Die tapfere Schneiderin
8351
8350
An
einem
Sommermorgen
saß
eine
Schneiderin
auf
ihrem
Tisch
am
Fenster
,
war
guter
Dinge
und
nähte
aus
Leibeskräften
.
:::
Da
kam
eine
Bauersfrau
die
Straße
herab
und
rief
„
gut
Mus
feil
!
gut
Mus
feil
!“
:::
Das
klang
der
Schneiderin
lieblich
in
die
Ohren
,
sie
steckte
ihr
zartes
Haupt
zum
Fenster
hinaus
:::
und
rief
„
hier
herauf
,
liebe
Frau
,
hier
wird
sie
ihre
Waare
los
.“
:::
Die
Frau
stieg
die
drei
Treppen
mit
ihrem
schweren
Korbe
zu
der
Schneiderin
herauf
und
mußte
die
Töpfe
sämmtlich
vor
ihr
auspacken
.:::
Sie
besah
sie
alle
,
hob
sie
in
die
Höhe
,
hielt
die
Nase
dran
und
sagte
endlich
„
das
Mus
scheint
mir
gut
,
:::
wieg
sie
mir
doch
vier
Loth
ab
,
liebe
Frau
,
wenn
'
s
auch
ein
Viertelpfund
ist
,
kommt
es
mir
nicht
darauf
an
.“
:::
Die
Frau
,
welche
gehofft
hatte
einen
guten
Absatz
zu
finden
,
gab
ihr
was
sie
verlangte
,
ging
aber
ganz
ärgerlich
und
brummig
fort
.:::
„
Nun
,
das
Mus
soll
mir
Gott
gesegnen
,“
rief
die
Schneiderin
,„
und
soll
mir
Kraft
und
Stärke
geben
,“
holte
das
Brot
aus
dem
Schrank
:::
,
schnitt
sich
ein
Stück
über
den
ganzen
Laib
und
strich
das
Mus
darüber
.
:::„
Das
wird
nicht
bitter
schmecken
,“
sprach
sie
,„
aber
erst
will
ich
den
Wams
fertig
machen
,
eh
ich
anbeiße
.“
:::
Sie
legte
das
Brot
neben
sich
,
nähte
weiter
und
machte
vor
Freude
immer
größere
Stiche
.
:::
Indeß
stieg
der
Geruch
von
dem
süßen
Mus
hinauf
an
die
Wand
,
wo
die
Fliegen
in
großer
Menge
saßen
,
so
daß
sie
heran
gelockt
wurden
:::
und
sich
scharenweiß
darauf
nieder
ließen
.„
Ei
,
wer
hat
euch
eingeladen
?“
sprach
die
Schneiderin
,
und
jagte
die
ungebetenen
Gäste
fort
.:::
Die
Fliegen
aber
,
die
kein
deutsch
verstanden
,
ließen
sich
nicht
abweisen
,
sondern
kamen
in
immer
größerer
Gesellschaft
wieder
.
:::
Da
lief
der
Schneiderin
endlich
,
wie
man
sagt
,
die
Laus
über
die
Leber
,
sie
langte
aus
ihrer
Hölle
nach
einem
Tuchlappen
,
:::
und
„
wart
,
ich
will
es
euch
geben
!“
schlug
sie
unbarmherzig
drauf
.
:::
Als
sie
abzog
und
zählte
,
so
lagen
nicht
weniger
als
sieben
vor
ihr
todt
und
streckten
die
Beine
.„
Bist
du
so
ein
Weib
?“
sprach
sie
:::
Und
in
der
Hast
schnitt
sich
die
Schneiderin
einen
Gürtel
,
nähte
ihn
und
stickte
mit
großen
Buchstaben
darauf
:„
siebene
auf
einen
Streich
!“:::
„
Ei
was
Stadt
!“
sprach
sie
weiter
,„
die
ganze
Welt
solls
erfahren
!“
und
ihr
Herz
wackelte
ihr
vor
Freude
wie
ein
Lämmerschwänzchen
.
