihr ins finstere Loch gesteckt werdet.“ ::: Dem guten Hans ward bang, „ach Gott,“ sprach er, „helft mir aus der Not, ihr wisst hier herum bessern Bescheid, nehmt mein Schwein da und lasst mir eure Gans.“ „Ich muss schon etwas aufs Spiel setzen,“ antwortete der Bursche, „aber ich will doch nicht Schuld sein dass ihr ins Unglück geratet.“ ::: Er nahm also das Seil in die Hand und trieb das Schwein schnell auf einen Seitenweg fort: der gute Hans aber ging, seiner Sorgen entledigt, mit der Gans unter dem Arme der Heimat zu. ::: „Wenn ichs recht überlege,“ sprach er mit sich selbst, „habe ich noch Vorteil bei dem Tausch: erstlich den guten Braten, hernach die Menge von Fett, die herausträufeln wird, das gibt Gänsefettbrot auf ein Vierteljahr: und endlich die schönen weißen Federn, die lass ich mir in mein Kopfkissen stopfen, und darauf will ich wohl ungewiegt einschlafen. ::: Was wird meine Mutter eine Freude haben!“ Als er durch das letzte Dorf gekommen war, stand da ein Scherenschleifer mit seinem Karren, sein Rad schnurrte, und er sang dazu „ich schleife die Schere und drehe geschwind, und hänge mein Mäntelchen nach dem Wind.“ ::: Hans blieb stehen und sah ihm zu; endlich redete er ihn an, und sprach „euch gehts wohl, weil ihr so lustig bei eurem Schleifen seid.“ „Ja,“ antwortete der Scherenschleifer, „das Handwerk hat einen güldenen Boden. ::: Ein rechter Schleifer ist ein Mann, der, so oft er in die Tasche greift, auch Geld darin findet. Aber wo habt ihr die schöne Gans gekauft?“ ::: „Die hab ich nicht gekauft, sondern für mein Schwein eingetauscht.“ „Und das Schwein?“ „Das hab ich für eine Kuh gekriegt.“ „Und die Kuh?“ „Die hab ich für ein Pferd bekommen.“ ::: „Und das Pferd?“ „Dafür hab ich einen Klumpen Gold, so groß als mein Kopf, gegeben.“ „Und das Gold?“ „Ei, das war mein Lohn für sieben Jahre Dienst.“ ::: „Ihr habt euch jederzeit zu helfen gewusst,“ sprach der Schleifer, „könnt ihrs nun dahin bringen, dass ihr das Geld in der Tasche springen hört, wenn ihr aufsteht, so habt ihr euer Glück gemacht.“ ::: „Wie soll ich das anfangen?“ sprach Hans „Ihr müsst ein Schleifer werden, wie ich; dazu gehört eigentlich nichts, als ein Wetzstein, das andere findet sich schon von selbst. Da hab ich einen, der ist zwar ein wenig schadhaft, dafür sollt ihr mir aber auch weiter nichts als eure Gans geben; wollt ihr das?“ ::: „Wie könnt ihr noch fragen,“ antwortete Hans, „ich werde ja zum glücklichsten Menschen auf Erden; habe ich Geld, so oft ich in die Tasche greife, was brauche ich da länger zu sorgen?“ reichte ihm die Gans hin, und nahm den Wetzstein in Empfang. ::: „Nun,“ sprach der Schleifer, und hob einen gewöhnlichen schweren Feldstein, der neben ihm lag, auf, „da habt ihr noch einen tüchtigen Stein dazu, auf dem sichs gut schlagen läßt, und ihr eure alten Nägel gerade klopfen könnt. Nehmt hin und hebt ihn ordentlich auf.“ ::: Hans lud den Stein auf und ging mit vergnügtem Herzen weiter; seine Augen leuchteten vor Freude, „ich muss in einer Glückshaut geboren sein,“ rief er aus, „alles was ich wünsche trifft mir ein, wie einem Sonntagskind.“ ::: Indessen, weil er seit Tagesanbruch auf den Beinen gewesen war, begann er müde zu werden; auch plagte ihn der Hunger, da er allen Vorrat auf einmal in der Freude über die erhandelte Kuh aufgezehrt hatte. Er konnte endlich nur mit Mühe weiter gehen und musste jeden Augenblick Halt machen; dabei drückten ihn die Steine ganz erbärmlich. ::: Da konnte er sich des Gedankens nicht erwehren, wie gut es wäre, wenn er sie gerade jetzt nicht zu tragen brauchte. ::: Wie eine Schnecke kam er zu einem Feldbrunnen geschlichen, wollte da ruhen und sich mit einem frischen Trunk laben: damit er aber die Steine im Niedersitzen nicht beschädigte, legte er sie bedächtig neben sich auf den Rand des Brunnens. ::: Darauf setzte er sich nieder und wollte sich zum Trinken bücken, da versah ers, stieß ein klein wenig an, und beide Steine plumpten hinab. ::: Hans, als er sie mit seinen Augen in die Tiefe hatte versinken sehen, sprang vor Freuden auf, kniete dann nieder und dankte Gott mit Tränen in den Augen dass er ihm auch diese Gnade noch erwiesen und ihn auf eine so gute Art und ohne dass er sich einen Vorwurf zu machen brauchte, von den schweren Steinen befreit hätte, die ihm allein noch hinderlich gewesen wären. ::: „So glücklich wie ich,“ rief er aus, „gibt es keinen Menschen unter der Sonne.“ Mit leichtem Herzen und frei von aller Last sprang er nun fort, bis er daheim bei seiner Mutter war
Das Pferd wäre auch durchgegangen, wenn es nicht ein Bauer aufgehalten hätte, der des Weges kam und eine Kuh vor sich hertrieb.
„Ei, ei,“ sprach Hans und strich sich die Haare über den Kopf, „wer hätte das gedacht! Es ist freilich gut, wenn man so ein Tier abschlachten kann, was gibts für Fleisch! Aber ich mache mir aus dem Kuhfleisch nicht viel, es ist mir nicht saftig genug. Ja, wer so ein junges Schwein hätte! Das schmeckt anders, dabei noch die Würste.“
Da ward es ihm ganz heiß, sodass ihm vor Durst die Zunge am Gaumen klebte. „Dem Ding ist zu helfen,“ dachte Hans, „jetzt will ich meine Kuh melken und mich an der Milch laben.“
Wie eine Schnecke kam er zu einem Feldbrunnen geschlichen, wollte da ruhen und sich mit einem frischen Trunk laben. Damit er aber die Steine im Niedersitzen nicht beschädigte, legte er sie bedächtig neben sich auf den Rand des Brunnens.
„Nun,“ sprach der Schleifer und hob einen gewöhnlichen schweren Feldstein, der neben ihm lag, auf, „da habt ihr noch einen tüchtigen Stein dazu, auf dem sichs gut schlagen lässt und ihr eure alten Nägel gerade klopfen könnt. Nehmt ihn und hebt ihn ordentlich auf.“
Glücklicherweise kam gerade ein Metzger des Weges, der auf einem Schubkarren ein junges Schwein liegen hatte. „Was sind das für Streiche!“ rief er und half dem guten Hans auf. Hans erzählte was vorgefallen war.
Ein rechter Schleifer ist ein Mann, der, so oft er in die Tasche greift, auch Geld darin findet. Aber wo habt ihr die schöne Gans gekauft?“
Darauf setzte er sich nieder und wollte sich zum Trinken bücken, da versah ers, stieß ein klein wenig an und beide Steine plumpten hinab.
„Ach,“ sprach Hans ganz laut, „was ist das Reiten ein schönes Ding! Da sitzt einer wie auf einem Stuhl, stößt sich an keinem Stein, spart die Schuh und kommt fort, er weiß nicht wie.“
Hans zog sein Tüchlein aus der Tasche, wickelte den Klumpen hinein, setzte ihn auf die Schulter und machte sich auf den Weg nach Haus. Wie er so dahinging und immer ein Bein vor das andere setzte, kam ihm ein Reiter in die Augen, der frisch und fröhlich auf einem munteren Pferd vorbeitrabte.
Da lob ich mir eure Kuh, da kann einer mit Gemächlichkeit hinterhergehen und hat obendrein seine Milch, Butter und Käse jeden Tag gewiss. Was gäbe ich darum, wenn ich so eine Kuh hätte!“
„Und das Pferd?“ „Dafür hab ich einen Klumpen Gold, so groß wie mein Kopf, gegeben.“ „Und das Gold?“ „Ei, das war mein Lohn für sieben Jahre Dienst.“
„Wenn ichs recht überlege,“ sprach er mit sich selbst, „habe ich noch Vorteil bei dem Tausch, erst den guten Braten, danach die Menge von Fett, die herausträufeln wird, das gibt Gänsefettbrot auf ein Vierteljahr und endlich die schönen weißen Federn, die lass ich mir in mein Kopfkissen stopfen und darauf will ich wohl ungewiegt einschlafen.
„Wie soll ich das anfangen?“ sprach Hans. „Ihr müsst ein Schleifer werden, wie ich. Dazu gehört eigentlich nichts, als ein Wetzstein, das andere findet sich schon von selbst. Da hab ich einen, der ist zwar ein wenig schadhaft, dafür sollt ihr mir aber auch weiter nichts als eure Gans geben, wollt ihr das?“
Der Reiter stieg ab, nahm das Gold und half dem Hans hinauf, gab ihm die Zügel fest in die Hände und sprach „Wenns nun recht geschwind soll gehen, so musst du mit der Zunge schnalzen und 'hopp hopp' rufen.“
„Ja,“ sprach Hans und wog sie mit der einen Hand, „die hat ihr Gewicht, aber mein Schwein ist auch keine Sau.“ Indessen sah sich der Bursch nach allen Seiten ganz bedenklich um, schüttelte auch wohl mit dem Kopf.
Der Herr antwortete „Du hast mir treu und ehrlich gedient, wie der Dienst war, so soll der Lohn sein,“ und gab ihm ein Stück Gold, das so groß wie Hansens Kopf war.
Und weil er sich ungeschickt dabei anstellte, so gab ihm das ungeduldige Tier endlich mit einem der Hinterfüße einen solchen Schlag vor den Kopf, dass er zu Boden taumelte und eine Zeit lang sich gar nicht besinnen konnte wo er war.
Da konnte er sich des Gedankens nicht erwehren, wie gut es wäre, wenn er sie gerade jetzt nicht zu tragen brauchte.
Er nahm also das Seil in die Hand und trieb das Schwein schnell auf einen Seitenweg fort. Der gute Hans aber ging, seiner Sorgen entledigt, mit der Gans unter dem Arme der Heimat zu.
„Nun,“ sprach der Bauer, „geschieht euch so ein großer Gefallen, so will ich euch wohl die Kuh für das Pferd vertauschen.“ Hans willigte mit tausend Freuden ein. Der Bauer schwang sich aufs Pferd und ritt eilig davon.
Was wird meine Mutter eine Freude haben!“ Als er durch das letzte Dorf gekommen war, stand da ein Scherenschleifer mit seinem Karren, sein Rad schnurrte und er sang dazu „Ich schleife die Schere und drehe geschwind und hänge mein Mäntelchen nach dem Wind.“
Der Metzger reichte ihm seine Flasche und sprach „Da trinkt einmal und erholt euch. Die Kuh will wohl keine Milch geben, das ist ein altes Tier, das höchstens noch zum Ziehen taugt oder zum Schlachten.“
Er band sie an einen dürren Baum und da er keinen Eimer hatte, so stellte er seine Ledermütze unter, aber wie er sich auch bemühte, es kam kein Tropfen Milch zum Vorschein.
Hans trieb seine Kuh ruhig vor sich her und bedachte den glücklichen Handel. „Hab ich nur ein Stück Brot und daran wird mirs doch nicht fehlen, so kann ich, so oft mirs beliebt, Butter und Käse dazu essen. Hab ich Durst, so melk ich meine Kuh und trinke Milch.
Hans lud den Stein auf und ging mit vergnügtem Herzen weiter, seine Augen leuchteten vor Freude, „Ich muss in einer Glückshaut geboren sein,“ rief er aus, „alles was ich wünsche trifft mir ein, wie einem Sonntagskind.“
Dann trieb er seine Kuh weiter, immer nach dem Dorfe seiner Mutter zu. Die Hitze ward drückender, je näher der Mittag kam und Hans befand sich in einer Heide, die wohl noch eine Stunde dauerte.
„Hört,“ fing er darauf an, „mit eurem Schweine mags nicht ganz richtig sein. In dem Dorfe, durch das ich gekommen bin, ist eben dem Schulzen eins aus dem Stall gestohlen worden.
„Hört, Hans,“ sprach da der Metzger, „euch zuliebe will ich tauschen und will euch das Schwein für die Kuh lassen.“
„Gott lohn euch eure Freundschaft“ sprach Hans, übergab ihm die Kuh, ließ sich das Schweinchen vom Karren losmachen und den Strick, woran es gebunden war, in die Hand geben.
Sie boten einander die Zeit und Hans fing an von seinem Glück zu erzählen und wie er immer so vorteilhaft getauscht hätte. Der Bursch erzählte ihm, dass er die Gans zu einem Kindtaufschmaus brächte.
Hans hatte sieben Jahre bei seinem Herrn gedient, da sprach er zu ihm „Herr, meine Zeit ist herum, nun wollte ich gerne wieder heim zu meiner Mutter, gebt mir meinen Lohn."
Hans suchte seine Glieder zusammen und machte sich wieder auf die Beine. Er war aber verdrießlich und sprach zu dem Bauer „Es ist ein schlechter Spaß, das Reiten, zumal, wenn man auf so eine Mähre gerät wie diese, die stößt und einen herabwirft, dass man den Hals brechen kann, ich setze mich nun und nimmermehr wieder auf.
„Die hab ich nicht gekauft, sondern für mein Schwein eingetauscht.“ „Und das Schwein?“ „Das hab ich für eine Kuh gekriegt.“ „Und die Kuh?“ „Die hab ich für ein Pferd bekommen.“
Ich fürchte, ich fürchte, ihr habts da in der Hand. Sie haben Leute ausgeschickt und es wäre ein schlimmer Handel, wenn sie euch mit dem Schwein erwischten. Das geringste ist, dass ihr ins finstere Loch gesteckt werdet.“
„Ihr habt euch jederzeit zu helfen gewusst,“ sprach der Schleifer, „könnt ihrs nun so weit bringen, dass ihr das Geld in der Tasche springen hört, wenn ihr aufsteht, so habt ihr euer Glück gemacht.“
Hans, als er sie mit seinen Augen in die Tiefe hatte versinken sehen, sprang vor Freuden auf, kniete dann nieder und dankte Gott mit Tränen in den Augen, dass er ihm auch diese Gnade noch erwiesen und ihn auf eine so gute Art und ohne dass er sich einen Vorwurf zu machen brauchte, von den schweren Steinen befreit hätte, die ihm allein noch hinderlich gewesen wären.
„Hebt einmal,“ fuhr er fort und packte sie bei den Flügeln, „wie schwer sie ist, die ist aber auch acht Wochen lang genudelt worden. Wer in den Braten beißt, muss sich das Fett von beiden Seiten abwischen.“
Hans blieb stehen und sah ihm zu. Endlich redete er ihn an und sprach „Euch gehts wohl, weil ihr so lustig bei eurem Schleifen seid.“ „Ja,“ antwortete der Scherenschleifer, „das Handwerk hat einen güldenen Boden.
Hans war seelenfroh, als er auf dem Pferde saß und so frank und frei dahinritt.
„So glücklich wie ich,“ rief er aus, „gibt es keinen Menschen unter der Sonne.“ Mit leichtem Herzen und frei von aller Last sprang er nun fort, bis er daheim bei seiner Mutter war.
Indessen, weil er seit Tagesanbruch auf den Beinen gewesen war, begann er müde zu werden. Auch plagte ihn der Hunger, da er allen Vorrat auf einmal in der Freude über die erhandelte Kuh aufgezehrt hatte. Er konnte endlich nur mit Mühe weitergehen und musste jeden Augenblick Halt machen. Dabei drückten ihn die Steine ganz erbärmlich.
Dem guten Hans ward bang, „Ach herrje,“ sprach er, „helft mir aus der Not, ihr wisst hier herum besser Bescheid, nehmt mein Schwein da und lasst mir eure Gans.“ „Ich muss schon etwas aufs Spiel setzen,“ antwortete der Bursche, „aber ich will doch nicht Schuld sein, dass ihr ins Unglück geratet.“
"Weißt du was,“ sagte der Reiter, „wir wollen tauschen. Ich gebe dir mein Pferd und du gibst mir deinen Klumpen.“ „Von Herzen gern,“ sprach Hans, „aber ich sage euch, ihr müsst damit ganz schön schleppen.“
Über ein Weilchen fiels ihm ein, es sollte noch schneller gehen und fing an mit der Zunge zu schnalzen und 'hopp hopp' zu rufen. Das Pferd setzte sich in starken Trab und ehe sichs Hans versah, war er abgeworfen und lag in einem Graben, der die Äcker von der Landstraße trennte.
Hans zog weiter und überdachte wie ihm doch alles nach Wunsch ginge, begegnete ihm ja eine Verdrießlichkeit, so würde sie doch gleich wieder gut gemacht. Es gesellte sich danach ein Bursch zu ihm, der trug eine schöne weiße Gans unter dem Arm.
„Wie könnt ihr noch fragen,“ antwortete Hans, „ich werde ja zum glücklichsten Menschen auf Erden. Habe ich Geld, so oft ich in die Tasche greife, was brauche ich da länger zu sorgen?“ reichte ihm die Gans hin und nahm den Wetzstein in Empfang.
Herz, was verlangst du mehr?“ Als er zu einem Wirtshaus kam, machte er Halt, aß in der großen Freude alles, was er bei sich hatte, sein Mittags- und Abendbrot, rein auf und ließ sich für seine letzten paar Heller ein halbes Glas Bier einschenken.
Der Reiter, der das gehört hatte, hielt an und rief „Ei, Hans, warum läufst du auch zu Fuß?“ „Ich muss ja wohl,“ antwortete er, „da habe ich einen Klumpen heimzutragen. Es ist zwar Gold, aber ich kann den Kopf dabei nicht grad halten, auch drückt mirs auf die Schulter.“
Es war einmal ein Mann und eine Frau, die wünschten sich schon lange vergeblich ein Kind, endlich machte sich die Frau Hoffnung der liebe Gott werde ihren Wunsch erfüllen. ::: Die Leute hatten in ihrem Hinterhaus ein kleines Fenster, daraus konnte man in einen prächtigen Garten sehen, der voll der schönsten Blumen und Kräuter stand; er war aber von einer hohen Mauer umgeben, und niemand wagte hinein zu gehen, weil er einer Zauberin gehörte, die große Macht hatte und von aller Welt gefürchtet ward. ::: Eines Tags stand die Frau an diesem Fenster und sah in den Garten hinab, da erblickte sie ein Beet, das mit den schönsten Rapunzeln bepflanzt war: und sie sahen so frisch und grün aus, dass sie lüstern ward und das größte Verlangen empfand von den Rapunzeln zu essen. ::: Das Verlangen nahm jeden Tag zu, und da sie wusste dass sie keine davon bekommen konnte, so fiel sie ganz ab, sah blass und elend aus. Da erschrak der Mann und fragte „was fehlt dir, liebe Frau?“ ::: „Ach,“ antwortete sie, „wenn ich keine Rapunzeln aus dem Garten hinter unserm Hause zu essen kriege, so sterbe ich.“ Der Mann, der sie lieb hatte, dachte „eh du deine Frau sterben lässt, holst du ihr von den Rapunzeln, es mag kosten was es wolle.“ ::: In der Abenddämmerung stieg er also über die Mauer in den Garten der Zauberin, stach in aller Eile eine Hand voll Rapunzeln und brachte sie seiner Frau. Sie machte sich sogleich Salat daraus und aß sie in voller Begierde auf. ::: Sie hatten ihr aber so gut, so gut geschmeckt, dass sie den andern Tag noch dreimal so viel Lust bekam. Sollte sie Ruhe haben, so musste der Mann noch einmal in den Garten steigen. ::: Er machte sich also in der Abenddämmerung wieder hinab, als er aber die Mauer herabgeklettert war, erschrak er gewaltig, denn er sah die Zauberin vor sich stehen. ::: „Wie kannst du es wagen,“ sprach sie mit zornigem Blick, „in meinen Garten zu steigen und wie ein Dieb mir meine Rapunzeln zu stehlen? Das soll dir schlecht bekommen.“ ::: „Ach,“ antwortete er, „lasst Gnade für Recht ergehen, ich habe mich nur aus Not dazu entschlossen: meine Frau hat eure Rapunzeln aus dem Fenster erblickt, und empfindet ein so großes Gelüsten, dass sie sterben würde, wenn sie nicht davon zu essen bekäme.“ ::: Da ließ die Zauberin in ihrem Zorne nach und sprach zu ihm „verhält es sich so, wie du sagst, so will ich dir gestatten Rapunzeln mitzunehmen so viel du willst, allein ich mache eine Bedingung: du musst mir das Kind geben, das deine Frau zur Welt bringen wird. Es soll ihm gut gehen, und ich will für es sorgen wie eine Mutter.“ ::: Der Mann sagte in der Angst alles zu, und als die Frau in Wochen kam, so erschien sogleich die Zauberin, gab dem Kinde den Namen Rapunzel und nahm es mit sich fort. ::: Rapunzel ward das schönste Kind unter der Sonne. Als es zwölf Jahre alt war, schloss es die Zauberin in einen Turm, der in einem Walde lag, und weder Treppe noch Türe hatte, nur ganz oben war ein kleines Fensterchen. ::: Wenn die Zauberin hinein wollte, so stellte sie sich unten hin, und rief „Rapunzel, Rapunzel, lass mir dein Haar herunter.“ Rapunzel hatte lange prächtige Haare, fein wie gesponnen Gold. ::: Wenn sie nun die Stimme der Zauberin vernahm, so band sie ihre Zöpfe los, wickelte sie oben um einen Fensterhaken, und dann fielen die Haare zwanzig Ellen tief herunter, und die Zauberin stieg daran hinauf. ::: Nach ein paar Jahren trug es sich zu, dass der Sohn des Königs durch den Wald ritt und an dem Turm vorüber kam. Da hörte er einen Gesang, der war so lieblich, dass er still hielt und horchte. ::: Das war Rapunzel, die in ihrer Einsamkeit sich die Zeit damit vertrieb, ihre süße Stimme erschallen zu lassen. Der Königssohn wollte zu ihr hinauf steigen und suchte nach einer Türe des Turms, aber es war keine zu finden. ::: Er ritt heim, doch der Gesang hatte ihm so sehr das Herz gerührt, dass er jeden Tag hinaus in den Wald ging und zuhörte. Als er einmal so hinter einem Baum stand, sah er dass eine Zauberin heran kam und hörte wie sie hinauf rief „Rapunzel, Rapunzel, lass dein Haar herunter.“ ::: Da ließ Rapunzel die Haarflechten herab, und die Zauberin stieg zu ihr hinauf. „Ist das die Leiter, auf welcher man hinauf kommt, so will ich auch einmal mein Glück versuchen.“ ::: Und den folgenden Tag, als es anfing dunkel zu werden, ging er zu dem Turme und rief „Rapunzel, Rapunzel, lass dein Haar herunter.“ Alsbald fielen die Haare herab und der Königssohn stieg hinauf. ::: Anfangs erschrak Rapunzel gewaltig als ein Mann zu ihr herein kam, wie ihre Augen noch nie einen erblickt hatten, doch der Königssohn fing an ganz freundlich mit ihr zu reden und erzählte ihr dass von ihrem Gesang sein Herz so sehr sei bewegt worden, dass es ihm keine Ruhe gelassen, und er sie selbst habe sehen müssen. ::: Da verlor Rapunzel ihre Angst, und als er sie fragte ob sie ihn zum Manne nehmen wollte, und sie sah dass er jung und schön war, so dachte sie „der wird mich lieber haben als die alte Frau Gothel,“ und sagte ja und legte ihre Hand in seine Hand. ::: Sie sprach „ich will gerne mit dir gehen, aber ich weiß nicht wie ich herab kommen kann. Wenn du kommst, so bring jedesmal einen Strang Seide mit, daraus will ich eine Leiter flechten und wenn die fertig ist, so steige ich herunter und du nimmst mich auf dein Pferd.“ ::: Sie verabredeten dass er bis dahin alle Abend zu ihr kommen sollte, denn bei Tag kam die Alte. Die Zauberin merkte auch nichts davon, bis einmal Rapunzel anfing und zu ihr sagte „sag sie mir doch, Frau Gothel, wie kommt es nur, sie wird mir viel schwerer heraufzuziehen, als der junge Königssohn, der ist in einem Augenblick bei mir.“ ::: „Ach du gottloses Kind,“ rief die Zauberin, „was muss ich von dir hören, ich dachte ich hätte dich von aller Welt geschieden, und du hast mich doch betrogen!“ In ihrem Zorne packte sie die schönen Haare der Rapunzel, schlug sie ein paar mal um ihre linke Hand, griff eine Schere mit der rechten, und ritsch, ratsch, waren sie abgeschnitten, und die schönen Flechten lagen auf der Erde. ::: Und sie war so unbarmherzig dass sie die arme Rapunzel in eine Wüstenei brachte, wo sie in großem Jammer und Elend leben musste. ::: Denselben Tag aber, wo sie Rapunzel verstoßen hatte, machte abends die Zauberin die abgeschnittenen Flechten oben am Fensterhaken fest, und als der Königssohn kam und rief „Rapunzel, Rapunzel, lass dein Haar herunter,“ so ließ sie die Haare hinab. ::: Der Königssohn stieg hinauf, aber er fand oben nicht seine liebste Rapunzel, sondern die Zauberin, die ihn mit bösen und giftigen Blicken ansah. ::: „Aha,“ rief sie höhnisch, „du willst die Frau Liebste holen, aber der schöne Vogel sitzt nicht mehr im Nest und singt nicht mehr, die Katze hat ihn geholt und wird dir auch noch die Augen auskratzen. Für dich ist Rapunzel verloren, du wirst sie nie wieder erblicken.“ ::: Der Königssohn geriet außer sich vor Schmerz, und in der Verzweiflung sprang er den Turm herab: das Leben brachte er davon, aber die Dornen, in die er fiel, zerstachen ihm die Augen. ::: Da irrte er blind im Walde umher, aß nichts als Wurzeln und Beeren, und tat nichts als jammern und weinen über den Verlust seiner liebsten Frau. ::: So wanderte er einige Jahre im Elend umher und geriet endlich in die Wüstenei, wo Rapunzel mit den Zwillingen, die sie geboren hatte, einem Knaben und Mädchen, kümmerlich lebte. ::: Er vernahm eine Stimme, und sie kam ihm so bekannt vor: da ging er darauf zu, und wie er heran kam, erkannte ihn Rapunzel und fiel ihm um den Hals und weinte. ::: Zwei von ihren Tränen aber benetzten seine Augen, da wurden sie wieder klar, und er konnte damit sehen wie sonst. Er führte sie in sein Reich, wo er mit Freude empfangen ward, und sie lebten noch lange glücklich und vergnügt.
Zwei von ihren Tränen aber benetzten seine Augen, da wurden sie wieder klar und er konnte damit sehen wie sonst. Er führte sie in sein Reich, wo er mit Freude empfangen ward und sie lebten noch lange glücklich und vergnügt.
Wenn die Zauberin hineinwollte, so stellte sie sich unten hin und rief „Rapunzel, Rapunzel, lass mir dein Haar herunter.“ Rapunzel hatte lange prächtige Haare, fein wie gesponnen Gold.
Wenn sie nun die Stimme der Zauberin vernahm, so band sie ihre Zöpfe los, wickelte sie oben um einen Fensterhaken und dann fielen die Haare zwanzig Ellen tief herunter und die Zauberin stieg daran hinauf.
Da ließ die Zauberin in ihrem Zorne nach und sprach zu ihm „Verhält es sich so, wie du sagst, so will ich dir gestatten Rapunzeln mitzunehmen so viel du willst, allein ich mache eine Bedingung: du musst mir das Kind geben, das deine Frau zur Welt bringen wird. Es soll ihm gut gehen und ich will für es sorgen wie eine Mutter.“
Der Mann sagte in der Angst alles zu und als die Frau in Wochen kam, so erschien sogleich die Zauberin, gab dem Kinde den Namen Rapunzel und nahm es mit sich fort.
Eines Tags stand die Frau an diesem Fenster und sah in den Garten hinab, da erblickte sie ein Beet, das mit den schönsten Rapunzeln bepflanzt war und sie sahen so frisch und grün aus, dass sie lüstern ward und das größte Verlangen empfand von den Rapunzeln zu essen.
Da irrte er blind im Walde umher, aß nichts als Wurzeln und Beeren und tat nichts als jammern und weinen über den Verlust seiner liebsten Frau.
Anfangs erschrack Rapunzel gewaltig als ein Mann zu ihr hereinkam, wie ihre Augen noch nie einen erblickt hatten, doch der Königssohn fing an ganz freundlich mit ihr zu reden und erzählte ihr, dass von ihrem Gesang sein Herz so sehr sei bewegt worden, dass es ihm keine Ruhe gelassen und er sie selbst habe sehen müssen.