:::
Die
Schneiderin
band
sich
den
Gürtel
um
den
Leib
,
und
wollte
in
die
Welt
hinaus
,
weil
sie
meinte
die
Werkstätte
sei
zu
klein
für
ihre
Tapferkeit
.:::
Eh
sie
abzog
,
suchte
sie
im
Haus
herum
ob
nichts
da
wäre
,
was
sie
mitnehmen
könnte
,
sie
fand
aber
nichts
als
einen
alten
Käs
,:::
den
steckte
sie
ein
.
Vor
dem
Thore
bemerkte
sie
einen
Vogel
,
der
sich
im
Gesträuch
gefangen
hatte
,
der
mußte
zu
dem
Käse
in
die
Tasche
.:::
Nun
nahm
sie
den
Weg
tapfer
zwischen
die
Beine
,
und
weil
sie
leicht
und
behend
war
,
fühlte
sie
keine
Müdigkeit
.:::
Der
Weg
führte
sie
auf
einen
Berg
,
und
als
sie
den
höchsten
Gipfel
erreicht
hatte
,
:::
so
saß
da
ein
gewaltiger
Riese
und
schaute
sich
ganz
gemächlich
um
.
:::
Die
Schneiderin
ging
beherzt
auf
ihn
zu
,
redete
ihn
an
und
sprach
„
guten
Tag
,
Kamerad
,
gelt
,
du
sitzest
da
,
und
besiehst
dir
die
weitläuftige
Welt
?:::
ich
bin
eben
auf
dem
Wege
dahin
und
will
mich
versuchen
.
Hast
du
Lust
mit
zu
gehen
?“:::
Record
of
'
Die
tapfere
Schneiderin
'
by
dorothea
-
mueller
:::
Der
Riese
sah
die
Schneiderin
verächtlich
an
und
sprach
„
du
Gaunerin
!
du
miserables
Weib
!“
:::
"
Das
wäre
!"
antwortete
die
Schneiderin
,
knöpfte
den
Rock
auf
und
zeigte
dem
Riesen
den
Gürtel
,
„
da
kannst
du
lesen
was
ich
für
eine
Frau
bin
.“
Der
Riese
las
„
siebene
auf
einen
Streich
,“
meinte
das
wären
Menschen
gewesen
,
die
die
Schneiderin
erschlagen
hätte
,
und
bekam
ein
wenig
Respekt
vor
der
kleinen
Frau
.:::
Doch
wollte
er
ihn
erst
prüfen
,
nahm
einen
Stein
in
die
Hand
,
und
drückte
ihn
zusammen
,
dass
das
Wasser
heraustropfte
.
"
Das
mach
mir
nach
,"
sprach
der
Riese
,"
wenn
du
Stärke
hast
.":::
„
Ists
weiter
nichts
?“
sagte
die
Schneiderin
,„
das
ist
bei
unser
einem
Spielwerk
,“
griff
in
die
Tasche
,
holte
den
weichen
Käs
und
drückte
ihn
daß
der
Saft
heraus
lief
.„
Gelt
,“
sprach
sie
,„
das
war
ein
wenig
besser
?“
:::
Der
Riese
wußte
nicht
was
er
sagen
sollte
,
und
konnte
es
von
dem
Mädlein
nicht
glauben
.
Da
hob
der
Riese
einen
Stein
auf
und
warf
ihn
so
hoch
,
daß
man
ihn
mit
Augen
kaum
noch
sehen
konnte
:„
nun
,
du
Erpelmädchen
,
das
tue
mir
nach
.“„
Gut
geworfen
,“
sagte
die
Schneiderin
,„
aber
der
Stein
hat
doch
wieder
zur
Erde
herabfallen
müssen
,
ich
will
dir
einen
werfen
,
der
soll
gar
nicht
wieder
kommen
;“
griff
in
die
Tasche
,
nahm
den
Vogel
und
warf
ihn
in
die
Luft
.