„Ach,“ antwortete sie, „wenn ich keine Rapunzeln aus dem Garten hinter unserm Hause zu essen kriege, so sterbe ich.“ Der Mann, der sie lieb hatte, dachte „Eh du deine Frau sterben lässt, holst du ihr von den Rapunzeln, es mag kosten was es wolle.“
Es war einmal ein Mann und eine Frau, die wünschten sich schon lange vergeblich ein Kind, endlich machte sich die Frau Hoffnung ihr Wunsch würde erfüllt werden.
Da ließ Rapunzel die Haarflechten herab und die Zauberin stieg zu ihr hinauf. „Ist das die Leiter, auf welcher man hinaufkommt, so will ich auch einmal mein Glück versuchen.“
Er vernahm eine Stimme und sie kam ihm so bekannt vor. Da ging er darauf zu und wie er herankam, erkannte ihn Rapunzel und fiel ihm um den Hals und weinte.
Sie hatten ihr aber so gut, so gut geschmeckt, dass sie den andern Tag noch dreimal so viel Lust bekam. Sollte sie Ruhe haben, so musste der Mann noch einmal in den Garten steigen.
Nach ein paar Jahren trug es sich zu, dass der Sohn des Königs durch den Wald ritt und an dem Turm vorüberkam. Da hörte er einen Gesang, der war so lieblich, dass er still hielt und horchte.
„Ach du gottloses Kind,“ rief die Zauberin, „was muss ich von dir hören, ich dachte, ich hätte dich von aller Welt geschieden und du hast mich doch betrogen!“ In ihrem Zorne packte sie die schönen Haare der Rapunzel, schlug sie ein paarmal um ihre linke Hand, griff eine Schere mit der rechten und ritsch, ratsch, waren sie abgeschnitten und die schönen Flechten lagen auf der Erde.
Der Königssohn geriet außer sich vor Schmerz und in der Verzweiflung sprang er den Turm herab. Das Leben brachte er davon, aber die Dornen, in die er fiel, zerstachen ihm die Augen.
So wanderte er einige Jahre im Elend umher und geriet endlich in die Wüstenei, wo Rapunzel mit den Zwillingen, die sie geboren hatte, einem Knaben und Mädchen, kümmerlich lebte.
Das Verlangen nahm jeden Tag zu und da sie wusste, dass sie keine davon bekommen konnte, so fiel sie ganz ab, sah blass und elend aus. Da erschrack der Mann und fragte „Was fehlt dir, liebe Frau?“
Der Königssohn stieg hinauf, aber er fand oben nicht seine liebste Rapunzel, sondern die Zauberin, die ihn mit bösen und giftigen Blicken ansah.
Sie verabredeten, dass er bis dahin alle Abende zu ihr kommen sollte, denn bei Tag kam die Alte. Die Zauberin merkte auch nichts davon, bis einmal Rapunzel anfing und zu ihr sagte „ Sag mir doch, Frau Gothel, wie kommt es nur, du bist mir viel schwerer heraufzuziehen, als der junge Königssohn, der ist in einem Augenblick bei mir.“
„Wie kannst du es wagen,“ sprach sie mit zornigem Blick, „in meinen Garten zu steigen und wie ein Dieb mir meine Rapunzeln zu stehlen? Das soll dir schlecht bekommen.“
Er machte sich also in der Abenddämmerung wieder hinab, als er aber die Mauer herabgeklettert war, erschrack er gewaltig, denn er sah die Zauberin vor sich stehen.
In der Abenddämmerung stieg er also über die Mauer in den Garten der Zauberin, stach in aller Eile eine Hand voll Rapunzeln und brachte sie seiner Frau. Sie machte sich sogleich Salat daraus und aß sie in voller Begierde auf.
„Ach,“ antwortete er, „lasst Gnade für Recht ergehen, ich habe mich nur aus Not dazu entschlossen. Meine Frau hat eure Rapunzeln aus dem Fenster erblickt und empfindet ein so großes Gelüsten, dass sie sterben würde, wenn sie nicht davon zu essen bekäme.“
Er ritt heim, doch der Gesang hatte ihm so sehr das Herz gerührt, dass er jeden Tag hinaus in den Wald ging und zuhörte. Als er einmal so hinter einem Baum stand, sah er, dass eine Zauberin herankam und hörte, wie sie hinaufrief „Rapunzel, Rapunzel, lass dein Haar herunter.“
Die Leute hatten in ihrem Hinterhaus ein kleines Fenster, daraus konnte man in einen prächtigen Garten sehen, der voll der schönsten Blumen und Kräuter stand. Er war aber von einer hohen Mauer umgeben und niemand wagte hineinzugehen, weil er einer Zauberin gehörte, die große Macht hatte und von aller Welt gefürchtet ward.
„Aha,“ rief sie höhnisch, „du willst die Frau Liebste holen, aber der schöne Vogel sitzt nicht mehr im Nest und singt nicht mehr, die Katze hat ihn geholt und wird dir auch noch die Augen auskratzen. Für dich ist Rapunzel verloren, du wirst sie nie wieder erblicken.“
Und den folgenden Tag, als es anfing dunkel zu werden, ging er zu dem Turme und rief „Rapunzel, Rapunzel, lass dein Haar herunter.“ Alsbald fielen die Haare herab und der Königssohn stieg hinauf.
Da verlor Rapunzel ihre Angst und als er sie fragte, ob sie ihn zum Manne nehmen wollte und sie sah, dass er jung und schön war, so dachte sie „Der wird mich lieber haben als die alte Frau Gothel,“ und sagte ja und legte ihre Hand in seine Hand.
Das war Rapunzel, die in ihrer Einsamkeit sich die Zeit damit vertrieb, ihre süße Stimme erschallen zu lassen. Der Königssohn wollte zu ihr hinaufsteigen und suchte nach einer Türe des Turms, aber es war keine zu finden.
Sie sprach „Ich will gerne mit dir gehen, aber ich weiß nicht, wie ich herabkommen kann. Wenn du kommst, so bring jedes Mal einen Strang Seide mit, daraus will ich eine Leiter flechten und wenn die fertig ist, so steige ich herunter und du nimmst mich auf dein Pferd.“
Denselben Tag aber, wo sie Rapunzel verstoßen hatte, machte abends die Zauberin die abgeschnittenen Flechten oben am Fensterhaken fest und als der Königssohn kam und rief „Rapunzel, Rapunzel, lass dein Haar herunter,“ so ließ sie die Haare hinab.
Und sie war so unbarmherzig, dass sie die arme Rapunzel in eine Wüstenei brachte, wo sie in großem Jammer und Elend leben musste.
Rapunzel ward das schönste Kind unter der Sonne. Als es zwölf Jahre alt war, schloss es die Zauberin in einen Turm, der in einem Walde lag und weder Treppe noch Türe hatte, nur ganz oben war ein kleines Fensterchen.
Eine arme Wittwe, die lebte einsam in einem Hüttchen, und vor dem Hüttchen war ein Garten, darin standen zwei Rosenbäumchen, davon trug das eine weiße, das andere rote Rosen: und sie hatte zwei Kinder, die glichen den beiden Rosenbäumchen, und das eine hieß Schneeweißchen, das andere Rosenrot. ::: Sie waren aber so fromm und gut, so arbeitsam und unverdrossen, als je zwei Kinder auf der Welt gewesen sind: Schneeweißchen war nur stiller und sanfter als Rosenrot. ::: Rosenrot sprang lieber in den Wiesen und Feldern umher, suchte Blumen und fing Sommervögel: Schneeweißchen aber saß daheim bei der Mutter, half ihr im Hauswesen oder las ihr vor, wenn nichts zu tun war. ::: Die beiden Kinder hatten einander so lieb, dass sie sich immer an den Händen fassten, so oft sie zusammen ausgingen: und wenn Schneeweißchen sagte „wir wollen uns nicht verlassen,“ so antwortete Rosenrot „so lange wir leben nicht,“ und die Mutter setzte hinzu „was das eine hat solls mit dem andern teilen.“ ::: Oft liefen sie im Walde allein umher und sammelten rote Beeren, aber kein Tier tat ihnen etwas zu leid, sondern sie kamen vertraulich herbei: das Häschen fraß ein Kohlblatt aus ihren Händen, das Reh graste an ihrer Seite, der Hirsch sprang ganz lustig vorbei und die Vögel blieben auf den Ästen sitzen und sangen was sie nur wussten. ::: Kein Unfall traf sie: wenn sie sich im Walde verspätet hatten und die Nacht sie überfiel, so legten sie sich nebeneinander auf das Moos und schliefen bis der Morgen kam, und die Mutter wusste das und hatte ihretwegen keine Sorge. ::: Einmal, als sie im Walde übernachtet hatten und das Morgenrot sie aufweckte, da sahen sie ein schönes Kind in einem weißen glänzenden Kleidchen neben ihrem Lager sitzen. ::: Es stand auf und blickte sie ganz freundlich an, sprach aber nichts und ging in den Wald hinein. Und als sie sich umsahen, so hatten sie ganz nahe bei einem Abgrunde geschlafen, und wären gewiss hinein gefallen, wenn sie in der Dunkelheit noch ein paar Schritte weiter gegangen wären. ::: Die Mutter aber sagte ihnen das müsste der Engel gewesen sein, der gute Kinder bewache. Schneeweißchen und Rosenrot hielten das Hüttchen der Mutter so reinlich, dass es eine Freude war hinein zu schauen. ::: Im Sommer besorgte Rosenrot das Haus und stellte der Mutter jeden Morgen, ehe sie aufwachte, einen Blumenstrauß vors Bett, darin war von jedem Bäumchen eine Rose. Im Winter zündete Schneeweißchen das Feuer an und hing den Kessel an den Feuerhaken, und der Kessel war von Messing, glänzte aber wie Gold, so rein war er gescheuert. ::: Abends, wenn die Flocken fielen, sagte die Mutter „geh, Schneeweißchen, und schieb den Riegel vor,“ und dann setzten sie sich an den Herd, und die Mutter nahm die Brille und las aus einem großen Buche vor, und die beiden Mädchen hörten zu, saßen und spannen; neben ihnen lag ein Lämmchen auf dem Boden, und hinter ihnen auf einer Stange saß ein weißes Täubchen und hatte seinen Kopf unter den Flügel gesteckt. ::: Eines Abends, als sie so vertraulich beisammen saßen, klopfte jemand an die Türe, als wollte er eingelassen sein. Die Mutter sprach „geschwind, Rosenrot, mach auf, es wird ein Wanderer sein, der Obdach sucht.“ ::: Rosenrot ging und schob den Riegel weg und dachte es wäre ein armer Mann, aber der war es nicht, es war ein Bär, der seinen dicken schwarzen Kopf zur Türe herein streckte. Rosenrot schrie laut und sprang zurück: das Lämmchen blöckte, das Täubchen flatterte auf und Schneeweißchen versteckte sich hinter der Mutter Bett. ::: Der Bär aber fing an zu sprechen und sagte „fürchtet euch nicht, ich tue euch nichts zu leid, ich bin halb erfroren und will mich nur ein wenig bei euch wärmen.“ ::: „Du armer Bär,“ sprach die Mutter, „leg dich ans Feuer, und gib nur acht dass dir dein Pelz nicht brennt.“ Dann rief sie „Schneeweißchen, Rosenrot, kommt hervor, der Bär tut euch nichts, er meints ehrlich.“ ::: Da kamen sie beide heran, und nach und nach näherten sich auch das Lämmchen und Täubchen und hatten keine Furcht vor ihm. ::: Der Bär sprach „ihr Kinder, klopft mir den Schnee ein wenig aus dem Pelzwerk,“ und sie holten den Besen und kehrten dem Bär das Fell rein: er aber streckte sich ans Feuer und brummte ganz vergnügt und behaglich. ::: Nicht lange, so wurden sie ganz vertraut und trieben Mutwillen mit dem unbeholfenen Gast. Sie zausten ihm das Fell mit den Händen, setzten ihre Füßchen auf seinen Rücken und wälzten ihn hin und her, oder sie nahmen eine Haselrute und schlugen auf ihn los, und wenn er brummte, so lachten sie. ::: Der Bär ließ sichs aber gerne gefallen, nur wenn sies gar zu arg machten, rief er „lasst mich am Leben, ihr Kinder: Schneeweißchen, Rosenrot, schlägst dir den Freier tot.“ ::: Als Schlafenszeit war und die andern zu Bett gingen, sagte die Mutter zu dem Bär „du kannst in Gottes Namen da am Herde liegen bleiben, so bist du vor der Kälte und dem bösen Wetter geschützt.“ Sobald der Tag graute, ließen ihn die beiden Kinder hinaus, und er trabte über den Schnee in den Wald hinein. ::: Von nun an kam der Bär jeden Abend zu der bestimmten Stunde, legte sich an den Herd und erlaubte den Kindern Kurzweil mit ihm zu treiben, so viel sie wollten; und sie waren so gewöhnt an ihn, dass die Türe nicht eher zugeriegelt ward, als bis der schwarze Gesell angelangt war. ::: Als das Frühjahr herangekommen und draußen alles grün war, sagte der Bär eines Morgens zu Schneeweißchen „nun muss ich fort und darf den ganzen Sommer nicht wieder kommen.“ „Wo gehst du denn hin, lieber Bär?“ fragte Schneeweißchen. ::: „Ich muss in den Wald und meine Schätze vor den bösen Zwergen hüten: im Winter, wenn die Erde hart gefroren ist, müssen sie wohl unten bleiben und können sich nicht durcharbeiten, aber jetzt, wenn die Sonne die Erde aufgetaut und erwärmt hat, da brechen sie durch, steigen herauf, suchen und stehlen; was einmal in ihren Händen ist und in ihren Höhlen liegt, das kommt so leicht nicht wieder an des Tages Licht.“ ::: Schneeweißchen war ganz traurig über den Abschied und als es ihm die Türe aufriegelte, und der Bär sich hinaus drängte, blieb er an dem Türhaken hängen und ein Stück seiner Haut riss auf, und da war es Schneeweißchen, als hätte es Gold durchschimmern gesehen: aber es war seiner Sache nicht gewiss. ::: Der Bär lief eilig fort und war bald hinter den Bäumen verschwunden. Nach einiger Zeit schickte die Mutter die Kinder in den Wald, Reisig zu sammeln. Da fanden sie draußen einen großen Baum, der lag gefällt auf dem Boden, und an dem Stamme sprang zwischen dem Gras etwas auf und ab, sie konnten aber nicht unterscheiden was es war. ::: Als sie näher kamen, sahen sie einen Zwerg mit einem alten verwelkten Gesicht und einem ellenlangen schneeweißen Bart. Das Ende des Bartes war in eine Spalte des Baums eingeklemmt, und der Kleine sprang hin und her wie ein Hündchen an einem Seil und wusste nicht wie er sich helfen sollte. ::: Er glotzte die Mädchen mit seinen roten feurigen Augen an und schrie „was steht ihr da! könnt ihr nicht herbei gehen und mir Beistand leisten?