Der
Vogel
,
froh
über
seine
Freiheit
,
stieg
auf
,
flog
fort
und
kam
nicht
wieder
.„
Wie
gefällt
dir
das
Stückchen
,
Kamerad
?“
fragte
die
Schneiderin
.:::„
Werfen
kannst
du
wohl
,“
sagte
der
Riese
,„
aber
nun
wollen
wir
sehen
ob
du
im
Stande
bist
etwas
ordentliches
zu
tragen
.“
Er
führte
die
Schneiderin
zu
einem
mächtigen
Eichbaum
,
der
da
gefällt
auf
dem
Boden
lag
,
und
sagte
„
wenn
du
stark
genug
bist
,
so
hilf
mir
den
Baum
aus
dem
Walde
heraus
tragen
.:::
„
Gerne
,“
antwortete
die
kleine
Frau
,„
nimm
du
nur
den
Stamm
auf
deine
Schulter
,
ich
will
die
Äste
mit
dem
Gezweig
aufheben
und
tragen
,
das
ist
doch
das
schwerste
.“:::
Der
Riese
nahm
den
Stamm
auf
die
Schulter
,
die
Schneiderin
aber
setzte
sich
auf
einen
Ast
,
und
der
Riese
,
der
sich
nicht
umsehen
konnte
,
mußte
den
ganzen
Baum
und
die
Schneiderin
noch
obendrein
forttragen
.:::
Sie
war
da
hinten
ganz
lustig
und
guter
Dinge
,
pfiff
das
Liedchen
„
es
ritten
drei
Schneider
zum
Thore
hinaus
,“
als
wäre
das
Baumtragen
ein
Kinderspiel
.:::
Der
Riese
,
nachdem
er
ein
Stück
Wegs
die
schwere
Last
fortgeschleppt
hatte
,
konnte
nicht
weiter
und
rief
„
hör
,
ich
muß
den
Baum
fallen
lassen
.“
:::
Die
Schneiderin
sprang
behendiglich
herab
,
faßte
den
Baum
mit
beiden
Armen
,
als
wenn
sie
ihn
getragen
hätte
,
und
sprach
zum
Riesen
„
du
bist
ein
so
großer
Kerl
und
kannst
den
Baum
nicht
einmal
tragen
.“
:::
Sie
giengen
zusammen
weiter
,
und
als
sie
an
einem
Kirschbaum
vorbei
kamen
,
faßte
der
Riese
die
Krone
des
Baums
,
wo
die
zeitigsten
Früchte
hiengen
,
bog
sie
herab
,
gab
sie
der
Schneiderin
in
die
Hand
und
ließ
sie
essen
.:::
Die
Schneiderin
aber
war
viel
zu
schwach
um
den
Baum
zu
halten
,
und
als
der
Riese
los
ließ
,
fuhr
der
Baum
in
die
Höhe
,
und
die
Schneiderin
ward
mit
in
die
Luft
geschnellt
.:::
Als
sie
wieder
ohne
Schaden
herabgefallen
war
,
sprach
der
Riese
„
was
ist
das
,
hast
du
nicht
Kraft
die
schwache
Gerte
zu
halten
?“:::
„
An
der
Kraft
fehlt
es
nicht
,“
antwortete
die
Schneiderin
,
„
meinst
du
das
wäre
etwas
für
eine
,
die
siebene
mit
einem
Streich
getroffen
hat
?
ich
bin
über
den
Baum
gesprungen
,
weil
die
Jäger
da
unten
in
das
Gebüsch
schießen
.
Spring
nach
,
wenn
dus
vermagst
.“:::
Der
Riese
machte
den
Versuch
,
konnte
aber
nicht
über
den
Baum
kommen
,
sondern
blieb
in
den
Ästen
hängen
,
also
daß
die
Schneiderin
auch
hier
die
Oberhand
behielt
.