“ „Was hast du angefangen, kleines Männchen?“ fragte Rosenrot. ::: „Dumme neugierige Gans,“ antwortete der Zwerg, „den Baum habe ich mir spalten wollen, um kleines Holz in der Küche zu haben; bei den dicken Klötzen verbrennt gleich das bisschen Speise, das unser einer braucht, der nicht so viel hinunter schlingt als ihr, grobes, gieriges Volk. ::: Ich hatte den Keil schon glücklich hinein getrieben, und es wäre alles nach Wunsch gegangen, aber das verwünschte Holz war zu glatt und sprang unversehens heraus, und der Baum fuhr so geschwind zusammen, dass ich meinen schönen weißen Bart nicht mehr herausziehen konnte; nun steckt er drin, und ich kann nicht fort. Da lachen die albernen glatten Milchgesichter! pfui, was seid ihr garstig!“ ::: Die Kinder gaben sich alle Mühe, aber sie konnten den Bart nicht heraus ziehen, er steckte zu fest. „Ich will laufen und Leute herbei holen“ sagte Rosenrot. „Wahnsinnige Schafsköpfe,“ schnarrte der Zwerg, „wer wird gleich Leute herbeirufen, ihr seid mir schon um zwei zu viel; fällt euch nicht besseres ein?“ ::: „Sei nur nicht ungeduldig,“ sagte Schneeweißchen, „ich will schon Rat schaffen,“ holte seine Schere aus der Tasche und schnitt das Ende des Bartes ab. ::: Sobald der Zwerg sich frei fühlte, griff er nach einem Sack, der zwischen den Wurzeln des Baums steckte und mit Gold gefüllt war, hob ihn heraus und brummte vor sich hin „ungehobeltes Volk, schneidet mir ein Stück von meinem stolzen Barte ab! Lohn's euch der Kuckuck!“ ::: Damit schwang er seinen Sack auf den Rücken und ging fort ohne die Kinder nur noch einmal anzusehen. Einige Zeit danach wollten Schneeweißchen und Rosenrot ein Gericht Fische angeln. ::: Als sie nahe bei dem Bach waren, sahen sie dass etwas wie eine große Heuschrecke nach dem Wasser zu hüpfte, als wollte es hinein springen. Sie liefen heran und erkannten den Zwerg. ::: „Wo willst du hin?“ sagte Rosenrot, „du willst doch nicht ins Wasser?“ „Solch ein Narr bin ich nicht,“ schrie der Zwerg, „seht ihr nicht, der verwünschte Fisch will mich hinein ziehen?“ ::: Der Kleine hatte da gesessen und geangelt, und unglücklicher Weise hatte der Wind seinen Bart mit der Angelschnur verflochten: als gleich darauf ein großer Fisch anbiss, fehlten dem schwachen Geschöpf die Kräfte ihn herauszuziehen: der Fisch behielt die Oberhand und riss den Zwerg zu sich hin. ::: Zwar hielt er sich an allen Halmen und Binsen, aber das half nicht viel, er mußte den Bewegungen des Fisches folgen, und war in beständiger Gefahr ins Wasser gezogen zu werden. ::: Die Mädchen kamen zu rechter Zeit, hielten ihn fest und versuchten den Bart von der Schnur loszumachen, aber vergebens, Bart und Schnur waren fest in einander verwirrt. ::: Es blieb nichts übrig als die Schere hervor zu holen und den Bart abzuschneiden, wobei ein kleiner Teil desselben verloren ging. ::: Als der Zwerg das sah, schrie er sie an, „ist das Manier, ihr Lorche, einem das Gesicht zu schänden? nicht genug, dass ihr mir den Bart unten abgestutzt habt, jetzt schneidet ihr mir den besten Teil davon ab: ich darf mich vor den Meinigen gar nicht sehen lassen. Dass ihr laufen müsstet und die Schuhsohlen verloren hättet!“ ::: Dann holte er einen Sack Perlen, der im Schilfe lag, und ohne ein Wort weiter zu sagen, schleppte er ihn fort und verschwand hinter einem Stein. Es trug sich zu, dass bald hernach die Mutter die beiden Mädchen nach der Stadt schickte, Zwirn Nadeln Schnüre und Bänder einzukaufen. Der Weg führte sie über eine Heide, auf der hier und da mächtige Felsenstücke zerstreut lagen. ::: Da sahen sie einen großen Vogel in der Luft schweben, der langsam über ihnen kreiste, sich immer tiefer herab senkte und endlich nicht weit bei einem Felsen niederstieß. Gleich darauf hörten sie einen durchdringenden, jämmerlichen Schrei. ::: Sie liefen herzu und sahen mit Schrecken dass der Adler ihren alten Bekannten, den Zwerg, gepackt hatte und ihn forttragen wollte. Die mitleidigen Kinder hielten gleich das Männchen fest und zerrten sich so lange mit dem Adler herum, bis er seine Beute fahren ließ. ::: Als der Zwerg sich von dem ersten Schrecken erholt hatte, schrie er mit seiner kreischenden Stimme „konntet ihr nicht säuberlicher mit mir umgehen? gerissen habt ihr an meinem dünnen Röckchen dass es überall zerfetzt und durchlöchert ist, unbeholfenes und täppisches Gesindel, das ihr seid!“ Dann nahm er einen Sack mit Edelsteinen und schlüpfte wieder unter den Felsen in seine Höhle. ::: Die Mädchen waren an seinen Undank schon gewöhnt, setzten ihren Weg fort und verrichteten ihr Geschäft in der Stadt. ::: Als sie beim Heimweg wieder auf die Heide kamen, überraschten sie den Zwerg, der auf einem reinlichen Plätzchen seinen Sack mit Edelsteinen ausgeschüttet und nicht gedacht hatte dass so spät noch jemand daher kommen würde. ::: Die Abendsonne schien über die glänzenden Steine, sie schimmerten und leuchteten so prächtig in allen Farben, dass die Kinder stehenblieben und sie betrachteten. „Was steht ihr da und gafft!“ schrie der Zwerg, und sein aschgraues Gesicht ward zinnoberrot vor Zorn. ::: Er wollte mit seinen Scheltworten fortfahren, als sich ein lautes Brummen hören ließ und ein schwarzer Bär aus dem Walde herbei trabte. ::: Erschrocken sprang der Zwerg auf, aber er konnte nicht mehr zu seinem Schlupfwinkel gelangen, der Bär war schon in seiner Nähe. Da rief er in Herzensangst „lieber Herr Bär, verschont mich, ich will euch alle meine Schätze geben, sehet, die schönen Edelsteine, die da liegen. ::: Schenkt mir das Leben, was habt ihr an mir kleinen schmächtigen Kerl? Ihr spürt mich nicht zwischen den Zähnen: da, die beiden gottlosen Mädchen packt, das sind für euch zarte Bissen, fett wie junge Wachteln, die fresst in Gottes Namen.“ ::: Der Bär kümmerte sich um seine Worte nicht, gab dem boshaften Geschöpf einen einzigen Schlag mit der Tatze, und es regte sich nicht mehr. Die Mädchen waren fortgesprungen, aber der Bär rief ihnen nach „Schneeweißchen und Rosenrot, fürchtet euch nicht, wartet ich will mit euch gehen.“ ::: Da erkannten sie seine Stimme und blieben stehen, und als der Bär bei ihnen war, fiel plötzlich die Bärenhaut ab, und er stand da als ein schöner Mann, und war ganz in Gold gekleidet. „Ich bin eines Königs Sohn,“ sprach er, „und war von dem gottlosen Zwerg, der mir meine Schätze gestohlen hatte, verwünscht als ein wilder Bär in dem Walde zu laufen, bis ich durch seinen Tod erlöst würde. Jetzt hat er seine wohlverdiente Strafe empfangen.“ ::: Schneeweißchen ward mit ihm vermählt und Rosenrot mit seinem Bruder und sie teilten die großen Schätze mit einander, die der Zwerg in seine Höhle zusammen getragen hatte. ::: Die alte Mutter lebte noch lange Jahre ruhig und glücklich bei ihren Kindern. Die zwei Rosenbäumchen aber nahm sie mit, und sie standen vor ihrem Fenster und trugen jedes Jahr die schönsten Rosen, weiß und rot.
Der Bär kümmerte sich um seine Worte nicht, gab dem boshaften Geschöpf einen einzigen Schlag mit der Tatze und es regte sich nicht mehr. Die Mädchen waren fortgesprungen, aber der Bär rief ihnen nach „Schneeweißchen und Rosenrot, fürchtet euch nicht, wartet, ich will mit euch gehen.“
Die beiden Kinder hatten einander so lieb, dass sie sich immer an den Händen fassten, so oft sie zusammen ausgingen und wenn Schneeweißchen sagte „Wir wollen uns nicht verlassen,“ so antwortete Rosenrot „So lange wir leben nicht,“ und die Mutter setzte hinzu „Was das eine hat, solls mit dem andern teilen.“
Damit schwang er seinen Sack auf den Rücken und ging fort ohne die Kinder nur noch einmal anzusehen. Einige Zeit danach wollten Schneeweißchen und Rosenrot ein Gericht Fische angeln.
Der Bär sprach „Ihr Kinder, klopft mir den Schnee ein wenig aus dem Pelzwerk,“ und sie holten den Besen und kehrten dem Bär das Fell rein. Er aber streckte sich ans Feuer und brummte ganz vergnügt und behaglich.
Die Mädchen kamen zu rechter Zeit, hielten ihn fest und versuchten den Bart von der Schnur loszumachen, aber vergebens, Bart und Schnur waren fest ineinander verwirrt.
Die alte Mutter lebte noch lange Jahre ruhig und glücklich bei ihren Kindern. Die zwei Rosenbäumchen aber nahm sie mit und sie standen vor ihrem Fenster und trugen jedes Jahr die schönsten Rosen, weiß und rot.
Der Bär ließ sichs aber gerne gefallen, nur wenn sies gar zu arg machten, rief er „Lasst mich am Leben, ihr Kinder."
Die Mädchen waren an seinen Undank schon gewöhnt, setzten ihren Weg fort und verrichteten ihr Geschäft in der Stadt.
Ich hatte den Keil schon glücklich hineingetrieben und es wäre alles nach Wunsch gegangen, aber das verwünschte Holz war zu glatt und sprang unversehens heraus und der Baum fuhr so geschwind zusammen, dass ich meinen schönen weißen Bart nicht mehr herausziehen konnte. Nun steckt er drin und ich kann nicht fort. Da lachen die albernen glatten Milchgesichter! Pfui, was seid ihr garstig!“
Als sie beim Heimweg wieder auf die Heide kamen, überraschten sie den Zwerg, der auf einem reinlichen Plätzchen seinen Sack mit Edelsteinen ausgeschüttet und nicht gedacht hatte, dass so spät noch jemand daherkommen würde.
„Du armer Bär,“ sprach die Mutter, „leg dich ans Feuer und gib nur acht, dass dir dein Pelz nicht brennt.“ Dann rief sie „Schneeweißchen, Rosenrot, kommt hervor, der Bär tut euch nichts, er meints ehrlich.“
Als sie näher kamen, sahen sie einen Zwerg mit einem alten verwelkten Gesicht und einem ellenlangen schneeweißen Bart. Das Ende des Bartes war in eine Spalte des Baums eingeklemmt und der Kleine sprang hin und her wie ein Hündchen an einem Seil und wusste nicht wie er sich helfen sollte.
Rosenrot ging und schob den Riegel weg und dachte es wäre ein armer Mann, aber der war es nicht. Es war ein Bär, der seinen dicken schwarzen Kopf zur Türe hereinstreckte. Rosenrot schrie laut und sprang zurück, das Lämmchen blökte, das Täubchen flatterte auf und Schneeweißchen versteckte sich hinter dem Bett der Mutter.
Als der Zwerg das sah, schrie er sie an, „Ist das Manier, ihr Lorche, einem das Gesicht zu schänden? Nicht genug, dass ihr mir den Bart unten abgestutzt habt, jetzt schneidet ihr mir den besten Teil davon ab. Ich darf mich vor den Meinigen gar nicht sehen lassen. Dass ihr laufen müsstet und die Schuhsohlen verloren hättet!“
Im Sommer besorgte Rosenrot das Haus und stellte der Mutter jeden Morgen, ehe sie aufwachte, einen Blumenstrauß vors Bett. Darin war von jedem Bäumchen eine Rose. Im Winter zündete Schneeweißchen das Feuer an und hing den Kessel an den Feuerhaken und der Kessel war von Messing, glänzte aber wie Gold, so rein war er gescheuert.
Zwar hielt er sich an allen Halmen und Binsen, aber das half nicht viel, er musste den Bewegungen des Fisches folgen und war in beständiger Gefahr ins Wasser gezogen zu werden.
Sie liefen herzu und sahen mit Schrecken, dass der Adler ihren alten Bekannten, den Zwerg, gepackt hatte und ihn forttragen wollte. Die mitleidigen Kinder hielten gleich das Männchen fest und zerrten sich so lange mit dem Adler herum, bis er seine Beute fahren ließ.
Der Bär lief eilig fort und war bald hinter den Bäumen verschwunden. Nach einiger Zeit schickte die Mutter die Kinder in den Wald, Reisig zu sammeln. Da fanden sie draußen einen großen Baum, der lag gefällt auf dem Boden und an dem Stamme sprang zwischen dem Gras etwas auf und ab, sie konnten aber nicht unterscheiden was es war.
Kein Unfall traf sie. Wenn sie sich im Walde verspätet hatten und die Nacht sie überfiel, so legten sie sich nebeneinander auf das Moos und schliefen bis der Morgen kam und die Mutter wusste das und hatte ihretwegen keine Sorge.
Die Mutter aber sagte ihnen, das müsste der Engel gewesen sein, der gute Kinder bewache. Schneeweißchen und Rosenrot hielten das Hüttchen der Mutter so reinlich, dass es eine Freude war hineinzuschauen.
Es stand auf und blickte sie ganz freundlich an, sprach aber nichts und ging in den Wald hinein. Und als sie sich umsahen, so hatten sie ganz nahe bei einem Abgrund geschlafen und wären gewiss hineingefallen, wenn sie in der Dunkelheit noch ein paar Schritte weitergegangen wären.