:::
Der
Riese
sprach
„
wenn
du
eine
so
tapfere
Frau
bist
,
so
komm
mit
in
unsere
Höhle
und
übernachte
bei
uns
.“
Die
Schneiderin
war
bereit
und
folgte
ihm
.:::
Der
Riese
sprach
„
wenn
du
eine
so
tapfere
Frau
bist
,
so
komm
mit
in
unsere
Höhle
und
übernachte
bei
uns
.“
Die
Schneiderin
war
bereit
und
folgte
ihm
.:::
Als
sie
in
der
Höhle
anlangten
,
saßen
da
noch
andere
Riesen
beim
Feuer
,
und
jeder
hatte
ein
gebratenes
Schaf
in
der
Hand
und
aß
davon
.
Die
Schneiderin
sah
sich
um
und
dachte
„
es
ist
doch
hier
viel
weitläuftiger
als
in
meiner
Werkstatt
.“:::
Der
Riese
wies
ihr
ein
Bett
an
und
sagte
sie
sollte
sich
hineinlegen
und
ausschlafen
.
Der
Schneiderin
war
aber
das
Bett
zu
groß
,
sie
legte
sich
nicht
hinein
,
sondern
kroch
in
eine
Ecke
.:::
Als
es
Mitternacht
war
,
und
der
Riese
meinte
die
Schneiderin
läge
in
tiefem
Schlafe
,
so
stand
er
auf
,
nahm
eine
große
Eisenstange
und
schlug
das
Bett
mit
einem
Schlag
durch
,
und
meinte
er
hätte
dem
Grashüpfer
den
Garaus
gemacht
.:::
Mit
dem
frühsten
Morgen
gingen
die
Riesen
in
den
Wald
und
hatten
die
Schneiderin
ganz
vergessen
,
da
kam
sie
auf
einmal
ganz
lustig
und
verwegen
daher
geschritten
.
Die
Riesen
erschracken
,
fürchteten
sie
schlüge
sie
alle
tot
und
liefen
in
einer
Hast
fort
.
:::
Die
Schneiderin
zog
weiter
,
immer
ihrer
spitzen
Nase
nach
.
Nachdem
sie
lange
gewandert
war
,
kam
sie
in
den
Hof
eines
königlichen
Palastes
,
und
da
sie
Müdigkeit
empfand
,
so
legte
sie
sich
ins
Gras
und
schlief
ein
.:::
Während
sie
da
lag
,
kamen
die
Leute
,
betrachteten
sie
von
allen
Seiten
und
lasen
auf
dem
Gürtel
„
siebene
auf
einen
Streich
.“
„
Ach
,“
sprachen
sie
,
„
was
will
die
große
Kriegsheldin
hier
mitten
im
Frieden
?
Das
muß
eine
mächtige
Frau
sein
.“:::
Sie
gingen
und
meldeten
es
dem
König
,
und
meinten
wenn
Krieg
ausbrechen
sollte
,
wäre
das
eine
wichtige
und
nützliche
Frau
,
die
man
um
keinen
Preis
fortlassen
dürfte
.
Dem
König
gefiel
der
Rath
und
er
schickte
einen
von
seinen
Hofleuten
an
die
Schneiderin
ab
,
der
sollte
ihr
,
wenn
sie
aufgewacht
wäre
,
Kriegsdienste
anbieten
.:::
Der
Abgesandte
blieb
bei
der
Schläferin
stehen
,
wartete
bis
sie
ihre
Glieder
streckte
und
die
Augen
aufschlug
,
und
brachte
dann
seinen
Antrag
vor
.
„
Eben
deshalb
bin
ich
hierher
gekommen
,“
antwortete
sie
,
„
ich
bin
bereit
in
des
Königs
Dienste
zu
treten
.“
Also
ward
sie
ehrenvoll
empfangen
und
ihr
eine
besondere
Wohnung
angewiesen
.
:::
Die
Kriegsleute
aber
waren
der
Schneiderin
aufgesessen
und
wünschten
es
wäre
tausend
Meilen
weit
weg
.