„Ich muss in den Wald und meine Schätze vor den bösen Zwergen hüten. Im Winter, wenn die Erde hartgefroren ist, müssen sie wohl unten bleiben und können sich nicht durcharbeiten, aber jetzt, wenn die Sonne die Erde aufgetaut und erwärmt hat, da brechen sie durch, steigen herauf, suchen und stehlen. Was einmal in ihren Händen ist und in ihren Höhlen liegt, das kommt so leicht nicht wieder an des Tageslicht.“
Als das Frühjahr herangekommen und draußen alles grün war, sagte der Bär eines Morgens zu Schneeweißchen „Nun muss ich fort und darf den ganzen Sommer nicht wiederkommen.“ „Wo gehst du denn hin, lieber Bär?“ fragte Schneeweißchen.
Dann holte er einen Sack Perlen, der im Schilfe lag und ohne ein Wort weiter zu sagen, schleppte er ihn fort und verschwand hinter einem Stein. Es trug sich zu, dass bald hernach die Mutter die beiden Mädchen nach der Stadt schickte, Zwirn, Nadeln, Schnüre und Bänder einzukaufen. Der Weg führte sie über eine Heide, auf der hier und da mächtige Felsenstücke zerstreut lagen.
Er glotzte die Mädchen mit seinen roten feurigen Augen an und schrie „Was steht ihr da! Könnt ihr nicht herbeigehen und mir Beistand leisten?“ „Was hast du angefangen, kleines Männchen?“ fragte Rosenrot.
Der Kleine hatte dagesessen und geangelt und unglücklicherweise hatte der Wind seinen Bart mit der Angelschnur verflochten. Als gleich darauf ein großer Fisch anbiss, fehlten dem schwachen Geschöpf die Kräfte ihn herauszuziehen. Der Fisch behielt die Oberhand und riss den Zwerg zu sich hin.
Einmal, als sie im Walde übernachtet hatten und das Morgenrot sie aufweckte, da sahen sie ein schönes Kind in einem weißen glänzenden Kleidchen neben ihrem Lager sitzen.
Eine arme Witwe, die lebte einsam in einem Hüttchen und vor dem Hüttchen war ein Garten, darin standen zwei Rosenbäumchen. Davon trug das eine weiße, das andere rote Rosen. Und sie hatte zwei Kinder, die glichen den beiden Rosenbäumchen, das eine hieß Schneeweißchen, das andere Rosenrot.
Es blieb nichts übrig als die Schere hervorzuholen und den Bart abzuschneiden, wobei ein kleiner Teil desselben verloren ging.
Die Kinder gaben sich alle Mühe, aber sie konnten den Bart nicht herausziehen, er steckte zu fest. „Ich will laufen und Leute herbeiholen“ sagte Rosenrot. „Wahnsinnige Schafsköpfe,“ schnarrte der Zwerg, „wer wird gleich Leute herbeirufen, ihr seid mir schon um zwei zu viel, fällt euch nicht besseres ein?“
Als sie nahe bei dem Bach waren, sahen sie, dass etwas wie eine große Heuschrecke auf das Wasser zu hüpfte, als wollte es hineinspringen. Sie liefen heran und erkannten den Zwerg.
Er wollte mit seinen Scheltworten fortfahren, als sich ein lautes Brummen hören ließ und ein schwarzer Bär aus dem Walde herbeitrabte.
Sobald der Zwerg sich frei fühlte, griff er nach einem Sack, der zwischen den Wurzeln des Baums steckte und mit Gold gefüllt war, hob ihn heraus und brummte vor sich hin „Ungehobeltes Volk, schneidet mir ein Stück von meinem stolzen Barte ab! Soll euch der Kuckuck holen!“
Abends, wenn die Flocken fielen, sagte die Mutter „Geh, Schneeweißchen und schieb den Riegel vor,“ und dann setzten sie sich an den Herd und die Mutter nahm die Brille und las aus einem großen Buch vor und die beiden Mädchen hörten zu, saßen und spannen. Neben ihnen lag ein Lämmchen auf dem Boden und hinter ihnen auf einer Stange saß ein weißes Täubchen und hatte seinen Kopf unter den Flügel gesteckt.
Als der Zwerg sich von dem ersten Schrecken erholt hatte, schrie er mit seiner kreischenden Stimme „Konntet ihr nicht säuberlicher mit mir umgehen? Gerissen habt ihr an meinem dünnen Röckchen, dass es überall zerfetzt und durchlöchert ist, unbeholfenes und täppisches Gesindel, das ihr seid!“ Dann nahm er einen Sack mit Edelsteinen und schlüpfte wieder unter den Felsen in seine Höhle.
Nicht lange, so wurden sie ganz vertraut und trieben Mutwillen mit dem unbeholfenen Gast. Sie zausten ihm das Fell mit den Händen, setzten ihre Füßchen auf seinen Rücken und wälzten ihn hin und her oder sie nahmen eine Haselrute und schlugen auf ihn los und wenn er brummte, so lachten sie.
Da kamen sie beide heran und nach und nach näherten sich auch das Lämmchen und Täubchen und hatten keine Furcht vor ihm.
„Wo willst du hin?“ sagte Rosenrot, „Du willst doch nicht ins Wasser?“ „Solch ein Narr bin ich nicht,“ schrie der Zwerg, „seht ihr nicht, der verwünschte Fisch will mich hineinziehen?“
Da sahen sie einen großen Vogel in der Luft schweben, der langsam über ihnen kreiste, sich immer tiefer herabsenkte und endlich, nicht weit bei einem Felsen, niederstieß. Gleich darauf hörten sie einen durchdringenden, jämmerlichen Schrei.
Oft liefen sie im Walde allein umher und sammelten rote Beeren, aber kein Tier tat ihnen etwas zu leid, sondern sie kamen vertraulich herbei. Das Häschen fraß ein Kohlblatt aus ihren Händen, das Reh graste an ihrer Seite, der Hirsch sprang ganz lustig vorbei und die Vögel blieben auf den Ästen sitzen und sangen was sie nur wussten.
Von nun an kam der Bär jeden Abend zu der bestimmten Stunde, legte sich an den Herd und erlaubte den Kindern Unfug mit ihm zu treiben, so viel sie wollten und sie waren so gewöhnt an ihn, dass die Tür nicht eher zugeriegelt ward, als bis der schwarze Gesell angelangt war.
Sie waren so fromm und gut, so fleißig und unverdrossen, als je zwei Kinder auf der Welt gewesen sind. Schneeweißchen war nur stiller und sanfter als Rosenrot.
Der Bär aber fing an zu sprechen und sagte „Fürchtet euch nicht, ich tue euch nichts zu leid, ich bin halb erfroren und will mich nur ein wenig bei euch wärmen.“
Rosenrot sprang lieber in den Wiesen und Feldern umher, suchte Blumen und fing Sommervögel. Schneeweißchen aber saß daheim bei der Mutter, half ihr im Hauswesen oder las ihr vor, wenn nichts zu tun war.
„Sei nur nicht ungeduldig,“ sagte Schneeweißchen, „ich will schon Rat schaffen,“ holte seine Schere aus der Tasche und schnitt das Ende des Bartes ab.
Schenkt mir das Leben, was habt ihr an mir kleinen schmächtigen Kerl? Ihr spürt mich nicht zwischen den Zähnen. Da, die beiden gottlosen Mädchen packt, das sind für euch zarte Bissen, fett wie junge Wachteln, die fresst in Gottes Namen.“
Die Abendsonne schien über die glänzenden Steine, sie schimmerten und leuchteten so prächtig in allen Farben, dass die Kinder stehen blieben und sie betrachteten. „Was steht ihr da und gafft!“ schrie der Zwerg und sein aschgraues Gesicht ward zinnoberrot vor Zorn.
Da erkannten sie seine Stimme und blieben stehen und als der Bär bei ihnen war, fiel plötzlich die Bärenhaut ab und er stand da als ein schöner Mann und war ganz in Gold gekleidet. „Ich bin eines Königs Sohn,“ sprach er, „und war von dem gottlosen Zwerg, der mir meine Schätze gestohlen hatte, verwünscht als ein wilder Bär in dem Walde zu laufen, bis ich durch seinen Tod erlöst würde. Jetzt hat er seine wohlverdiente Strafe empfangen.“
Eines Abends, als sie so vertraulich beisammensaßen, klopfte jemand an die Tür, als wollte er hereingelassen werden. Die Mutter sprach „Geschwind, Rosenrot, mach auf, es wird ein Wanderer sein, der Obdach sucht.“
Schneeweißchen ward mit ihm vermählt und Rosenrot mit seinem Bruder und sie teilten die großen Schätze miteinander, die der Zwerg in seine Höhle zusammengetragen hatte.
Schneeweißchen war ganz traurig über den Abschied und als es ihm die Türe aufriegelte und der Bär sich hinausdrängte, blieb er an dem Türhaken hängen und ein Stück seiner Haut riss auf und da war es Schneeweißchen, als hätte es Gold durchschimmern sehen, aber es war seiner Sache nicht gewiss.
Als Schlafenszeit war und die andern zu Bett gingen, sagte die Mutter zu dem Bär „Du kannst am Herde liegen bleiben, so bist du vor der Kälte und dem bösen Wetter geschützt.“ Sobald der Tag graute, ließen ihn die beiden Kinder hinaus und er trabte über den Schnee in den Wald hinein.
Erschrocken sprang der Zwerg auf, aber er konnte nicht mehr zu seinem Schlupfwinkel gelangen, der Bär war schon in seiner Nähe. Da rief er in Herzensangst „Lieber Herr Bär, verschont mich, ich will euch alle meine Schätze geben, sehet, die schönen Edelsteine, die da liegen.
„Dumme, neugierige Gans,“ antwortete der Zwerg, „den Baum habe ich mir spalten wollen, um kleines Holz in der Küche zu haben. Bei den dicken Klötzen verbrennt gleich das bisschen Speise, das unser einer braucht, der nicht so viel hinunterschlingt wie ihr, grobes, gieriges Volk.
Vor Zeiten war ein Schneider, der drei Söhne hatte und nur eine einzige Ziege. Aber die Ziege, weil sie alle zusammen mit ihrer Milch ernährte, musste ihr gutes Futter haben und täglich hinaus auf die Weide geführt werden. ::: Die Söhne taten das auch nach der Reihe. Einmal brachte sie der älteste auf den Kirchhof, wo die schönsten Kräuter standen, ließ sie da fressen und herumspringen. ::: Abends, als es Zeit war heim zu gehen, fragte er „Ziege, bist du satt?“ Die Ziege antwortete „ich bin so satt, ich mag kein Blatt: meh! meh!“ „So komm nach Haus“ sprach der Junge, fasste sie am Strickchen, führte sie in den Stall und band sie fest. ::: „Nun,“ sagte der alte Schneider, „hat die Ziege ihr gehöriges Futter?“ „O,“ antwortete der Sohn, „die ist so satt, sie mag kein Blatt.“ ::: Der Vater aber wollte sich selbst überzeugen, ging hinab in den Stall, streichelte das liebe Tier und fragte „Ziege, bist du auch satt?“ Die Ziege antwortete „wovon sollt ich satt sein? ich sprang nur über Gräbelein, und fand kein einzig Blättelein: meh! meh!“ ::: „Was muss ich hören!“ rief der Schneider, lief hinauf und sprach zu dem Jungen „ei, du Lügner, sagst die Ziege wäre satt, und hast sie hungern lassen?“ und in seinem Zorne nahm er die Elle von der Wand und jagte ihn mit Schlägen hinaus. ::: Am andern Tag war die Reihe am zweiten Sohn, der suchte an der Gartenhecke einen Platz aus, wo lauter gute Kräuter standen, und die Ziege fraß sie rein ab. Abends, als er heim wollte, fragte er „Ziege, bist du satt?“ ::: Die Ziege antwortete „ich bin so satt, ich mag kein Blatt: meh! meh!“ „So komm nach Haus,“ sprach der Junge, zog sie heim und band sie im Stalle fest. „Nun,“ sagte der alte Schneider, „hat die Ziege ihr gehöriges Futter?“ ::: „O,“ antwortete der Sohn, „die ist so satt, sie mag kein Blatt.“ Der Schneider wollte sich darauf nicht verlassen, ging hinab in den Stall und fragte „Ziege, bist du auch satt?“ ::: Die Ziege antwortete „wovon sollt ich satt sein? ich sprang nur über Gräbelein, und fand kein einzig Blättelein: meh! meh!“ „Der gottlose Bösewicht!“ schrie der Schneider, „so ein frommes Tier hungern zu lassen!“ lief hinauf, und schlug mit der Elle den Jungen zur Haustüre hinaus. ::: Die Reihe kam jetzt an den dritten Sohn, der wollte seine Sache gut machen, suchte Buschwerk mit dem schönsten Laube aus, und ließ die Ziege daran fressen. Abends, als er heim wollte, fragte er „Ziege, bist du auch satt?“ ::: Die Ziege antwortete „ich bin so satt, ich mag kein Blatt: meh! meh!“ „So komm nach Haus,“ sagte der Junge, führte sie in den Stall und band sie fest. „Nun,“ sagte der alte Schneider, „hat die Ziege ihr gehöriges Futter?“ ::: „O,“ antwortete der Sohn, „die ist so satt, sie mag kein Blatt.“ Der Schneider traute nicht, ging hinab und fragte „Ziege, bist du auch satt?“ ::: Das boshafte Tier antwortete „wovon sollt ich satt sein? ich sprang nur über Gräbelein, und fand kein einzig Blättlein: meh! meh!“ ::: „O die Lügenbrut!“ rief der Schneider, „einer so gottlos und pflichtvergessen wie der andere! Ihr sollt mich nicht länger zum Narren haben!“ und vor Zorn ganz außer sich sprang er hinauf und gerbte dem armen Jungen mit der Elle den Rücken so gewaltig, dass er zum Haus hinaus sprang. ::: Der alte Schneider war nun mit seiner Ziege allein. Am andern Morgen ging er hinab in den Stall, liebkoste die Ziege und sprach „komm, mein liebes Tierlein, ich will dich selbst zur Weide führen.“ ::: Er nahm sie am Strick und brachte sie zu grünen Hecken und unter Schafrippe und was sonst die Ziegen gerne fressen. „Da kannst du dich einmal nach Herzenslust sättigen“ sprach er zu ihr, und ließ sie weiden bis zum Abend. Da fragte er „Ziege, bist du satt?“ Sie antwortete „ich bin so satt, ich mag kein Blatt: meh! meh!“ ::: „So komm nach Haus“ sagte der Schneider, führte sie in den Stall und band sie fest. Als er wegging, kehrte er sich noch einmal um, und sagte „nun bist du doch einmal satt!