„
Was
soll
daraus
werden
?“
sprachen
sie
untereinander
,
„
wenn
wir
Zank
mit
ihr
kriegen
und
sie
haut
zu
,
so
fallen
auf
jeden
Streich
siebene
.
Da
kann
unser
einer
nicht
bestehen
.“
:::
Also
faßten
sie
einen
Entschluß
,
begaben
sich
allesamt
zum
König
und
baten
um
ihren
Abschied
.
„
Wir
sind
nicht
gemacht
,“
sprachen
sie
,
„
neben
einer
Frau
auszuhalten
,
die
siebene
auf
einen
Streich
schlägt
.“
:::
Der
König
war
traurig
daß
er
um
der
Einen
willen
alle
seine
treuen
Diener
verlieren
sollte
,
wünschte
daß
seine
Augen
sie
nie
gesehen
hätten
und
wäre
sie
gerne
wieder
los
gewesen
.
Aber
er
getraute
sich
nicht
ihr
den
Abschied
zu
geben
,
weil
er
fürchtete
sie
möchte
ihn
samt
seinem
Volke
tot
schlagen
und
sich
auf
den
königlichen
Thron
setzen
.:::
Er
sann
lange
hin
und
her
,
endlich
fand
er
einen
Rath
.
Er
schickte
zu
der
Schneiderin
und
ließ
ihr
sagen
weil
sie
eine
so
große
Kriegsheldin
wäre
,
so
wollte
sie
ihm
ein
Anerbieten
machen
.
In
einem
Walde
seines
Landes
hausten
zwei
Riesen
,
die
mit
Rauben
Morden
Sengen
und
Brennen
großen
Schaden
stifteten
:
niemand
dürfte
sich
ihnen
nahen
ohne
sich
in
Lebensgefahr
zu
setzen
.:::
Wenn
er
diese
beiden
Riesen
überwände
und
tötete
,
so
wollte
er
ihr
seinen
einzigen
Sohn
zum
Gemahl
geben
und
das
halbe
Königreich
zur
Ehesteuer
;
auch
sollten
hundert
Reiter
mit
ziehen
und
ihr
Beistand
leisten
.:::
„
Das
wäre
so
etwas
für
eine
Frau
,
wie
du
bist
,“
dachte
die
Schneiderin
,
„
einen
schönen
Königssohn
und
ein
halbes
Königreich
wird
einem
nicht
alle
Tage
angeboten
.“
„
O
ja
,“
gab
sie
zur
Antwort
,
„
die
Riesen
will
ich
schon
bändigen
,
und
habe
die
hundert
Reiter
dabei
nicht
nöthig
:
wer
siebene
auf
einen
Streich
trifft
,
braucht
sich
vor
zweien
nicht
zu
fürchten
.“
:::
Die
Schneiderin
zog
aus
,
und
die
hundert
Reiter
folgten
ihr
.
Als
sie
zu
dem
Rand
des
Waldes
kam
,
sprach
sie
zu
ihren
Begleitern
„
bleibt
hier
nur
halten
,
ich
will
schon
allein
mit
den
Riesen
fertig
werden
.“
Dann
sprang
sie
in
den
Wald
hinein
und
schaute
sich
rechts
und
links
um
.:::
Über
ein
Weilchen
erblickte
sie
beide
Riesen
:
sie
lagen
unter
einem
Baume
und
schliefen
und
schnarchten
dabei
,
daß
sich
die
Äste
auf
und
nieder
bogen
.
Die
Schneiderin
,
nicht
faul
,
las
beide
Taschen
voll
Steine
und
stieg
damit
auf
den
Baum
.:::
Als
sie
in
der
Mitte
war
,
rutschte
sie
auf
einen
Ast
bis
sie
gerade
über
die
Schläfer
zu
sitzen
kam
,
und
ließ
dem
einen
Riesen
einen
Stein
nach
dem
andern
auf
die
Brust
fallen
.
Der
Riese
spürte
lange
nichts
,
doch
endlich
wachte
er
auf
,
stieß
seinen
Gesellen
an
und
sprach
„
was
schlägst
du
mich
.“
„
Du
träumst
,“
sagte
der
andere
,
„
ich
schlage
dich
nicht
.“:::
Sie
legten
sich
wieder
zum
Schlaf
,
da
warf
die
Schneiderin
auf
den
zweiten
einen
Stein
herab
.
„
Was
soll
das
?“
rief
der
andere
,
„
warum
wirfst
du
mich
?“
„
Ich
werfe
dich
nicht
,“
antwortete
der
erste
und
brummte
.
Sie
zankten
sich
eine
Weile
herum
,
doch
weil
sie
müde
waren
,
ließen
sies
gut
sein
,
und
die
Augen
fielen
ihnen
wieder
zu
.:::
Die
Schneiderin
fieng
ihr
Spiel
von
neuem
an
,
suchte
den
dicksten
Stein
aus
und
warf
ihn
dem
ersten
Riesen
mit
aller
Gewalt
auf
die
Brust
.
„
Das
ist
zu
arg
!“
schrie
er
,
sprang
wie
ein
Unsinniger
auf
und
stieß
seinen
Gesellen
wider
den
Baum
daß
dieser
zitterte
.
Der
andere
zahlte
mit
gleicher
Münze
,
und
sie
geriethen
in
solche
Wuth
,
daß
sie
Bäume
ausrissen
,
auf
einander
los
schlugen
,
so
lang
bis
sie
endlich
beide
zugleich
todt
auf
die
Erde
fielen
.:::
Die
Schneiderin
fieng
ihr
Spiel
von
neuem
an
,
suchte
den
dicksten
Stein
aus
und
warf
ihn
dem
ersten
Riesen
mit
aller
Gewalt
auf
die
Brust
.„
Das
ist
zu
arg
!“
schrie
er
,
sprang
wie
ein
Unsinniger
auf
und
stieß
seinen
Gesellen
wider
den
Baum
daß
dieser
zitterte
.
Der
andere
zahlte
mit
gleicher
Münze
,
und
sie
geriethen
in
solche
Wuth
,
daß
sie
Bäume
ausrissen
,
auf
einander
los
schlugen
,
so
lang
bis
sie
endlich
beide
zugleich
todt
auf
die
Erde
fielen
.:::
Nun
sprang
die
Schneiderin
herab
.
„
Ein
Glück
nur
,“
sprach
sie
,
„
daß
sie
den
Baum
,
auf
dem
ich
saß
,
nicht
ausgerissen
haben
,
sonst
hätte
ich
wie
ein
Eichhörnchen
auf
einen
andern
springen
müssen
:
doch
unser
einer
ist
flüchtig
!“:::
Sie
zog
ihr
Schwert
und
versetzte
jedem
ein
paar
tüchtige
Hiebe
in
die
Brust
,
dann
gieng
sie
hinaus
zu
den
Reitern
und
sprach
„
die
Arbeit
ist
gethan
,
ich
habe
beiden
den
Garaus
gemacht
:
aber
hart
ist
es
hergegangen
,
sie
haben
in
der
Noth
Bäume
ausgerissen
und
sich
gewehrt
,
doch
das
hilft
alles
nichts
wenn
eine
kommt
wie
ich
,
die
siebene
auf
einen
Streich
schlägt
.“:::
„
Seid
ihr
denn
nicht
verwundet
?“
fragten
die
Reiter
.„
Das
hat
gute
Wege
,“
antwortete
die
Schneiderin
,„
kein
Haar
haben
sie
mir
gekrümmt
.“
Die
Reiter
wollten
ihr
keinen
Glauben
beimessen
und
ritten
in
den
Wald
hinein
:
da
fanden
sie
die
Riesen
in
ihrem
Blute
schwimmend
,
und
rings
herum
lagen
die
ausgerissenen
Bäume
.