“ ::: Aber die Ziege machte es ihm nicht besser und rief „wie sollt ich satt sein? ich sprang nur über Gräbelein, und fand kein einzig Blättlein: meh! meh!“ ::: Als der Schneider das hörte, stutzte er und sah wohl dass er seine drei Söhne ohne Ursache verstoßen hatte. „Wart,“ rief er, „du undankbares Geschöpf, dich fortzujagen ist noch zu wenig, ich will dich zeichnen dass du dich unter ehrbaren Schneidern nicht mehr darfst sehen lassen.“ ::: In einer Hast sprang er hinauf, holte sein Bartmesser, seifte der Ziege den Kopf ein, und schor sie so glatt wie seine flache Hand. ::: Und weil die Elle zu ehrenvoll gewesen wäre, holte er die Peitsche und versetzte ihr solche Hiebe, dass sie in gewaltigen Sprüngen davon lief. ::: Der Schneider, als er so ganz einsam in seinem Hause saß, verfiel in große Traurigkeit und hätte seine Söhne gerne wieder gehabt, aber niemand wusste wo sie hingeraten waren. ::: Der älteste war zu einem Schreiner in die Lehre gegangen, da lernte er fleißig und unverdrossen, und als seine Zeit herum war, dass er wandern sollte, schenkte ihm der Meister ein Tischchen, das gar kein besonderes Ansehen hatte und von gewöhnlichem Holz war: aber es hatte eine gute Eigenschaft. ::: Wenn man es hinstellte, und sprach „Tischchen, deck dich,“ so war das gute Tischchen auf einmal mit einem saubern Tüchlein bedeckt, und stand da ein Teller, und Messer und Gabel daneben, und Schüsseln mit Gesottenem und Gebratenem, so viel Platz hatten, und ein großes Glas mit rotem Wein leuchtete dass einem das Herz lachte. ::: Der junge Gesell dachte „damit hast du genug für dein Lebtag,“ zog guter Dinge in der Welt umher und bekümmerte sich gar nicht darum ob ein Wirtshaus gut oder schlecht und ob etwas darin zu finden war, oder nicht. ::: Wenn es ihm gefiel, so kehrte er gar nicht ein, sondern im Felde, im Wald, auf einer Wiese, wo er Lust hatte, nahm er sein Tischchen vom Rücken, stellte es vor sich und sprach „deck dich,“ so war alles da, was sein Herz begehrte. ::: Endlich kam es ihm in den Sinn, er wollte zu seinem Vater zurückkehren, sein Zorn würde sich gelegt haben, und mit dem Tischchen deck dich würde er ihn gerne wieder aufnehmen. ::: Es trug sich zu, dass er auf dem Heimweg abends in ein Wirtshaus kam, das mit Gästen angefüllt war: sie hießen ihn willkommen und luden ihn ein sich zu ihnen zu setzen und mit ihnen zu essen, sonst würde er schwerlich noch etwas bekommen. ::: „Nein,“ antwortete der Schreiner, „die paar Bissen will ich euch nicht vor dem Munde nehmen, lieber sollt ihr meine Gäste sein.“ ::: Sie lachten und meinten er triebe seinen Spaß mit ihnen. Er aber stellte sein hölzernes Tischchen mitten in die Stube und sprach „Tischchen, deck dich.“ Augenblicklich war es mit Speisen besetzt, so gut wie sie der Wirt nicht hätte herbeischaffen können, und wovon der Geruch den Gästen lieblich in die Nase stieg. ::: „Zugegriffen, liebe Freunde,“ sprach der Schreiner, und die Gäste, als sie sahen wie es gemeint war, ließen sich nicht zweimal bitten, rückten heran, zogen ihre Messer und griffen tapfer zu. ::: Und was sie am meisten verwunderte, wenn eine Schüssel leer geworden war, so stellte sich gleich von selbst eine volle an ihren Platz. Der Wirt stand in einer Ecke und sah dem Dinge zu; er wusste gar nicht was er sagen sollte, dachte aber „einen solchen Koch könntest du in deiner Wirtschaft wohl brauchen.“ ::: Der Schreiner und seine Gesellschaft waren lustig bis in die späte Nacht, endlich legten sie sich schlafen, und der junge Geselle ging auch zu Bett und stellte seinen Wünschtisch an die Wand. ::: Dem Wirte aber ließen seine Gedanken keine Ruhe, es fiel ihm ein dass in seiner Rumpelkammer ein altes Tischchen stand, das gerade so aussähe: das holte er ganz sachte herbei und vertauschte es mit dem Wünschtisch. ::: Am andern Morgen zahlte der Schreiner sein Schlafgeld, packte sein Tischchen auf, dachte gar nicht daran dass er ein falsches hätte und ging seiner Wege. ::: Zu Mittag kam er bei seinem Vater an, der ihn mit großer Freude empfing. „Nun, mein lieber Sohn, was hast du gelernt?“ sagte er zu ihm. ::: „Vater, ich bin ein Schreiner geworden.“ „Ein gutes Handwerk,“ erwiderte der Alte, „aber was hast du von deiner Wanderschaft mitgebracht?“ „Vater, das beste, was ich mitgebracht habe, ist das Tischchen.“ ::: Der Schneider betrachtete es von allen Seiten und sagte „daran hast du kein Meisterstück gemacht, das ist ein altes und schlechtes Tischchen.“ ::: „Aber es ist ein Tischchen deck dich,“ antwortete der Sohn, „wenn ich es hinstelle, und sage ihm es sollte sich decken, so stehen gleich die schönsten Gerichte darauf und ein Wein dabei, der das Herz erfreut. ::: Ladet nur alle Verwandte und Freunde ein, die sollen sich einmal laben und erquicken, denn das Tischchen macht sie alle satt.“ Als die Gesellschaft beisammen war, stellte er sein Tischchen mitten in die Stube und sprach „Tischchen, deck dich.“ ::: Aber das Tischchen regte sich nicht und blieb so leer wie ein anderer Tisch, der die Sprache nicht versteht. Da merkte der arme Geselle dass ihm das Tischchen vertauscht war, und schämte sich dass er wie ein Lügner da stand. ::: Die Verwandten aber lachten ihn aus, und mussten ungetrunken und ungegessen wieder heim wandern. Der Vater holte seine Lappen wieder herbei und schneiderte fort, der Sohn aber ging bei einem Meister in die Arbeit. ::: Der zweite Sohn war zu einem Müller gekommen und bei ihm in die Lehre gegangen. Als er seine Jahre herum hatte, sprach der Meister „weil du dich so wohl gehalten hast, so schenke ich dir einen Esel von einer besondern Art, er zieht nicht am Wagen und trägt auch keine Säcke.“ ::: „Wozu ist er denn nütze?“ fragte der junge Geselle. „Er speit Gold,“ antwortete der Müller, „wenn du ihn auf ein Tuch stellst und sprichst „Bricklebrit,“ so speit dir das gute Tier Goldstücke aus, hinten und vorn.“ ::: „Das ist eine schöne Sache,“ sprach der Geselle, dankte dem Meister und zog in die Welt. Wenn er Gold nötig hatte, brauchte er nur zu seinem Esel „Bricklebrit“ zu sagen, so regnete es Goldstücke, und er hatte weiter keine Mühe als sie von der Erde aufzuheben. ::: Wo er hinkam, war ihm das beste gut genug, und je teurer je lieber, denn er hatte immer einen vollen Beutel. Als er sich eine Zeit lang in der Welt umgesehen hatte, dachte er „du musst deinen Vater aufsuchen, wenn du mit dem Goldesel kommst, so wird er seinen Zorn vergessen und dich gut aufnehmen.“ ::: Es trug sich zu, dass er in dasselbe Wirtshaus geriet, in welchem seinem Bruder das Tischchen vertauscht war. ::: Er führte seinen Esel an der Hand, und der Wirt wollte ihm das Tier abnehmen und anbinden, der junge Geselle aber sprach „gebt euch keine Mühe, meinen Grauschimmel führe ich selbst in den Stall und binde ihn auch selbst an, denn ich muss wissen wo er steht.“ ::: Dem Wirt kam das wunderlich vor, und er meinte einer, der seinen Esel selbst besorgen müsste, hätte nicht viel zu verzehren: als aber der Fremde in die Tasche griff, zwei Goldstücke heraus holte und sagte er sollte nur etwas Gutes für ihn einkaufen, so machte er große Augen, lief und suchte das beste, das er auftreiben konnte. ::: Nach der Mahlzeit fragte der Gast was er schuldig wäre, der Wirt wollte die doppelte Kreide nicht sparen und sagte noch ein paar Goldstücke müsste er zulegen. ::: Der Geselle griff in die Tasche, aber sein Gold war eben zu Ende. „Wartet einen Augenblick, Herr Wirt,“ sprach er, „ich will nur gehen und Gold holen;“ nahm aber das Tischtuch mit. ::: Der Wirt wusste nicht was das heißen sollte, war neugierig, schlich ihm nach, und da der Gast die Stalltüre zuriegelte, so guckte er durch ein Astloch. ::: Der Fremde breitete unter dem Esel das Tuch aus, rief „Bricklebrit,“ und augenblicklich fing das Tier an Gold zu speien von hinten und vorn, dass es ordentlich auf die Erde herabregnete. „Ei der tausend,“ sagte der Wirt, „da sind die Münzen bald geprägt! So ein Geldbeutel ist nicht übel!“ ::: Der Gast bezahlte seine Rechnung und legte sich schlafen, der Wirt aber schlich in der Nacht herab in den Stall, führte den Münzmeister weg und band einen andern Esel an seine Stelle. ::: Den folgenden Morgen in der Frühe zog der Geselle mit seinem Esel ab und meinte er hätte seinen Goldesel. Mittags kam er bei seinem Vater an, der sich freute als er ihn wiedersah und ihn gerne aufnahm. ::: „Was ist aus dir geworden, mein Sohn?“ fragte der Alte. „Ein Müller, lieber Vater,“ antwortete er. „Was hast du von deiner Wanderschaft mitgebracht?“ „Weiter nichts als einen Esel.“ „Esel gibts hier genug,“ sagte der Vater, „da wäre mir doch eine gute Ziege lieber gewesen.“ ::: „Ja,“ antwortete der Sohn, „aber es ist kein gemeiner Esel, sondern ein Goldesel: wenn ich sage „Bricklebrit,“ so speit euch das gute Tier ein ganzes Tuch voll Goldstücke. Lasst nur alle Verwandte herbei rufen, ich mache sie alle zu reichen Leuten.“ ::: „Das lass ich mir gefallen,“ sagte der Schneider, „dann brauch ich mich mit der Nadel nicht weiter zu quälen,“ sprang selbst fort, und rief die Verwandten herbei. ::: Sobald sie beisammen waren, hieß sie der Müller Platz machen, breitete sein Tuch aus, und brachte den Esel in die Stube. „Jetzt gebt acht“ sagte er und rief „Bricklebrit,“ aber es waren keine Goldstücke was herabfiel, und es zeigte sich, dass das Tier nichts von der Kunst verstand, denn es bringts nicht jeder Esel so weit. ::: Da machte der arme Müller ein langes Gesicht, sah dass er betrogen war und bat die Verwandten um Verzeihung, die so arm heim gingen, als sie gekommen waren. ::: Es blieb nichts übrig, der Alte musste wieder nach der Nadel greifen, und der Junge sich bei einem Müller verdingen. ::: Der dritte Bruder war zu einem Drechsler in die Lehre gegangen, und weil es ein kunstreiches Handwerk ist, musste er am längsten lernen. Seine Brüder aber meldeten ihm in einem Briefe wie schlimm es ihnen ergangen wäre, und wie sie der Wirt noch am letzten Abende um ihre schönen Wünschdinge gebracht hätte. ::: Als der Drechsler nun ausgelernt hatte und wandern sollte, so schenkte ihm sein Meister, weil er sich so wohl gehalten, einen Sack, und sagte „es liegt ein Knüppel darin.“ ::: „Den Sack kann ich umhängen, und er kann mir gute Dienste leisten, aber was soll der Knüppel darin? der macht ihn nur schwer.“ ::: „Das will ich dir sagen,“ antwortete der Meister, „hat dir jemand etwas zu leid getan, so sprich nur „Knüppel, aus dem Sack,“ so springt dir der Knüppel heraus unter die Leute und tanzt ihnen so lustig auf dem Rücken herum, dass sie sich acht Tage lang nicht regen und bewegen können; und eher lässt er nicht ab als bis du sagst: „Knüppel, in den Sack.“ ::: Der Gesell dankte ihm, hing den Sack um, und wenn ihm jemand zu nahe kam und auf den Leib wollte, so sprach er „Knüppel, aus dem Sack,“ alsbald sprang der Knüppel heraus und klopfte einem nach dem andern den Rock oder Wams gleich auf dem Rücken aus, und wartete nicht erst bis er ihn ausgezogen hatte; und das ging so geschwind, daß eh sichs einer versah die Reihe schon an ihm war. ::: Der junge Drechsler langte zur Abendzeit in dem Wirtshaus an, wo seine Brüder waren betrogen worden. Er legte seinen Ranzen vor sich auf den Tisch und fing an zu erzählen was er alles merkwürdiges in der Welt gesehen habe. ::: „Ja,“ sagte er, „man findet wohl ein Tischchen deck dich, einen Goldesel und dergleichen: lauter gute Dinge, die ich nicht verachte, aber das ist alles nichts gegen den Schatz, den ich mir erworben habe und mit mir da in meinem Sack führe.“ ::: Der Wirt spitzte die Ohren: „was in aller Welt mag das sein?“ dachte er „der Sack ist wohl mit lauter Edelsteinen angefüllt; den sollte ich billig auch noch haben, denn aller guten Dinge sind drei.“ ::: Als Schlafenszeit war, streckte sich der Gast auf die Bank und legte seinen Sack als Kopfkissen unter. Der Wirt als er meinte der Gast läge in tiefem Schlaf, ging herbei, rückte und zog ganz sachte und vorsichtig an dem Sack, ob er ihn vielleicht wegziehen und einen andern unterlegen könnte. ::: Der Drechsler aber hatte schon lange darauf gewartet, wie nun der Wirt eben einen herzhaften Ruck tun wollte, rief er „Knüppel, aus dem Sack.“ Alsbald fuhr das Knüppelchen heraus, dem Wirt auf den Leib, und rieb ihm die Nähte dass es eine Art hatte. ::: Der Wirt schrie zum Erbarmen, aber je lauter er schrie, desto kräftiger schlug der Knüppel ihm den Takt dazu auf dem Rücken, bis er endlich erschöpft zur Erde fiel. ::: Da sprach der Drechsler „wo du das Tischchen deck dich und den Goldesel nicht wieder heraus gibst, so soll der Tanz von neuem angehen.“ ::: „Ach nein,“ rief der Wirt ganz kleinlaut, „ich gebe alles gerne wieder heraus, lasst nur den verwünschten Kobold wieder in den Sack kriechen.“ ::: Da sprach der Geselle „ich will Gnade für Recht ergehen lassen, aber hüte dich vor Schaden!“ dann rief er „Knüppel, in den Sack!“ und ließ ihn ruhen. ::: Der Drechsler zog am andern Morgen mit dem Tischchen deck dich und dem Goldesel heim zu seinem Vater. Der Schneider freute sich als er ihn wieder sah, und fragte auch ihn was er in der Fremde gelernt hätte. ::: „Lieber Vater,“ antwortete er, „ich bin ein Drechsler geworden.“ „Ein kunstreiches Handwerk,“ sagte der Vater, „was hast du von der Wanderschaft mitgebracht?“ „Ein kostbares Stück, lieber Vater,“ antwortete der Sohn, „einen Knüppel in dem Sack.“ ::: „Was!“ rief der Vater, „einen Knüppel! das ist der Mühe wert! den kannst du dir von jedem Baume abhauen.“ ::: „Aber einen solchen nicht, lieber Vater: sage ich „Knüppel, aus dem Sack,“ so springt der Knüppel heraus und macht mit dem, der es nicht gut mit mir meint, einen schlimmen Tanz, und lässt nicht eher nach als bis er auf der Erde liegt und um gut Wetter bittet. ::: Seht ihr, mit diesem Knüppel habe ich das Tischchen deck dich und den Goldesel wieder herbei geschafft, die der diebische Wirt meinen Brüdern abgenommen hatte. ::: Jetzt lasst sie beide rufen und ladet alle Verwandten ein, ich will sie speisen und tränken und will ihnen die Taschen noch mit Gold füllen.“ ::: Der alte Schneider wollte nicht recht trauen, brachte aber doch die Verwandten zusammen. Da deckte der Drechsler ein Tuch in die Stube, führte den Goldesel herein und sagte zu seinem Bruder „nun, lieber Bruder, sprich mit ihm.“ ::: Der Müller sagte „Bricklebrit,“ und augenblicklich sprangen die Goldstücke auf das Tuch herab, als käme ein Platzregen, und der Esel hörte nicht eher auf als bis alle so viel hatten, dass sie nicht mehr tragen konnten. ::: (Ich sehe dirs an, du wärst auch gerne dabei gewesen.) ::: Dann holte der Drechsler das Tischchen und sagte „lieber Bruder, nun sprich mit ihm.“ Und kaum hatte der Schreiner „Tischchen deck dich“ gesagt, so war es gedeckt und mit den schönsten Schüsseln reichlich besetzt. ::: Da ward eine Mahlzeit gehalten, wie der gute Schneider noch keine in seinem Hause erlebt hatte, und die ganze Verwandtschaft blieb beisammen bis in die Nacht, und waren alle lustig und vergnügt. ::: Der Schneider verschloss Nadel und Zwirn, Elle und Bügeleisen in einen Schrank, und lebte mit seinen drei Söhnen in Freude und Herrlichkeit. Wo ist aber die Ziege hingekommen, die Schuld war dass der Schneider seine drei Söhne fortjagte? Das will ich dir sagen. ::: Sie schämte sich dass sie einen kahlen Kopf hatte, lief in eine Fuchshöhle und verkroch sich hinein. Als der Fuchs nach Haus kam, funkelten ihm ein paar große Augen aus der Dunkelheit entgegen, dass er erschrak und wieder zurücklief. ::: Der Bär begegnete ihm, und da der Fuchs ganz verstört aussah, so sprach er „was ist dir, Bruder Fuchs, was machst du für ein Gesicht?“ „Ach,“ antwortete der Rothe, „ein grimmig Tier sitzt in meiner Höhle und hat mich mit feurigen Augen angeglotzt.“ ::: „Das wollen wir bald austreiben,“ sprach der Bär, ging mit zu der Höhle und schaute hinein; als er aber die feurigen Augen erblickte, wandelte ihn ebenfalls Furcht an: er wollte mit dem grimmigen Tiere nichts zu tun haben und nahm Reißaus. ::: Die Biene begegnete ihm, und da sie merkte dass es ihm in seiner Haut nicht wohl zu Mute war, sprach sie „Bär, du machst ja ein gewaltig verdrießlich Gesicht, wo ist deine Lustigkeit geblieben?“ ::: „Du hast gut reden,“ antwortete der Bär, „es sitzt ein grimmiges Tier mit Glotzaugen in dem Hause des Roten, und wir können es nicht herausjagen.“ ::: Die Biene sprach „du dauerst mich, Bär, ich bin ein armes schwaches Geschöpf, das ihr im Wege nicht anguckt, aber ich glaube doch dass ich euch helfen kann.“ ::: Sie flog in die Fuchshöhle, setzte sich der Ziege auf den glatten geschorenen Kopf, und stach sie so gewaltig, dass sie aufsprang, „meh! meh!“ schrie, und wie toll in die Welt hineinlief; und weiß niemand auf diese Stunde wo sie hingelaufen ist.
Ladet nur alle Verwandte und Freunde ein, die sollen sich einmal laben und erquicken, denn das Tischchen macht sie alle satt.“ Als die Gesellschaft beisammen war, stellte er sein Tischchen mitten in die Stube und sprach: „Tischchen, deck dich.“
„Ja,“ antwortete der Sohn, „aber es ist kein gemeiner Esel, sondern ein Goldesel. Wenn ich sage „Bricklebrit,“ so speit euch das gute Tier ein ganzes Tuch voll Goldstücke. Lasst nur alle Verwandte herbeirufen, ich mache sie alle zu reichen Leuten.“
„Aber es ist ein Tischchen deck dich,“ antwortete der Sohn, „wenn ich es hinstelle und sage ihm es sollte sich decken, so stehen gleich die schönsten Gerichte darauf und ein Wein dabei, der das Herz erfreut.
Der Gast bezahlte seine Rechnung und legte sich schlafen, der Wirt aber schlich in der Nacht herab in den Stall, führte den Münzmeister weg und band einen andern Esel an seine Stelle.
Der Wirt wusste nicht was das heißen sollte, war neugierig, schlich ihm nach und da der Gast die Stalltüre zuriegelte, so guckte er durch ein Astloch.
Am andern Tag war die Reihe am zweiten Sohn, der suchte an der Gartenhecke einen Platz aus, wo lauter gute Kräuter standen und die Ziege fraß sie rein ab. Abends, als er heim wollte, fragte er: „Ziege, bist du satt?“
Sobald sie beisammen waren, hieß sie der Müller Platz machen, breitete sein Tuch aus und brachte den Esel in die Stube. „Jetzt gebt acht“ sagte er und rief: „Bricklebrit,“ aber es waren keine Goldstücke was herabfiel und es zeigte sich, dass das Tier nichts von der Kunst verstand, denn es bringts nicht jeder Esel so weit.
Der Bär begegnete ihm und da der Fuchs ganz verstört aussah, so sprach er: „Was ist dir, Bruder Fuchs, was machst du für ein Gesicht?“ „Ach,“ antwortete der Rote, „ein grimmig Tier sitzt in meiner Höhle und hat mich mit feurigen Augen angeglotzt.“
Da ward eine Mahlzeit gehalten, wie der gute Schneider noch keine in seinem Hause erlebt hatte und die ganze Verwandtschaft blieb beisammen bis in die Nacht und waren alle lustig und vergnügt.
Der alte Schneider wollte nicht recht trauen, brachte aber doch die Verwandten zusammen. Da deckte der Drechsler ein Tuch in die Stube, führte den Goldesel herein und sagte zu seinem Bruder: „Nun, lieber Bruder, sprich mit ihm.“
„Was!“ rief der Vater, „Einen Knüppel! Das ist der Mühe nicht wert! Den kannst du dir von jedem Baume abhauen.“
Der Schneider verschloss Nadel und Zwirn, Elle und Bügeleisen in einen Schrank und lebte mit seinen drei Söhnen in Freude und Herrlichkeit. Wo ist aber die Ziege hingekommen, die Schuld war, dass der Schneider seine drei Söhne fortjagte? Das will ich dir sagen.
Und was sie am meisten verwunderte, wenn eine Schüssel leer geworden war, so stellte sich gleich von selbst eine volle an ihren Platz. Der Wirt stand in einer Ecke und sah dem Dinge zu. Er wusste gar nicht was er sagen sollte, dachte aber: „Einen solchen Koch könntest du in deiner Wirtschaft wohl brauchen.“
Der Wirt schrie zum Erbarmen, aber je lauter er schrie, desto kräftiger schlug der Knüppel ihm den Takt dazu auf dem Rücken, bis er endlich erschöpft zur Erde fiel.
„O,“ antwortete der Sohn, „die ist so satt, sie mag kein Blatt.“ Der Schneider wollte sich darauf nicht verlassen, ging hinab in den Stall und fragte: „Ziege, bist du auch satt?“
Der junge Drechsler langte zur Abendzeit in dem Wirtshaus an, wo seine Brüder waren betrogen worden. Er legte seinen Ranzen vor sich auf den Tisch und fing an zu erzählen was er alles merkwürdiges in der Welt gesehen habe.
„Das lass ich mir gefallen,“ sagte der Schneider, „dann brauch ich mich mit der Nadel nicht weiter zu quälen,“ sprang selbst fort und rief die Verwandten herbei.
Endlich kam es ihm in den Sinn, er wollte zu seinem Vater zurückkehren, sein Zorn würde sich gelegt haben und mit dem Tischchen deck dich würde er ihn gerne wieder aufnehmen.
„So komm nach Haus“ sagte der Schneider, führte sie in den Stall und band sie fest. Als er wegging, kehrte er sich noch einmal um und sagte: „Nun bist du doch einmal satt!“
Der dritte Bruder war zu einem Drechsler in die Lehre gegangen und weil es ein kunstreiches Handwerk ist, musste er am längsten lernen. Seine Brüder aber meldeten ihm in einem Briefe wie schlimm es ihnen ergangen wäre und wie sie der Wirt noch am letzten Abende um ihre schönen Wünschdinge gebracht hätte.
„Du hast gut reden,“ antwortete der Bär, „es sitzt ein grimmiges Tier mit Glotzaugen in dem Hause des Roten und wir können es nicht herausjagen.“
Als Schlafenszeit war, streckte sich der Gast auf die Bank und legte seinen Sack als Kopfkissen unter. Der Wirt, als er meinte der Gast läge in tiefem Schlaf, ging herbei, rückte und zog ganz sachte und vorsichtig an dem Sack, ob er ihn vielleicht wegziehen und einen andern unterlegen könnte.
Der Wirt spitzte die Ohren: „Was in aller Welt mag das sein?“ dachte er „Der Sack ist wohl mit lauter Edelsteinen angefüllt, den sollte ich billig auch noch haben, denn aller guten Dinge sind drei.“
Der zweite Sohn war zu einem Müller gekommen und bei ihm in die Lehre gegangen. Als er seine Jahre herum hatte, sprach der Meister: „Weil du dich so wohl gehalten hast, so schenke ich dir einen Esel von einer besondern Art, er zieht nicht am Wagen und trägt auch keine Säcke.“
Der Drechsler aber hatte schon lange darauf gewartet, wie nun der Wirt eben einen herzhaften Ruck tun wollte, rief er: „Knüppel, aus dem Sack.“ Alsbald fuhr das Knüppelchen heraus, dem Wirt auf den Leib und rieb ihm die Nähte, dass es eine Art hatte.
„Das wollen wir bald austreiben,“ sprach der Bär, ging mit zu der Höhle und schaute hinein. Als er aber die feurigen Augen erblickte, wandelte ihn ebenfalls Furcht an. Er wollte mit dem grimmigen Tiere nichts zu tun haben und nahm Reißaus.
Nach der Mahlzeit fragte der Gast was er schuldig wäre, der Wirt wollte die doppelte Kreide nicht sparen und sagte noch ein paar Goldstücke müsste er zulegen.
Die Ziege antwortete: „Ich bin so satt, ich mag kein Blatt. Meh! Meh!“ „So komm nach Haus,“ sprach der Junge, zog sie heim und band sie im Stalle fest. „Nun,“ sagte der alte Schneider, „hat die Ziege ihr gehöriges Futter?“
„Ja,“ sagte er, „man findet wohl ein Tischchen deck dich, einen Goldesel und dergleichen. Lauter gute Dinge, die ich nicht verachte, aber das ist alles nichts gegen den Schatz, den ich mir erworben habe und mit mir da in meinem Sack führe.“
Die Reihe kam jetzt an den dritten Sohn, der wollte seine Sache gut machen, suchte Buschwerk mit dem schönsten Laube aus und ließ die Ziege daran fressen. Abends, als er heim wollte, fragte er: „Ziege, bist du auch satt?“
„Das ist eine schöne Sache,“ sprach der Geselle, dankte dem Meister und zog in die Welt. Wenn er Gold nötig hatte, brauchte er nur zu seinem Esel „Bricklebrit“ zu sagen, so regnete es Goldstücke und er hatte weiter keine Mühe als sie von der Erde aufzuheben.
„Den Sack kann ich umhängen und er kann mir gute Dienste leisten, aber was soll der Knüppel darin? Der macht ihn nur schwer.“
Jetzt lasst sie beide rufen und ladet alle Verwandten ein, ich will sie speisen und tränken und will ihnen die Taschen noch mit Gold füllen.“
Abends, als es Zeit war heimzugehen, fragte er: „Ziege, bist du satt?“ Die Ziege antwortete: „Ich bin so satt, ich mag kein Blatt. Meh! Meh!“ „So komm nach Haus“ sprach der Junge, fasste sie am Strickchen, führte sie in den Stall und band sie fest.
Vor Zeiten war ein Schneider, der drei Söhne hatte und nur eine einzige Ziege. Aber die Ziege, weil sie alle zusammen mit ihrer Milch ernährte, musste ihr gutes Futter haben und täglich hinaus auf die Weide geführt werden.
Als der Drechsler nun ausgelernt hatte und wandern sollte, so schenkte ihm sein Meister, weil er sich so wohl gehalten, einen Sack und sagte: „Es liegt ein Knüppel darin.“
Sie lachten und meinten er triebe seinen Spaß mit ihnen. Er aber stellte sein hölzernes Tischchen mitten in die Stube und sprach: „Tischchen, deck dich.“ Augenblicklich war es mit Speisen besetzt, so gut wie sie der Wirt nicht hätte herbeischaffen können und wovon der Geruch den Gästen lieblich in die Nase stieg.