:::
Die
Schneiderin
verlangte
von
dem
König
die
versprochene
Belohnung
,
den
aber
reute
sein
Versprechen
und
er
sann
aufs
neue
wie
er
sich
die
Heldin
vom
Halse
schaffen
könnte
.
„
Ehe
du
meinen
Sohn
und
das
halbe
Reich
erhältst
,“
sprach
er
zu
ihr
,
„
mußt
du
noch
eine
Heldenthat
vollbringen
.:::
In
dem
Walde
läuft
ein
Einhorn
,
das
großen
Schaden
anrichtet
,
das
mußt
du
erst
einfangen
.“
„
Vor
einem
Einhorne
fürchte
ich
mich
noch
weniger
als
vor
zwei
Riesen
;
siebene
auf
einen
Streich
,
das
ist
meine
Sache
.“
:::
Sie
nahm
sich
einen
Strick
und
eine
Axt
mit
,
gieng
hinaus
in
den
Wald
,
und
hieß
abermals
die
,
welche
ihr
zugeordnet
waren
,
außen
warten
.
Sie
brauchte
nicht
lange
zu
suchen
,
das
Einhorn
kam
bald
daher
,
und
sprang
geradezu
auf
die
Schneiderin
los
,
als
wollte
es
sie
ohne
Umstände
aufspießen
.
:::
„
Sachte
,
sachte
,“
sprach
sie
,
„
so
geschwind
geht
das
nicht
,“
blieb
stehen
und
wartete
bis
das
Thier
ganz
nahe
war
,
dann
sprang
sie
behendiglich
hinter
dem
Baum
.
Das
Einhorn
rannte
mit
aller
Kraft
gegen
den
Baum
und
spießte
sein
Horn
so
fest
in
den
Stamm
,
daß
es
nicht
Kraft
genug
hatte
es
wieder
heraus
zu
ziehen
,
und
so
war
es
gefangen
.:::
„
Jetzt
hab
ich
das
Vöglein
,“
sagte
die
Schneiderin
,
kam
hinter
dem
Baum
hervor
,
legte
dem
Einhorn
den
Strick
erst
um
den
Hals
,
dann
hieb
sie
mit
der
Axt
das
Horn
aus
dem
Baum
und
als
alles
in
Ordnung
war
führte
sie
das
Thier
ab
und
brachte
es
dem
König
.
:::
Der
König
wollte
ihr
den
verheißenen
Lohn
noch
nicht
gewähren
,
und
machte
eine
dritte
Forderung
.
Die
Schneiderin
sollte
ihm
vor
der
Hochzeit
erst
ein
Wildschwein
fangen
,
das
in
dem
Wald
großen
Schaden
that
;
die
Jäger
sollten
ihr
Beistand
leisten
.:::
„
Gerne
,“
sprach
die
Schneiderin
,
„
das
ist
ein
Kinderspiel
.“
Die
Jäger
nahm
sie
nicht
mit
in
den
Wald
,
und
sie
waren
wohl
zufrieden
,
denn
das
Wildschwein
hatte
sie
schon
mehrmals
so
empfangen
daß
sie
keine
Lust
hatten
ihr
nachzustellen
.
:::
Als
das
Schwein
die
Schneiderin
erblickte
,
lief
es
mit
schäumendem
Munde
und
wetzenden
Zähnen
auf
sie
zu
,
und
wollte
sie
zur
Erde
werfen
:
die
flüchtige
Heldin
aber
sprang
in
eine
Kapelle
,
die
in
der
Nähe
war
,
und
gleich
oben
zum
Fenster
in
einem
Satze
wieder
hinaus
.:::
Das
Schwein
war
hinter
ihr
her
gelaufen
,
sie
aber
hüpfte
außen
herum
und
schlug
die
Thüre
hinter
ihm
zu
;
da
war
das
wüthende
Thier
gefangen
,
das
viel
zu
schwer
und
unbehilflich
war
,
um
zu
dem
Fenster
hinaus
zu
springen
.:::
Die
Schneiderin
rief
die
Jäger
herbei
essen
.