(Ich sehe dirs an, du wärst auch gerne dabei gewesen.)
Die Ziege antwortete: „Ich bin so satt, ich mag kein Blatt. Meh! Meh!“ „So komm nach Haus,“ sagte der Junge, führte sie in den Stall und band sie fest. „Nun,“ sagte der alte Schneider, „hat die Ziege ihr gehöriges Futter?“
Das boshafte Tier antwortete: „Wovon sollt ich satt sein? Ich sprang nur über Gräbelein und fand kein einzig Blättlein. Meh! Meh!“
„Nun,“ sagte der alte Schneider, „hat die Ziege ihr gehöriges Futter?“ „O,“ antwortete der Sohn, „die ist so satt, sie mag kein Blatt.“
Dem Wirte aber ließen seine Gedanken keine Ruhe, es fiel ihm ein, dass in seiner Rumpelkammer ein altes Tischchen stand, das gerade so aussähe. Das holte er ganz sachte herbei und vertauschte es mit dem Wünschtisch.
„Lieber Vater,“ antwortete er, „ich bin ein Drechsler geworden.“ „Ein kunstreiches Handwerk,“ sagte der Vater, „was hast du von der Wanderschaft mitgebracht?“ „Ein kostbares Stück, lieber Vater,“ antwortete der Sohn, „einen Knüppel in dem Sack.“
Seht ihr, mit diesem Knüppel habe ich das Tischchen deck dich und den Goldesel wieder herbeigeschafft, die der diebische Wirt meinen Brüdern abgenommen hatte.
„Ach nein,“ rief der Wirt ganz kleinlaut, „ich gebe alles gerne wieder heraus, lasst nur den verwünschten Kobold wieder in den Sack kriechen.“
„Aber einen solchen nicht, lieber Vater. Sage ich „Knüppel, aus dem Sack“ so springt der Knüppel heraus und macht mit dem, der es nicht gut mit mir meint, einen schlimmen Tanz und lässt nicht eher nach als bis er auf der Erde liegt und um gut Wetter bittet.
Da sprach der Drechsler: „Wo du das Tischchen deck dich und den Goldesel nicht wieder herausgibst, so soll der Tanz von neuem angehen.“
Aber die Ziege machte es ihm nicht besser und rief: „Wie sollt ich satt sein? Ich sprang nur über Gräbelein und fand kein einzig Blättlein. Meh! Meh!“
Der älteste war zu einem Schreiner in die Lehre gegangen, da lernte er fleißig und unverdrossen und als seine Zeit herum war, dass er wandern sollte, schenkte ihm der Meister ein Tischchen, das gar kein besonderes Ansehen hatte und von gewöhnlichem Holz war. Aber es hatte eine gute Eigenschaft.
Wenn es ihm gefiel, so kehrte er gar nicht ein, sondern im Felde, im Wald, auf einer Wiese, wo er Lust hatte, nahm er sein Tischchen vom Rücken, stellte es vor sich und sprach: „Deck dich,“ so war alles da, was sein Herz begehrte.
„Was muss ich hören!“ rief der Schneider, lief hinauf und sprach zu dem Jungen: „Ei, du Lügner, sagst die Ziege wäre satt und hast sie hungern lassen?“ und in seinem Zorne nahm er die Elle von der Wand und jagte ihn mit Schlägen hinaus.
Dann holte der Drechsler das Tischchen und sagte: „Lieber Bruder, nun sprich mit ihm.“ Und kaum hatte der Schreiner „Tischchen deck dich“ gesagt, so war es gedeckt und mit den schönsten Schüsseln reichlich besetzt.
Sie flog in die Fuchshöhle, setzte sich der Ziege auf den glatten geschorenen Kopf und stach sie so gewaltig, dass sie aufsprang, „Meh! Meh!“ schrie und wie toll in die Welt hineinlief und weiß niemand auf diese Stunde wo sie hingelaufen ist.
Den folgenden Morgen in der Frühe zog der Geselle mit seinem Esel ab und meinte er hätte seinen Goldesel. Mittags kam er bei seinem Vater an, der sich freute als er ihn wiedersah und ihn gerne aufnahm.
Der junge Gesell dachte: „Damit hast du genug für dein Lebtag,“ zog guter Dinge in der Welt umher und bekümmerte sich gar nicht darum, ob ein Wirtshaus gut oder schlecht und ob etwas darin zu finden war oder nicht.
Der Fremde breitete unter dem Esel das Tuch aus, rief: „Bricklebrit,“ und augenblicklich fing das Tier an Gold zu speien von hinten und vorn, dass es ordentlich auf die Erde herabregnete. „Ei der tausend,“ sagte der Wirt, „da sind die Münzen bald geprägt! So ein Geldbeutel ist nicht übel!“
Wo er hinkam, war ihm das Beste gut genug und je teurer je lieber, denn er hatte immer einen vollen Beutel. Als er sich eine Zeit lang in der Welt umgesehen hatte, dachte er: „Du musst deinen Vater aufsuchen, wenn du mit dem Goldesel kommst, so wird er seinen Zorn vergessen und dich gut aufnehmen.“
„Vater, ich bin ein Schreiner geworden.“ „Ein gutes Handwerk,“ erwiderte der Alte, „aber was hast du von deiner Wanderschaft mitgebracht?“ „Vater, das beste, was ich mitgebracht habe, ist das Tischchen.“
Sie schämte sich, dass sie einen kahlen Kopf hatte, lief in eine Fuchshöhle und verkroch sich hinein. Als der Fuchs nach Haus kam, funkelten ihm ein paar große Augen aus der Dunkelheit entgegen, dass er erschrak und wieder zurücklief.
Die Biene begegnete ihm und da sie merkte, dass es ihm in seiner Haut nicht wohl zu Mute war, sprach sie: „Bär, du machst ja ein gewaltig verdrießlich Gesicht, wo ist deine Lustigkeit geblieben?“
Zu Mittag kam er bei seinem Vater an, der ihn mit großer Freude empfing. „Nun, mein lieber Sohn, was hast du gelernt?“ sagte er zu ihm.
„Zugegriffen, liebe Freunde,“ sprach der Schreiner und die Gäste, als sie sahen wie es gemeint war, ließen sich nicht zweimal bitten, rückten heran, zogen ihre Messer und griffen tapfer zu.
Der Schneider betrachtete es von allen Seiten und sagte: „Daran hast du kein Meisterstück gemacht, das ist ein altes und schlechtes Tischchen.“
Die Söhne taten das auch nach der Reihe. Einmal brachte sie der älteste auf den Kirchhof, wo die schönsten Kräuter standen, ließ sie da fressen und herumspringen.
Der Gesell dankte ihm, hing den Sack um und wenn ihm jemand zu nahe kam und auf den Leib wollte, so sprach er: „Knüppel, aus dem Sack,“ alsbald sprang der Knüppel heraus und klopfte einem nach dem andern den Rock oder Wams gleich auf dem Rücken aus und wartete nicht erst bis er ihn ausgezogen hatte und das ging so geschwind, dass eh sichs einer versah die Reihe schon an ihm war.
Da machte der arme Müller ein langes Gesicht, sah dass er betrogen war und bat die Verwandten um Verzeihung, die so arm heimgingen, als sie gekommen waren.
„O,“ antwortete der Sohn, „die ist so satt, sie mag kein Blatt.“ Der Schneider traute nicht, ging hinab und fragte: „Ziege, bist du auch satt?“
Es trug sich zu, dass er auf dem Heimweg abends in ein Wirtshaus kam, das mit Gästen angefüllt war. Sie hießen ihn willkommen und luden ihn ein, sich zu ihnen zu setzen und mit ihnen zu essen, sonst würde er schwerlich noch etwas bekommen.
„Wozu ist er denn nütze?“ fragte der junge Geselle. „Er speit Gold,“ antwortete der Müller, „wenn du ihn auf ein Tuch stellst und sprichst „Bricklebrit,“ so speit dir das gute Tier Goldstücke aus, hinten und vorn.“
Der Schneider, als er so ganz einsam in seinem Hause saß, verfiel in große Traurigkeit und hätte seine Söhne gerne wiedergehabt, aber niemand wusste wo sie hingeraten waren.
„Nein,“ antwortete der Schreiner, „die paar Bissen will ich euch nicht vor dem Munde nehmen, lieber sollt ihr meine Gäste sein.“
Und weil die Elle zu ehrenvoll gewesen wäre, holte er die Peitsche und versetzte ihr solche Hiebe, dass sie in gewaltigen Sprüngen davonlief.
Der Müller sagte: „Bricklebrit,“ und augenblicklich sprangen die Goldstücke auf das Tuch herab, als käme ein Platzregen und der Esel hörte nicht eher auf als bis alle so viel hatten, dass sie nicht mehr tragen konnten.
„O die Lügenbrut!“ rief der Schneider, „Einer so gottlos und pflichtvergessen wie der andere! Ihr sollt mich nicht länger zum Narren haben!“ und vor Zorn ganz außer sich sprang er hinauf und gerbte dem armen Jungen mit der Elle den Rücken so gewaltig, dass er zum Haus hinaussprang.
Der alte Schneider war nun mit seiner Ziege allein. Am andern Morgen ging er hinab in den Stall, liebkoste die Ziege und sprach: „Komm, mein liebes Tierlein, ich will dich selbst zur Weide führen.“
Die Ziege antwortete: „Wovon sollt ich satt sein? Ich sprang nur über Gräbelein und fand kein einzig Blättelein. Meh! Meh!“ „Der gottlose Bösewicht!“ schrie der Schneider, „so ein frommes Tier hungern zu lassen!“ lief hinauf und schlug mit der Elle den Jungen zur Haustüre hinaus.
Da sprach der Geselle: „Ich will Gnade für Recht ergehen lassen, aber hüte dich vor Schaden!“ dann rief er: „Knüppel, in den Sack!“ und ließ ihn ruhen.
In einer Hast sprang er hinauf, holte sein Bartmesser, seifte der Ziege den Kopf ein und schor sie so glatt wie seine flache Hand.
Der Geselle griff in die Tasche, aber sein Gold war eben zu Ende. „Wartet einen Augenblick, Herr Wirt,“ sprach er, „ich will nur gehen und Gold holen“ nahm aber das Tischtuch mit.
Es blieb nichts übrig, der Alte musste wieder nach der Nadel greifen und der Junge sich bei einem Müller verdingen.
Dem Wirt kam das wunderlich vor und er meinte einer, der seinen Esel selbst besorgen müsste, hätte nicht viel zu verzehren. Als aber der Fremde in die Tasche griff, zwei Goldstücke herausholte und sagte, er sollte nur etwas Gutes für ihn einkaufen, so machte er große Augen, lief und suchte das Beste, das er auftreiben konnte.
Der Vater aber wollte sich selbst überzeugen, ging hinab in den Stall, streichelte das liebe Tier und fragte: „Ziege, bist du auch satt?“ Die Ziege antwortete: „Wovon sollt ich satt sein? Ich sprang nur über Gräbelein und fand kein einzig Blättelein. Meh! Meh!“
„Das will ich dir sagen,“ antwortete der Meister, „hat dir jemand etwas zu leid getan, so sprich nur „Knüppel, aus dem Sack,“ so springt dir der Knüppel heraus unter die Leute und tanzt ihnen so lustig auf dem Rücken herum, dass sie sich acht Tage lang nicht regen und bewegen können. Und eher lässt er nicht ab als bis du sagst: „Knüppel, in den Sack.“
Als der Schneider das hörte, stutzte er und sah wohl, dass er seine drei Söhne ohne Ursache verstoßen hatte. „Wart,“ rief er, „du undankbares Geschöpf, dich fortzujagen ist noch zu wenig, ich will dich zeichnen, dass du dich unter ehrbaren Schneidern nicht mehr darfst sehen lassen.“
Die Biene sprach: „Du dauerst mich, Bär, ich bin ein armes schwaches Geschöpf, das ihr im Wege nicht anguckt, aber ich glaube doch, dass ich euch helfen kann.“
Die Verwandten aber lachten ihn aus und mussten ungetrunken und ungegessen wieder heim wandern. Der Vater holte seine Lappen wieder herbei und schneiderte fort, der Sohn aber ging bei einem Meister in die Arbeit.
Der Drechsler zog am andern Morgen mit dem Tischchen deck dich und dem Goldesel heim zu seinem Vater. Der Schneider freute sich, als er ihn wiedersah und fragte auch ihn was er in der Fremde gelernt hätte.
Der Schreiner und seine Gesellschaft waren lustig bis in die späte Nacht, endlich legten sie sich schlafen und der junge Geselle ging auch zu Bett und stellte seinen Wünschtisch an die Wand.
Aber das Tischchen regte sich nicht und blieb so leer wie ein anderer Tisch, der die Sprache nicht versteht. Da merkte der arme Geselle, dass ihm das Tischchen vertauscht war und schämte sich, dass er wie ein Lügner dastand.
Es trug sich zu, dass er in dasselbe Wirtshaus geriet, in welchem seinem Bruder das Tischchen vertauscht war.
Wenn man es hinstellte und sprach: „Tischchen, deck dich,“ so war das gute Tischchen auf einmal mit einem saubern Tüchlein bedeckt und stand da ein Teller und Messer und Gabel daneben und Schüsseln mit Gesottenem und Gebratenem, so viel Platz hatten und ein großes Glas mit rotem Wein leuchtete, dass einem das Herz lachte.
„Was ist aus dir geworden, mein Sohn?“ fragte der Alte. „Ein Müller, lieber Vater,“ antwortete er. „Was hast du von deiner Wanderschaft mitgebracht?“ „Weiter nichts als einen Esel.“ „Esel gibts hier genug,“ sagte der Vater, „da wäre mir doch eine gute Ziege lieber gewesen.“
Am andern Morgen zahlte der Schreiner sein Schlafgeld, packte sein Tischchen auf, dachte gar nicht daran, dass er ein falsches hätte und ging seiner Wege.
Er nahm sie am Strick und brachte sie zu grünen Hecken und unter Schafrippe und was sonst die Ziegen gerne fressen. „Da kannst du dich einmal nach Herzenslust sättigen“ sprach er zu ihr und ließ sie weiden bis zum Abend. Da fragte er: „Ziege, bist du satt?“ Sie antwortete: „Ich bin so satt, ich mag kein Blatt. Meh! Meh!“
Er führte seinen Esel an der Hand und der Wirt wollte ihm das Tier abnehmen und anbinden, der junge Geselle aber sprach: „Gebt euch keine Mühe, meinen Grauschimmel führe ich selbst in den Stall und binde ihn auch selbst an, denn ich muss wissen wo er steht.“
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