Die
Schneiderin
aber
war
viel
zu
schwach
um
den
Baum
zu
halten
,
und
als
der
Riese
los
ließ
,
fuhr
der
Baum
in
die
Höhe
,
und
die
Schneiderin
ward
mit
in
die
Luft
geschnellt
.:::
Die
Schneiderin
rief
die
Jäger
herbei
essen
,
die
mußten
den
Gefangenen
mit
eigenen
Augen
sehen
:
die
Heldin
aber
begab
sich
zum
Könige
,
der
nun
,
er
mochte
wollen
oder
nicht
,
sein
Versprechen
halten
mußte
und
ihr
seinen
Sohn
und
das
halbe
Königreich
übergab
.:::
Hätte
er
gewußt
daß
keine
Kriegsheldin
sondern
eine
Schneiderin
vor
ihm
stand
,
es
wäre
ihm
noch
mehr
zu
Herzen
gegangen
.
Die
Hochzeit
ward
also
mit
großer
Pracht
und
kleiner
Freude
gehalten
,
und
aus
einer
Schneiderin
ein
König
gemacht
.
:::
Nach
einiger
Zeit
hörte
der
junge
König
in
der
Nacht
wie
seine
Gemahlin
im
Traume
sprach
„
Mädchen
,
mach
mir
den
Wams
und
flick
mir
die
Hosen
,
oder
ich
will
dir
die
Elle
über
die
Ohren
schlagen
.“:::
Da
merkte
er
in
welcher
Gasse
die
junge
Dame
geboren
war
,
klagte
am
andern
Morgen
seinem
Vater
sein
Leid
und
bat
er
möchte
ihm
von
der
Dame
helfen
,
die
nichts
anders
als
eine
Schneiderin
wäre
.:::
Der
König
sprach
ihm
Trost
zu
und
sagte
„
laß
in
der
nächsten
Nacht
deine
Schlafkammer
offen
,
meine
Diener
sollen
außen
stehen
und
,
wenn
sie
eingeschlafen
ist
,
hineingehen
,
sie
binden
und
auf
ein
Schiff
tragen
,
das
sie
in
die
weite
Welt
führt
.“:::
Der
Mann
war
damit
zufrieden
,
der
Königin
Waffenträger
aber
,
der
alles
mit
angehört
hatte
,
war
der
jungen
Dame
gewogen
und
hinterbrachte
ihr
den
ganzen
Anschlag
.
„
Dem
Ding
will
ich
einen
Riegel
vorschieben
,“
sagte
die
Schneiderin
.:::
Abends
legte
sie
sich
zu
gewöhnlicher
Zeit
mit
seinem
Mann
zu
Bett
:
als
er
glaubte
sie
sei
eingeschlafen
,
stand
er
auf
,
öffnete
die
Thüre
und
legte
sich
wieder
.:::
Die
Schneiderin
,
die
sich
nur
stellte
als
wenn
sie
schlief
,
fieng
an
mit
heller
Stimme
zu
rufen
„
Mädchen
,
mach
mir
den
Wams
und
flick
mir
die
Hosen
,
oder
ich
will
dir
die
Elle
über
die
Ohren
schlagen
!
ich
habe
siebene
mit
einem
Streich
getroffen
,
zwei
Riesen
getödtet
,
ein
Einhorn
fortgeführt
,
und
ein
Wildschwein
gefangen
,
und
sollte
mich
vor
denen
fürchten
,
die
draußen
vor
der
Kammer
stehen
!“:::
Als
diese
die
Schneiderin
also
sprechen
hörten
,
überkam
sie
eine
große
Furcht
,
sie
liefen
als
wenn
das
wilde
Heer
hinter
ihnen
wäre
,
und
keiner
wollte
sich
mehr
an
sie
wagen
.
Also
war
und
blieb
die
Schneiderin
ihren
Lebtag
eine
Königin
.
Stop